Chinesische Wasserfolter für die Börsianer

Finanzmarkt

21.11.2019 – Daily Report. Jetzt werden sie wieder gequält: Die Aktionäre im weltweiten Handel sind einem steten Rinnsal aus eintröpfelnden negativen News im Zollstreit ausgesetzt. Und dazwischen gibt es kleine Pausen mit positiven Nachrichten, welche die Schmerzen verfliegen lassen. Die Börsianer in Frankfurt bleiben noch moderat skeptisch.

Verluste für den DAX

Die Anleger in Frankfurt sind erst einmal auf Nummer sicher gegangen. Der deutsche Leitindex setzte im frühen Donnerstagshandel zurück bis auf 13.046 und erholte sich zuletzt wieder auf 13.134 Zähler, was noch ein Minus von 0,2 Prozent bedeutete. Der Verlauf spiegelt die wechselnden Meldungen im Zollstreit zwischen China und den USA wieder.

Asienbörsen im Minus

Zuvor hatten sich die Anleger in Asien zurückgehalten. So setzte der chinesische CSI-300 am Morgen 0,5 Prozent zurück auf rund 3.890 Zähler. In Tokio verlor der Nikkei ebenfalls 0,5 Prozent auf 23.038 Punkte. Der Hang Seng fiel auch angesichts der anhaltenden Proteste um 1,6 Prozent auf 26.467 Stellen.

Positives zum Zollstreit

Tropf, tropf, tropf – immer auf die gleiche Stelle am Kopf. Dort, wo das Gehirn die Entscheidungen für Börsentrades trifft. Gerade gab es eine Auszeit von der Qual, denn China fing die negativen News von gestern teilweise wieder ein. Am heutigen Donnerstag sagte Gao Feng, Sprecher des chinesischen Handelsministeriums in Peking, China sei willens auf der Basis des gegenseitigen Respekts zusammen mit den USA ein Abkommen für Phase 1 auszuhandeln. Dann wies der Sprecher „externe Gerüchte“ als falsch zurück; er ergänzte, die Delegationen beider Seiten stünden weiter in enger Kommunikation, wie CNBC berichtete.

Negatives zum Zollstreit

Damit bezog sich der Offizielle offenbar auf eine Meldung von Reuters vom Vortag. Demnach könne Phase 1 durchaus ins nächste Jahr rutschen, meldete die Nachrichtenagentur unter Berufung auf Insider aus dem Weißen Haus. Denn Peking dränge auf einen stärkeren Rollback der bestehenden Strafzölle, die Trump-Administration kontere mit neuen Forderungen ihrerseits. Zudem sagte US-Präsident Donald Trump vor Journalisten in Texas, „I don’t think they’re stepping up to the level that I want.” Der Präsident und US-Handelsbeauftragter Robert Lighthizer halten laut Reuters ein Rollback der Strafzölle für keine gute Idee, sofern die Fragen des intellektuellen Eigentums und des Technologie-Transfers nicht geklärt seien. Auch das „Wall Street Journal“ ergänzte, Trump habe bei einem Besuch einer Apple-Fabrik in Austin China kritisiert.

Positives zum Zollstreit

Ebenfalls am Mittwoch hatte der chinesische Verhandlungsführer, Vizepremier Liu He auf einer Veranstaltung von Bloomberg gesagt, er sei vorsichtig optimistisch, was einen Deal zu Phase 1 betrifft. Und damit hatte der Politiker dann immerhin die Verluste an der Wall Street eingedämmt. Zudem habe sich Liu zwar im Gespräch mit einem Gast verwirrt über die US-Forderungen gezeigt; dennoch sei er zuversichtlich gewesen, was den Abschluss des Teildeals betreffe. Weiter hätten chinesische Offizielle die Vermutung geäußert, dass solch ein Deal Anfang Dezember unterzeichnet werden könne.

Negatives zum Zollstreit

Bleibt die Frage, wie Peking reagiert, falls Trump die Gesetzesvorlage des Senats in Sachen Hongkong unterschreibt. China hatte für diesen Fall „Gegenmaßnahmen“ angedroht. Der US-Kongress hat sich demonstrativ hinter die Demokratiebewegung in Chinas Sonderverwaltungszone Hongkong gestellt. Trump hat wiederholt die Proteste mit dem Zollstreit verknüpft.

New York im Minus

Die Anleger in den USA drückten angesichts des Hin und Her gestern überwiegend die „Sell Taste“. So fiel der Dow Jones Industrial im Verlauf um knapp ein Prozent, immerhin dämmte er im späten Handel aber das Minus ein. Letztlich rutschte der Dow zur Schlussglocke 0,4 Prozent ab auf 27.821 Punkte. Der S&P 500 gab ebenfalls um 0,4 Prozent nach auf 3.108 Zähler. Und der Nasdaq 100 verlor 0,7 Prozent auf 8.283 Stellen. An den drei vorigen Handelstagen hatten die Leitindizes jeweils Bestmarken erzielt.

Fed pausiert wie erwartet

Die Federal Reserve meldete derweil nichts Neues und sandte erneut Signale für eine Zinspause aus. Gemäß den gestern veröffentlichten Fed-Protokollen ist das Zinsniveau nach der jüngsten Senkung „gut ausgerichtet“. Allerdings glauben einige Fed-Entscheider an „hohe Abwärtsrisiken“ für die Wirtschaft.

Das bringt der Tag

Ein wenig Ablenkung vom Hickhack zwischen Peking und Washington könnten am Donnerstag neue Konjunkturdaten bringen.

Spannend für EURUSD und Anleihen dürfte es um 13.30 Uhr werden, wenn das EZB-Sitzungsprotokoll veröffentlicht wird. In einer bizarren Wortmeldung hatte ja gestern ausgerechnet die EZB vor den Risiken gewarnt, die durch den Nullzins entstehen.

Um 14.30 Uhr laufen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA ein.

Dito der Philly Fed für November.

Um 16.00 Uhr werden die US-Frühindikatoren im Oktober gemeldet.

Zeitgleich läuft zudem das Verbrauchervertrauen in der Eurozone im November über die Ticker.

Den Terminkalender finden Sie wie immer hier: Market Mover

Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades!


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