Die Fed beruhigt die Bullen

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16.12.2021 – Verkehrte Welt am Finanzmarkt: Die Federal Reserve kündigt ein verschärftes Tapering an. Sowie drei Zinserhöhungen. Und die Aktienkurse steigen. Der Grund dürfte in der Doppelzüngigkeit von Fed-Chef Jerome Powell liegen: Während die Pressemitteilung recht hawkish ausfiel, zeigte er sich in der Pressekonferenz eher dovish. Hier lag der Fokus auf dem Arbeitsmarkt, nicht auf dem Kampf gegen die Inflation. Wir versuchen eine Analyse des unergründlichen Orakels.

Drei mögliche Zinsschritte

Das war die Ausgangslage vor dem großen Event gestern: Mehr als zwei Zinsschritte im kommenden Jahr wurden im Analysten-Konsens als hawkish angesehen. Und siehe da: Indirekt kündigte die Fed drei Zinserhöhungen für das kommende Jahr an. Zunächst ändert sich am Leitzins von 0,0 bis 0,25 Prozent nichts. Doch 2022 könnte er auf 0,9 Prozent steigen. In der Vorschau vom September war die Fed noch von einem Niveau von 0,3 Prozent ausgegangen. Für 2023 wird nun ein Zinsniveau von 1,6 Prozent avisiert. Das wären 0,6 Prozentpunkte mehr als noch bei der vorigen Prognose.

Verschärftes Tapering

Außerdem will die US-Notenbank die massiven Wertpapierkäufe der vergangenen Jahre doppelt so schnell herunterfahren wie noch vor kurzem erwartet. Ende März könnte es damit vorbei sein. Bis Oktober hatte die Fed monatlich noch Papiere im Wert von 120 Milliarden Dollar eingesammelt. Im November waren es noch 105 Milliarden US-Dollar. Im Dezember sollen es 90 Milliarden Dollar sein. Ab Januar nur noch 60 Milliarden Dollar. So weit so bearish für Aktien und co.

Powell wachsweich

Doch Powell weichte die Ankündigungen umgehend auf. Zunächst erklärte er, Tapering sei nicht Tightening. Was soll das nun wieder bedeuten? Dann schränkte er auf der Pressekonferenz ein, man müsse sich politisch flexibel zeigen, bevor das Tapering – also das Drosseln der Geldfluten – verschärft werde. Außerdem verneinte er den Bedarf an sofortigen Zinserhöhungen – die Voraussetzungen dafür seien weit strikter als beim Tapering. Und selbst die Teuerung – die bei den Erzeugerpreisen im November immerhin bei 9,6 Prozent liegt – redete der Fed-Chef klein: Die Fed müsse die Frage ökonomischer Flaschenhälse genau analysieren, bevor es eine Entscheidung gebe. Zudem brauche es extrem lange ökonomische Zyklen, um die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten.

Fokus auf den Jobmarkt

Peter Tchir von Academy Securities kommentierte, das Tapering bis März sei mehr oder weniger im Markt eingepreist. Und: „The press conference seemed a bit stilted to me, but Powell did seem to straddle the line between fighting inflation and wanting growth. To me, and I’m biased, I found him addressing the nation rather than financial markets in a way he hasn’t done in the past. Maybe he is trying to appease D.C., while sticking to his guns? Plausible, and I’d appreciate that, but not sure that is how it played out. I think the most powerful thing he said was his view that you need very long growth cycles to really drive unemployment lower (with increased labor participation).“ Zusammengefasst heißt dies: Powell versuchte offenbar einerseits den Machtapparat von Washington D.C. ruhigzustellen. Allerdings sei der Hinweis, dass es lange brauche, um die Arbeitslosigkeit zu senken, die wichtigste Aussage gewesen.

Unser Fazit: Die Fed hat erstmal die Nerven der Anleger beruhigt – wenn der Fokus auf Wirtschaftswachstum liegt, das vielleicht doch eine ganze Weile staatliche Stimuli braucht, dann kann es nicht so schlimm werden mit dem Tapering. Zumal Powell die Inflation jetzt wieder relativierte. Erst vor kurzem hatte die Fed ja zugegeben, dass die Teuerung kein Übergangsphänomen sei.

Deshalb also feierten die Anleger. Gut möglich, dass die Fed den Markt langsam herunter redet, um einen Crash via Schocktherapie zu verhindern. Also mal hüh, mal hott. Und noch eine News für Crypto-Jünger: Powell sagte gestern auch „cryptos are not a threat to financial stability“. Die Sache bleibt spannend, jede Äußerung aus der Fed kann die Kurse wieder herumreißen – die Bernstein-Bank behält die Angelegenheit für Sie im Blick.

 


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