Dämpfer für die Kakao-Bullen

09.08.2023  – War es das jetzt mit der Rallye bei Kakao? Oder sehen wir nur einen zeitweiligen Rücksetzer? Wie auch immer: Der Preis hat gerade eine herbe Wende gen Süden eingelegt. Wir beleuchten die Hintergründe.

So schnell kann es gehen: Seit April hatte der Kakao-Preis quasi nur eine Richtung gekannt – nach oben. Der Preis arbeitete sich an das Hoch aus 2011 heran. Doch gerade eben fielen die Bären im Schoko-Markt ein. Hier der Tageschart.

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Der Grund für die jüngste Entwicklung ist laut der Website „Barchart.com“ dieser: „Favorable Weather In West Africa Sparks Long Liquidation In Cocoa Futures“. Die Bullen haben also erstmal Kasse gemacht und Kaufpositionen geschlossen.

Pflanzen-Fäulnis

Denn der schwere Dauerregen in Westafrika scheint erst einmal vorbei. Und die Aussichten für die Ernte haben sich verbessert, weil die Farmer besser arbeiten können und ein wenig Trockenheit den Pflanzen gut tut. Zuletzt hatten sich Pflanzenzkrankheiten ausgebreitet: Sprossenvirus und Schwarzschotenkrankheit sorgten für eine verstärkte Schwarzfärbung und Verrottung von Pflanzen. Neben Ernteausfällen hatte der Weltmarkt auch eine niedrigere Qualität befürchtet – und letztlich auch für 2023/24 mit der dritten Saison im Defizit gerechnet.

Knappheit im Markt

So rutschte die Ausfuhr des weltweit größten Kakao-Produzenten ab: Die Farmer aus der Ivory Coast haben laut „Barchart.com“ im Zeitraum vom 01. Oktober bis 06. August im Jahresvergleich 2,9 Prozent weniger verschifft. Laut der Commodity-Börse Intercontinental Exchange in Atlanta waren zudem die Lagerbestände in US-Häfen zuletzt so tief wie seit über vier Monaten nicht mehr.

Die Forward-Sales der Elfenbeinküste für den Zeitraum vom 01. Oktober bis zum 07. Juli sanken um 1,3 Millionen Tonnen oder 13,3 Prozent im Jahresvergleich. Die ivorische Regierungsbehörde Le Conseil Cafe Cacao hatte außerdem am 18. Juli mitgeteilt, dass die Elfenbeinküste in der Saison 2023/23 keine Kontrakt-Verkäufe für Exporte mehr zulassen werde.

Wer zu spät kommt…

Bleibt noch eine kurze Anmerkung zum Thema Behavioral Finance: Behalten Sie stets die Kontraindikatoren im Auge. Genau gestern hat beispielsweise die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ die Kakao-Rallye bemerkt. In der Online-Ausgabe lautete der Titel: „Kakaopreise auf historischen Hochs“. Die Lehre daraus für gewiefte Trader: Wenn die Mainstream-Medien ein Thema entdecken, ist die Party meist vorbei. Denn wenn die alten Tanten von solchen Artikeln auf das Parkett gelockt werden, um zu kaufen, ist es für die Profis Zeit, sich zu verabschieden. Weil es kaum noch jemanden gibt, der die Preise stützen kann.

Wir hatten übrigens schon vor Wochen über die Schoko-Hausse berichtet. Behalten Sie auch stets die Realtime News im Auge. Nicht nur, aber auch bei den Soft Commodities. Die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

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