15.11.2023 –Vermutlich läuft die Jahresendrallye. Die Initialzündung dazu könnten die gestrigen US-Zahlen zu den Verbraucherpreisen gewesen sein.
Natürlich können wir die Frage aller Fragen nur rückblickend mit absoluter Sicherheit beantworten. Läuft die stets zuverlässig herbeigeschriebene Jahresendrallye, oder nicht? Blicken wir auf die Reaktion an der Wall Street gestern, sie spricht Bände: Die Bullen wollen investieren. Der S&P 500 zog an, als die News mit dem Consumer Price Index über die Ticker lief, hier der Stundenchart. Der Russell 2000 mit Aktien kleinerer Unternehmen verbuchte mit über 5 Prozent den stärksten Anstieg in diesem Jahr. US-Bonds waren wieder gefragt.
Das war geschehen: Der CPI für Oktober wurde kühler gemeldet als erwartet. So fiel der Monatsvergleich unverändert aus, die meisten Erwartungen hatten bei plus 0,1 Prozent gelegen. Im September hatte der Zuwachs noch 0,4 Prozent betragen. Im Jahresvergleich rutschte die Teuerungsrate von 3,7 auf 3,2 Prozent – Analysten hatten 3,3 Prozent vorhergesagt.
Short Squeeze
Sie sehen also: Schon eine leichte Unterbietung der Voraussagen sorgte für einen kleinen Kaufrausch. Da hat sich offenbar eine Menge Investitionsdruck angestaut. Außerdem sahen wir eine Short Squeeze. Das Finanzblog „ZeroHedge“ urteilte, eine Menge Hedge Fonds seien auf dem falschen Fuß erwischt worden. Selbst Super-Bär Michael Burry, der mit seinem Big Short in der Finanzkrise 2008 zum Milliardär wurde, habe zuletzt falsch gelegen, einen massiven Verlust eingefahren und letztlich viele Positionen liquidiert.
Bremse für die Fed
Die Take-Home-Message aus alledem: Die Federal Reserve hat nun deutlich weniger Argumente, die Zinsen weiter zu erhöhen oder gar oben zu halten. Laut der Website Barchart.com sieht der Markt derzeit die Wahrscheinlichkeit für einen neuen Zinsschritt am 12. Dezember und am 30. Januar bei Null Prozent. Außerdem seien die Anleger zu 90 Prozent sicher, dass die Fed ab 30. April 2024 die Zinsen wieder senken werde.
Nick Timiraos, Chief Economics Correspondent für das „Wall Street Journal“, kommentierte, dass die vorerst letzte Zinserhöhung der Notenbank die vom Juli gewesen sei. Der Journalist gilt als inoffizielles Sprachrohr der Fed, die über diesen Kanal den Markt auf Kommendes vorbereitet. Timiraos weiter: Die große Diskussion innerhalb der Fed im nächsten Meeting werde sich nur noch darum drehen, wie die Tatsache kommuniziert werden sollte, dass die Zentralbank de facto on hold sei.
Gewinner-Aktien gesucht
Unser Fazit: Wie so oft dürfte eine Menge Kapital von bislang eher skeptischen Fondsmanagern zum Jahresende in den Aktienmarkt fließen. Gekauft werden diejenigen Aktien, die sowieso bislang schon gut gelaufen sind – kein Vermögensverwalter will sich von seinen Kunden fragen lassen, warum er bei den Top-Titeln nicht investiert war. Window Dressing nennt sich das – das Schaufenster wird mit den besten Waren aufgehübscht. Und die besten Aktien stecken in den großen Indizes. Also: Hausse voraus.
Natürlich ist es gut möglich, dass der Bull Run von externen Faktoren gestört wird. Eine Eskalation in der Ukraine oder ein großer Knall in Nahost würde die Bären wieder ermutigen. Bislang bleibt der Konflikt aber auf Gaza begrenzt, wo die israelische Armee die Verstecke der arabischen Waffen-SS unter Krankenhäusern, Kindergärten oder Schulen ausräuchert. Hisbollah und Iran halten sich bisher zurück. Dennoch sollten Sie natürlich die Realtime News im Blick behalten. Ob long oder short – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!
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