25.10.2023 – Die morgige Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte besonders spannend werden. Die meisten Experten erwarten erst einmal ein Innehalten im Tightening. Bei deutschen Staatsanleihen haben weiter die Bären das Sagen.
Das „Handelsblatt“ ist sich sicher: Im Euroraum steht wahrscheinlich die erste Zinspause seit Sommer 2022 an. Daran glauben der Zeitung zufolge die meisten Volkswirte. Damit werden beispielsweise zehnjährige Bunds weniger attraktiv, hier der Wochenchart.
Nach zehn aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen dürfte die EZB ausgerechnet in Athen die Bremse anziehen. Vor allem Griechenland, aber auch Italien ächzen unter den höheren Zinsen, welche die Aufnahme von Schulden verteuern. Der Leitzins in Euroland liegt bei 4,5 Prozent, der Einlagenzins für überschüssiges Kapital der Banken bei 4,0 Prozent.
Die nachlassende Teuerung gibt den Währungshütern ein wenig Luft: Im September sind die Verbraucherpreise im Euroraum um 4,3 Prozent gestiegen und damit so langsam wie seit zwei Jahren nicht mehr. Zudem steckt die Eurozone in einer leichten Rezession. Neben den Zinsen ist die spannende Frage, wie die EZB mit dem Aufkauf von Finanztiteln verfährt.
Eskalation aufgeschoben
Interessanterweise ist trotz der Nahost-Krise aktuell keine Flucht in die üblichen sicheren Häfen zu beobachten. Was auch daran liegt, dass eine Eskalation wohl erstmal vom Tisch ist. Denn die USA fallen Israel in den Arm, verzögern eine Bodenoffensive in Gaza, verhindern die Vernichtung der Hamas und haben zugleich Hilfslieferungen über Ägypten nach Gaza eingefädelt – was genau in den Lkw steckt, die über Rafah einfahren, weiß kein Mensch. Washington leugnet außerdem die mehr als offensichtliche Mittäterschaft des Iran bei den Massakern von 07/10 und setzt damit die Appeasement-Politik der Administrationen Obama fort. Ferner hat Joe Biden auf dem Rückflug von Israel im Gespräch mit Journalisten ein Eingreifen der USA bei einem Angriff der Hisbollah auf Israel in Zweifel gezogen. Die blockierende Umarmung des vermeintlichen Israel-Freundes hat das „Tablet Magazine“ in dem Artikel „Biden’s Three Nos“ sehr schön analysiert.
Verkäufe am Bondmarkt
Nicht nur deswegen stehen Bonds im Ausverkauf und das auch in den USA: Jüngst hat die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe erstmals seit 2007 die Marke von fünf Prozent überstiegen. Als Grund dafür nennen Experten das wachsende Misstrauen der Investoren gegenüber der ausufernden Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten. Nur am Rande: Auch Europa ist stark verschuldet.
Wir ergänzen: Vielleicht läuft hinter den Kulissen ein Abverkauf von US-Bonds und von deutschen Bunds in Asien. Der erste Verdächtige dafür wäre China, der zweite Japan. Peking muss die heimische Wirtschaft stützen und vor allem einen Kollaps im Immobilienmarkt verhindern. Tokio bracht Geld für den Kauf von Japan-Bonds, um die Nullzins-Politik aufrecht zu erhalten.
Wer also am Bondmarkt und im Forex-Handel engagiert ist, sollte morgen die Realtime-News ganz genau im Auge behalten. Falls die EZB wirklich die Zinspause einlegt, dürfte es tendenziell mit dem Bund und EURUSD gen Süden gehen – wenn keine anderen News im Markt einschlagen. Falls doch eine neue Zinserhöhung kommt, wird es turbulent am Markt. Ob long oder short – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!
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