Trump geht – der Markt bebt

 

25.09.2019 – Special report. Die Demokraten wollen Donald Trump aus dem Amt jagen. Der Präsident soll die Ukraine dazu gezwungen haben, die Familie seines schärfsten Widersachers Joe Biden juristisch wegen Korruption ins Visier zu nehmen. Falls das Vorhaben Impeachment gelingt, wird die Wall Street wackeln. Dollar, Treasuries und Gold gleich mit dazu. Oder aber, Trump geht als Sieger hervor und die Hausse läuft weiter. Wir beleuchten die Hintergründe.

Unverhofft kommt oft

Auf der Wett-Webseite PredictIt schossen gerade die Wetten auf eine Amtsenthebung Trumps unter hohem Volumen kräftig nach oben. Und die Wall Street knickte nach der Ankündigung der Demokraten ein wenig ein, was aber auch am Thema China lag. Noch herrscht einige Gelassenheit, denn die Angelegenheit könnte ein Eigentor für die Demokraten werden. Doch unverhofft kommt oft.

Blick in die Historie

Zum Vergleich: In der Watergate-Affäre, die sich knapp zwei Jahre bis zum Rücktritt von Richard Nixon am 9. August 1974 hinzog, mit dem er einem Impeachment zuvor kam, befand sich die Wall Street in einer heftigen Baisse, die sich nach dem Abgang fortsetzte. Allerdings hatten Vietnamkrieg, Yom-Kippur-Krieg und der Ölschock die USA in eine Rezession geschickt.
Vor dem Amtsenthebungsverfahren gegen Bill Clinton zeigte sich die Börse weitgehend unbeeindruckt, nach dem Scheitern im Februar 1999 stieg der Dow Jones weiter, bevor die Dot-Com-Blase allmählich Luft abließ. Allerdings befand sich die Wall Street auch in einer verschärften Internet-Euphorie und die USA hatten im Zuge des beendeten Kalten Krieges die Staatsausgaben drastisch reduziert.

Szenario 1): Trump stürzt

Diesmal boomt die US-Wirtschaft ebenfalls – doch die jetzigen demokratischen Frontrunner gelten nicht als wirtschaftsfreundlich. Daher vermuten wir, dass die Wall Street einbricht, falls Trump stürzt. Es könnte durchaus zu einem Minus von zum Beispiel 3.000 Zählern im Dow Jones kommen. Denn zum einen ist diese Möglichkeit noch wenig eingepreist. Zum anderen stehen bei einem Sieg der Demokraten in einer Neuwahl – vielleicht gar von einem Vertreter des linksradikalen Flügels – höhere Unternehmens- und Einkommenssteuern an. Zudem offene Grenzen für alle inklusive medizinischer Vollversorgung; dies bei gleichzeitiger Einschränkung des Waffenbesitzes für steuerzahlende Bürger. Somit könnten auch Waffen-Aktien zu einem Short werden.
Weiter dürfte vor allem die US-Ölindustrie leiden, da eine neue, grüne Energiepolitik droht. Aktien von kleinen Ölförderern und Service-Firmen dürften also ebenfalls für einen Short in Frage kommen. Was das Angebot an Erdöl im Weltmarkt verknappen könnte und zudem mit einer schwächeren Nachfrage der US-Wirtschaft einher gehen würde; aber wohl durch einen von Sanktionen befreiten Iran und neue Ölexporte des gescheiterten sozialistischen Staates Venezuela ausgeglichen würde. Denn vermutlich würden siegreiche Demokraten außenpolitisch keinen harten Kurs fahren. Öl wäre also wohl neutral. Dagegen wären amerikanische Öko-Aktien bei den Nebenwerten ein Long-Trade: Solar, Wasseraufbereitung, Elektro-Autos.
Die üblichen sicheren Häfen in turbulenten Zeiten wie Gold, Silber oder US-Treasuries dürften zulegen. Zudem dürfte auch der japanische Yen gefragt sein. Was wiederum vor allem den Nikkei unter Druck setzen dürfte, da der Export vom Nippon leidet. Und da China wohl einen schwächeren US-Kontrahenten in einem Zolldeal erhalten würde, der wie immer auf Nachgeben setzt, wären chinesische Aktien eher ein Investment auf der Long-Seite.
Fazit: Kursschwankungen in allen Assets von 15 bis 25 Prozent sollten Sie einpreisen, bis sich die Lage bei einer Neuwahl beruhigt hat.

Szenario 2): Sieg für Trump

Trump könnte die Attacke überstehen – entweder weil die Demokraten aus Angst vor dem Wähler der Mut verlässt. Zumal die meisten Menschen in den USA sowieso andere Sorgen haben als die Intrigen im Sumpf von Washington D.C. Laut einer Umfrage von Politico/Morning Consult aus der Vorwoche wollen nur 37 Prozent ein Impeachment. Warten wir ab, wie sich die Stimmung entwickelt. Oder aber die republikanische Abwehrfront hält. Und Trump dreht den Spieß um und die Demokraten werden angesichts ihrer eigenen Verfehlungen in den Augen der Wähler zu den eigentlichen Bösen – dazu gleich mehr. Was The Donald in den kommenden Monaten in einen glorreichen Wahlsieg 2020 ummünzt.
In diesem Fall dürfte die Wall Street weiter nach oben laufen, da eine weiter wirtschaftsfreundliche Politik und Druck auf die Federal Reserve zu erwarten ist. Sollte aus der Wahl im Januar 2020 sogar ein republikanisch dominierter Kongress hervortreten und die Federal Reserve die Zinsen weiter senken, ist ein Plus im Dow von 10 Prozent oder mehr durchaus möglich. Dann dürfte ein gestärkter Trump nämlich gegenüber China einen harten und für die USA guten Zolldeal durchsetzen. Ebenfalls zulegen, jedoch weit schwächer als in Szenario 1, dürften Bonds und Gold, dies wegen der Politik des billigen Geldes. Ferner halten wir auch Bauaktien für ein interessantes Investment, da langfristig die Infrastruktur des Landes erneuert werden muss, was sich aber in dieser Amtszeit kaum noch anschieben lässt. Vermutlich wird Trump auch die US-Ölindustrie weiter fördern, um in Zusammenarbeit mit den Saudis für ein gutes Angebot an Erdöl zu sorgen – denn billige Energie macht die Wähler froh. Öl dürfte in diesem Fall eher ein Short-Investment sein.
Wie auch immer: Wichtig ist es für Sie, die Hintergründe zu kennen, falls Sie CFD oder online Aktien handeln – nur so können Sie die wichtigen Fakten aus Ihren regelmäßigen Realtime-Updates herausfiltern und sich richtig an der Börse positionieren.

