14.08.2023  – Da sind wir wieder: USDRUB ist auf die Marke von 100 abgestürzt. Vor Wochen hatte schon der Euro die magische 100er-Marke erreicht. Die Baisse spiegelt die Risse im russischen Staatsfundament wider, die eine massive Kapitalflucht verursacht haben.

Der Rubel ist wieder so schwach, wie er es zuletzt im März 2022 gewesen ist. Hier der Stundenchart von USDRUB. Wir vermuten nun baldige Gegenmaßnahmen, die Tradern auf der Long-Seite wieder Gewinne bringen könnten: Moskau will bis zum Ende des Jahres keine fremden Währungen mehr auf dem Weltmarkt kaufen. Dagegen sollen pro Tag Devisen aus dem Staatsfonds von bis zu 23 Millionen Dollar verkauft werden. Außerdem meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Zentralbank, eine Anhebung auf der nächsten regulären Sitzung im September sei möglich. Vielleicht wird es wieder ein bedeutender Zinsschritt.

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Der Rubel hatte kurz nach der Ukraine-Invasion schon einmal kräftig zugelegt – von 138 ging es bis auf 52 Rubel je Greenback. Das lag an einem Feuerwerk aus Gegenmaßnahmen des russischen Staates und der Notenbank, das jetzt abgebrannt scheint. Strikte Kapitalkontrollen, rapide anziehende Energiepreise und ein Kollaps der Importe nach Russland hatten zunächst den Rubel gestärkt. Außerdem natürlich eine heftige Zinserhöhung: Kurz nach Invasionsbeginn hatte die Notenbank ihren Leitzins am 28. Februar 2022 von 9,5 auf 20 Prozent angehoben. Dann ging es wieder zurück. Und in diesem Juli hob die Zentralbank die Leitzinsen von 7,5 auf 8,5 Prozent an.

Weniger Petrodollars

Jetzt aber sieht es düster aus für den Rubel. Die Kriegskosten steigen. Die westlichen Sanktionen greifen. Indien oder China bekommen Discount-Preise bei Öl und Gas. 2022 war Russlands Überschuss im Außenhandel auf den Rekordwert von 332 Milliarden Dollar gestiegen. Doch nach Angaben der Notenbank ist er um 80 Prozent gesunken. Russlands Staatshaushalt schloss im ersten Halbjahr mit einem Defizit von 2,6 Billionen Rubel, also etwa 26 Milliarden Euro. Gerade meldete Moskau zum achten Monat in Folge ein Budgetdefizit.

Auch in der Politik gibt es Probleme. Nicht nur der seltsame Prigoschin-Putsch im Juni machte erstmals Risse im System sichtbar. Ende Juni kritisierte sogar der Oligarch Oleg Deripaska die Invasion der Ukraine als „kolossalen Fehler“ – und der Rusal-Chef sprach von einem „Krieg“. Was normalerweise sofortige Haft nach sich zieht.

Haishenwai, Kuyedao und Xing’an

Außenpolitische Absetzbewegungen gibt es ebenfalls. Die Türkei ist mit der NATO-Freigabe für Finnland und Schweden sowie der Freilassung ukrainischer Soldaten aus dem Asow-Regiment sichtlich von Russland abgerückt – vielleicht nur vorerst, vielleicht für immer.

Auch Peking steht keinesfalls bedingungslos an der Seite von Moskau. Schon im April hatte die „Neue Zürcher Zeitung“ auf ein interessantes Detail aus China hingewiesen. Demnach müssen laut einer Ministerialverordnung Russlands Pazifikmetropole Wladiwostok auf chinesischen Landkarten nun auch wieder „Haishenwai“ heißen. Die Insel Sachalin muss „Kuyedao“ genannt werden. Und das Stanowoi-Gebirge „Äußeres Xing’an-Gebirge“. Das sieht so aus, als habe Peking den Verlust seiner Gebiete an Russland und die „ungleichen Verträge“ aus dem 19. Jahrhundert nie akzeptiert. Wer weiß – vielleicht rollen irgendwann chinesische Panzer in Sibirien.

Unser Fazit aus alledem: Der Rubel bleibt ein Seismograph für den Zustand Russlands. Eine dauerhafte Erholung ist aber nur zu erwarten, wenn Russland wieder in die Weltwirtschaft integriert wird. Falls sich Russland im Grabenkrieg in der Ukraine durchsetzt, stehen genug westliche Firmen bereit, um wieder in der Russischen Föderation zu investieren. Wir sind gespannt, wie es weitergeht und wünschen erfolgreiche Trades und Investments!

 

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