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14.07.2020 –Special Report. Gerade hat der S&P500 den kurz Sprung ins Jahresplus geschafft. War da was? Corona vielleicht? Genau – eine zweite Welle droht. Und die Unternehmenszahlen zum zweiten Quartal könnten grausig ausfallen. Zudem könnte die Federal Reserve die Stütze des Marktes einstellen. Gerade haben sich deswegen einige Pessimisten zu Wort gemeldet. Wir analysieren ihre Aussagen.

Die Fed warnt

Einer der am meisten zitierten Faktoren im Finanzmarkt ist aktuell die Tatsache, dass die Federal Reserve einfach mal kurz aus der Stütze des Marktes aussteigen könnten. Tatsächlich hat das US-Budgetdefizit inzwischen mit 3 Billionen Dollar den Wert von 14 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erreicht – damit steht die Staatsverschuldung so hoch wie nie seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Frage ist, ob und wie die Fed weiter die Wirtschaft stützen kann und will.
Tatsächlich hat sich ein wichtiger Funktionär gerade in dieser Richtung geäußert. Robert S. Kaplan, der Präsident der Dallas Fed, warnte, die Notkredite “won’t be left in place indefinitely”. Weiter betonte er, “he is a believer that we will need to get back to more unaided market function without as much intervention from the Fed. We’re just not at that point yet.” Irgendwann also könnte das billige Geld der Notenbank versiegen.

Der Schwarze Schwan fliegt ein

Und auch der legendäre Nassim Taleb sorgte für einen bearishen Unterton. Der Schöpfer des Schwarzen Schwan sagte auf CNBC, er erwarte keine V-förmige Erholung, an welche die meisten Investoren glauben. Wir meinen: Die Charts sagen etwas Anderes. Wie auch immer: Laut Taleb erscheint ihm der Anstieg des Marktes seltsam, da die Infektionen mit Covid-19 und auch die Todesfälle anstiegen. Obwohl die Herren des Geldes dieses druckten, als gäbe es kein Morgen, würde dies nichts nutzen.
Taleb erwartet, dass die Angst vor Corona die Wirtschaft und die Märkte noch für einige Weile plagen würden. Sein Fazit: Investoren sollten nicht im Markt agieren, ohne einen „tail risk hedge“. Wir übersetzen: Eine Absicherung für ein völlig unerwartetes und scheinbar unmögliches Ereignis am langen, niedrigen Ende der Wahrscheinlichkeitskurve. Nassim Taleb wörtlich: „If you don’t have a tail hedge, I suggest not being in the market [as] we’re facing a huge amount of uncertainty…“.

Crash-Warnung voraus

Und auch das lesenswerte Blog „Motley Fool“ erinnerte Investoren daran, dass nun eine gute Zeit sei, das Portfolio umzugestalten. Denn es gebe eine Abkoppelung zwischen der Performance des Marktes und der Realwirtschaft. Obwohl Millionen von Amerikanern von der Arbeitslosenstütze lebten, sei der Markt in eine Rallye eingebogen. Wörtlich hieß es: „It’s evident at this point that another crash will happen; the only question is when. Here’s why investors should be bracing for a possible crash as early as this month.“ Ende Juli droht also der Crash – wir sind gespannt.

Nur wenige Aktien tragen die Rally

Damit lassen wir zu guter Letzt einen weiteren Bären zu Wort kommen. Die Bank of America Merrill Lynch warnte vor einem Über-Investment am Finanzmarkt – der Wert habe inzwischen das 5,6fache des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes erreicht. Noch nie sei der Markt aber so zerbrochen gewesen, urteilte die BofA weiter. Wenn der S&P 500 nur aus „tech, health care, Amazon, Google“ bestehen würde, läge die Notierung bei 4173. Und wenn der S&P „everything else“ enthalten würde, wäre der Kurs bei 2924.

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Wir meinen: In der Tat eine gigantische Fehlallokation von Kapital, die sich auf wenige Big-Tech-Aktien konzentriert. Und somit steigt die Gefahr einer Korrektur – wenn mit einer der wenigen Gewinner etwas nicht stimmt – Bilanzbetrug, Einbruch von Umsätzen, politische Querelen – leidet der ganze Markt.

Das Goldene Kreuz

Bleibt wie immer der Blick auf die Gegenmeinung: Die Bullen haben gerade Unterstützung aus der Chartanalyse erhalten. Das „Goldene Kreuz“ hat sich gezeigt – das ist das Kreuzen der 50-Tage-Linie von unten über die 200-Tage-Linie. Historisch gesehen ist dies bullish für Aktien, wie Lance Roberts von RealInvestmentAdvice.com urteilte. Bloomberg feierte das Event so: “The S&P 500 is sending a technical signal that has marked the end of every bear market in modern history.” Das Ereignis ist 25mal in den vergangenen 50 Jahren eingetreten. Allerdings war es in einigen Jahren auch ein Fehlsignal.

Alles hängt an Corona

Unser Fazit aus alledem: Vieles, wenn nicht alles hängt vom Corona-Verlauf ab. Sollte eine zweite Welle im Sand verlaufen, hat der Aktienmarkt weiter Luft nach oben. Wir raten Investoren, nicht auf die gemeldeten Fälle zu blicken – die unterliegen dem Fleiß oder der politischen Verweigerung bei den Tests. Soll heißen: Ein Land wie die USA, das enorm viele Test durchführt, wird hier an der Spitze liegen; China dagegen, das keine glaubwürdigen Daten veröffentlicht, liegt weit zurück. Die einzig zwei bekannten Faktoren sind die Todesfälle im Vergleich zur Einwohnerzahl. Wenn diese korrekt gemeldet werden, sind sie der richtige Indikator. Bleibt die Frage nach der Zuspitzung des Konflikts zwischen Amerika und China. Die Bernstein-Bank behält die Sache für Sie im Auge!


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