Vorsicht am Donnerstag

Wichtig wird für alle, die CFD und online Aktien handeln nun der morgige Donnerstag, er könnte einige Volatilität bei Aktien, Anleihen und dem Dollar bringen: Denn das House Intelligence Committee hat Joseph Maguire vorgeladen, den Acting Director of National Intelligence. Er soll die Ukraine-Angelegenheit aufklären.
Trump soll in einem Telefonat den neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aufgefordert haben, Ermittlungen wegen Korruption gegen Hunter Biden aufzunehmen, den Sohn des führenden demokratischen Politikers Joe Biden. Vor dem Gespräch soll Trump versprochene Militärhilfen an die Ukraine eingefroren haben. Laut „New York Times“ ging es um 391 Millionen US-Dollar. Ein Geheimdienstmitarbeiter meldete das einer internen Kontrollbehörde. Der Whistleblower will nun vor dem Kongress aussagen. Damit steht der Verdacht im Raum, dass Trump seine Macht missbrauchte. Trump twitterte, er werde ein „vollständiges und unredigiertes“ Transkript des Telefonates veröffentlichen, das ihn entlaste. Der Tippgeber soll laut „The Federalist“ übrigens einen Anwalt angeheuert haben, der sowohl für Hillary Clinton als auch für Chuck Schumer, den Fraktionsführer der Demokraten im Senat, gearbeitet hat. Was nach einer parteipolitischen Hexenjagd aussieht.

Zweierlei Maß und Heuchelei

Auch sonst hat die ganze Angelegenheit einen üblen Beigeschmack. In seiner Zeit als Vizepräsident setzte der Demokrat Joe Biden durch, dass die Ukraine ihren Generalstaatsanwalt Viktor Shokin schasste. Der untersuchte einst Korruption bei einem ukrainischen Gas-Konzern namens Burisma Holdings – und der wiederum beschäftigte Hunter Biden für satte 50.000 Dollar im Monat. Sohnemann hatte übrigens keinerlei Erfahrung mit Erdgas oder mit der Ukraine. Shokin sagte dem Fernsehsender ABC, es bestehe kein Zweifel daran, dass Biden Senior ihn wegen der Ermittlungen abservieren ließ.
Tatsächlich bestätigte Joe Biden den Vorgang voriges Jahr vor dem Council on Foreign Relations, das ist ein außenpolitischer Think Tank. Biden prahlte damit, dass er die Ukraine mit der Drohung in die Ecke drängte, entweder Shokin zu entlassen, oder auf US-Kredite in Höhe von 1 Milliarde Dollar zu verzichten, berichtete die Publikation „The Hill“. Der damalige Präsident Petro Poroshenko feuerte daraufhin Shokin. Laut Biden wusste Präsident Barack Obama von der Erpressung, die die Ukraine in den Staatsbankrott hatte treiben können.

Wie korrupt sind die Demokraten?

Zudem feuert Trumps Anwalt Rudy Giuliani derzeit aus allen Rohren: Hunter Biden habe über die Route Ukraine–Lettland–Zypern–USA rund 3 Millionen Dollar gewaschen. Auch diese Anschuldigung werde von den „Swamp Media“ totgeschwiegen, twitterte er. Genau wie die Tatsache, dass die Biden-Familie durch ein Firmengeflecht Schmiergelder von China in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar eingesteckt habe. Tatsächlich berichtete die „New York Post“ von einem historischen Deal der Bank of China, die einen Investmentfonds namens Bohai Harvest RST aufsetzte, der mit einer Firma namens Rosemont Seneca Partners kooperierte. Zwei der drei Inhaber von Rosemont waren Hunter Biden und Chris Heinz – Schwiegersohn des ehemaligen demokratischen Außenministers John Kerry.

Auf die Republikaner kommt es an

Und so könnte die Angelegenheit weiter gehen: Ein vom Repräsentantenhaus mit einfacher Mehrheit auf den Weg gebrachtes Impeachment muss vom Senat mit einer Zweidrittelmehrheit abgesegnet werden. Da dort die Republikaner 53 der 100 Sitze halten, müssten 20 Republikaner umgestimmt werden. Vielleicht hält die Front. Doch einige Opportunisten können die Seite wechseln. Tatsächlich hat der republikanische Senator Mitt Romney möglichen Druck auf die Ukraine besorgniserregend genannt – vermutlich wird er für eine Amtsenthebung stimmen, um selbst als Präsident anzutreten.
Wie auch immer die Sache ausgeht: Fest steht, dass die Börse keine Unsicherheit mag – und wir somit verstärkte Volatilität sehen werden. Womit sich der VIX als Long-Trade anbieten könnte. Behalten Sie die Sache also im Blick und ihre Handelsplattform offen. Die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades!

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