Es geht einfach nicht voran

Trade goes up

18.12.2019 – Daily Report. An der Wall Street fehlt die Dynamik, dennoch erreichen die Indizes knapp neue Höhen. Asien dagegen schwächelt, auch an der Frankfurter Börse herrscht kaum Kauflaune. Die Umsätze sind niedrig – die Weihnachtsferien haben für viele Anleger schon begonnen. Derweil sorgte eine drastische Warnung aus der Federal Reserve vor einer Blase am Finanzmarkt für hochgezogene Augenbrauen.

Frankfurt ohne Impulse

Der DAX notierte zuletzt unverändert bei 13.284 Zählern. Nach dem positiven Ifo-Geschäftsklima-Index dämmte der Börsenindikator seine frühen leichten Verluste ein. Laut den Analysten der Helaba haben viele Marktteilnehmer die Bücher für das laufende Jahr schon geschlossen oder sind gerade dabei. Ergo herrscht kaum Bewegung bei den kostenlosen Realtimekursen.

Alles in allem sind die wichtigen Themen erst einmal abgehakt: Ein kleiner Deal im Zollstreit zwischen China und den USA; dazu die Wahl in Großbritannien plus sell the news nach der Meldung, dass Premier Boris Johnson knapp ein Jahr für lange genug hält, um die Details mit der Europäischen Union festzuzurren. GBPEUR notierte zuletzt minimal im Plus bei 1,1773.

Drastische Warnung vom Fed-Rebellen

Und dann war da noch eine recht eindeutige Wortmeldung vor einem Absturz des Finanzmarktes. Währungshüter sprechen ja normalerweise in Rätseln, doch der Präsident der Boston Fed, Eric Rosengren, nahm am Dienstag vor dem The Forecasters Club of New York kein Blatt vor den Mund. Der Notenbanker warnte laut ZeroHedge, dass niedrigere Zinsen Marktakteure zu erhöhten Risiko-Engagements und Over-Leveraging führen, also zu verstärkten Trades auf Kredit. Zudem sei die Fed nicht nur verantwortlich für alle bisherigen Blasen – sondern für die größte überhaupt. Und die laufe aktuell. Die Fed müsse sich nicht nur auf die Inflation, sondern auch auf die Preise von Assets fokussieren.

Und weiter: Niedrige Zinsen würden früher oder später zu einer Finanzkrise führen. Und nur höhere Zinsen könnten ein apokalyptisches Ende verhindern. Konkret: „I do have concerns about that financial stability. I would prefer probably a different level of rates.“ Rosengren ist stimmberechtigt im FOMC und hat gegen alle drei Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr gestimmt. Wir fragen uns: Wie schlimm muss die Lage hinter den Kulissen sein, wenn ein regionaler Fed-Chef öffentlich Klartext spricht?

Goldman rettet das Zombie-Einhorn

Passend zum Thema „exzessives Risiko“ eine Meldung von Bloomberg: Demnach hat Goldman Sachs eine Kreditlinie über 1,75 Milliarden Dollar für WeWork bereitgestellt. Laut einer Sprecherin wurden keine Sicherheiten für den Deal hinterlegt, das Geld könne ab dem kommenden Monat abgerufen werden. WeWork ist eine Immobilienfirma, die vor allem Gemeinschaftsbüros vermietet. Das Unternehmen sah sich im Januar 2019 mit 47 Milliarden Dollar bewertet. Eine nicht börsennotierte Firma mit einem Wert von über 1 Milliarde wird als „Unicorn“ bezeichnet, also als mystisches Einhorn. Das Dumme daran: WeWork zog seine Pläne für einen Börsengang zurück; laut CNBC lag der Wert von WeWork im September noch bei 10 Milliarden Dollar – das Unternehmen hatte nur bis dato schon Investoren-Gelder in Höhe von fast 13 Milliarden Dollar eingesammelt.

Verluste in Asien

Zurück zur Börse. Der chinesische CSI-300 verlor am Morgen 0,2 Prozent auf 4.033 Zähler. Der Nikkei beendete den Handel mit einem Minus von 0,6 Prozent bei 23.934 Stellen. Für Sorgenfalten sorgten Handelsdaten vom Nippon: Die Ausfuhren der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt rutschten gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,9 Prozent. Dies war der zwölfte Monat in Folge mit rückläufigem Export.

Rekorde und wenig Dynamik in New York

Der Schwung an der Wall Street hat am Dienstag stark nachgelassen. Immerhin schlossen laut Marketwatch Dow, S&P 500 und auch Nasdaq Composite knapp auf neuen Rekordhochs. Der Dow Jones Industrial gewann zur Schlussglocke moderate 0,1 Prozent auf 28.267 Zähler. Der S&P 500 schloss kaum messbare 0,03 Prozent im Plus bei 3.193 Zählern. Der Nasdaq Composite verbuchte einen Gewinn von 0,1 Prozent auf 8.823 Stellen. Daten aus der Industrie und dem Baugewerbe fielen recht robust aus. Warten wir ab, ob die Börse das Impeachment-Theater als Vorwand für Gewinnmitnahmen sieht.

Das bringt der Tag

Heute steht der politische Termin des Jahres an – mit potenziell heftigen Folgen für die Börse und Devisen. Voraussichtlich heute dürfte das House of Representatives über die Amtsenthebung von US-Präsident Donald Trump abstimmen. Oppositionsführerin Nancy Pelosi teilte erst gestern Abend mit, dass die Abstimmung an diesem Mittwochnachmittag (Ortszeit) stattfinden soll. Allerdings könnte diese sich wegen Rededuellen auf dem Floor auch bis morgen hinziehen. Alles andere als eine einfache Mehrheit der Demokraten in der Abstimmung wäre eine Überraschung. Wenn die Demokraten scheitern, dürfte die Börse zu einem kleinen Freudensprung ansetzen. Fallen aber zu viele Republikaner ihrem Präsidenten in den Rücken, geht es wohl begab. Trader sollten US-Dollar, Wall Street und Treasurys im Auge behalten.

Ansonsten ist der Terminkalender am Mittwoch nur dünn gefüllt, den Überblick finden Sie wie immer hier: Market Mover

Um 16.30 Uhr steht der Ölbericht an.

Und um 18.00 Uhr tritt der Fed-Präsident von Chicago, Charles Evans, beim Economic Club of Indiana ans Mikrofon. Evans ist stimmberechtiges Mitglied im Offenmarktausschuss der Fed, daher könnte sein Statement Dollar und Treasuries bewegen.

Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades!


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