27.12.2023 – Für die Bullen nähert sich ein gutes Börsenjahr der Ziellinie. Kein Wunder: An der Wall Street und auch in Europa gilt es inzwischen als ausgemachte Sache, dass die Federal Reserve im kommenden Jahr die Zinsen wieder senkt. Und zwar eher früher als später. Grund genug für uns, den unerwarteten Fall genauer anzuschauen. So warnte jüngst der Finanzgigant BlackRock vor einer Enttäuschung.
Bei den großen Adressen herrscht derzeit noch Optimismus. So erwartet Goldman Sachs einen Zinsschnitt um 25 Basispunkte von März bis Mai, gefolgt von quartalsweisen Schritten. Was den Leitzins von jetzt 5,25 bis 5,5 auf 4,0 bis 4,25 zum Jahresende senken würde. Die Bank of America sieht ebenfalls den ersten Cut von 25 Punkten im März und insgesamt eine Senkung um 100 Basispunkte in 2024. Weiter billiges Geld würde den Bullen gefallen.
Unerwartet hohe Zinsen
Doch die beiden BlackRock-Experten Wei Li und Alex Brazier schwimmen gegen den Strom. Im „2024 Global Outlook“ thematisierten sie jüngst das Risiko, dass die Hoffnungen auf eine Zinssenkung enttäuscht werden. In ihrem Ausblick urteilten sie: “Höhere Zinsen und größere Volatilität werden das neue Regime bestimmen.” Während die meisten Anleger schon eine Zinssenkung im ersten Quartal erwarten, gehen die beiden Experten allenfalls von Mitte des Jahres aus – falls überhaupt.
Von einem möglichen Zinsschock dürften im kommenden Jahr vor allem die Hightech-Aktien getroffen werden. Denn junge Startups leben häufig auf Pump, zudem fließt der Zins in der Bewertungsmethode Discounted Cash Flow ein – je niedriger der Zins, desto höher der Wert des Unternehmens. Damit könnte es erstmal kräftig bergab gehen an der Börse, hier der Nasdaq 100 im Wochenchart. Der Index hat in einer hübschen Santa-Rallye ein neues Rekordhoch markiert.
Die Märkte schwanken zwischen der Hoffnung auf eine weiche Landung und Rezessionsängsten”, hieß es in der BlackRock-Analyse weiter. Weiter gebe es geopolitisch bedingte Versorgungsengpässe, eine alternde Bevölkerung und den Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft – dies führe zu geringerem Wachstum sowie zu einer über den Zielen der Notenbanken liegenden Inflation.
Probleme für Bonds
Die konkrete Empfehlung der Experten: Anleger sollten sich von Anleihen mit längeren Laufzeiten fernhalten und besser Kurz- oder Mittelläufer auswählen. Vor allem die steigende US-Schuldenlast sei ein Grund, langfristige Staatsanleihen zu meiden. Denn falls sich die Zinsen in der Nähe von 5 Prozent halten sollten, werde Washington in ein den kommenden Jahren mehr für Zinszahlungen als für Gesundheitsleistungen ausgeben. Dies werde wohl zu einer verfestigten Inflation und einem stockenden Wachstum führen. Alles in allem bleibe das Risiko einer höheren Inflation. Und dies verhindere Zinssenkungen.
Ferner stuften die Fondsmanager die längerfristige strategische Einschätzung für Aktien aus den Industrieländern auf “neutral” herab. Denn die Bewertungen seien zu hoch und die Wirtschaftsaussichten nur schwach. Die Ausnahme sind Aktien aus der künstlichen Intelligenz, sie bleiben übergewichtet.
Somit könne es 2024 erhöhte Unsicherheit geben. Das schaffe ein volatiles Umfeld, in dem aktive Manager ihre Stärken ausspielen können, urteilten die Strategen weiter. Wir ergänzen: Vor allem bringt ein volatiles Umfeld Tradern mit dem richtigen Riecher gute Gewinne. Unser Fazit: BlackRock denkt natürlich vor allem langfristig mit einem Horizont von rund fünf Jahren. Doch das Thema Zinsenttäuschung könnte in der Tat den Takt an der Börse im kommenden Jahr vorgeben – und auch kurzfristig das Geschehen bestimmen. Ferner haben schon in diesem Jahr hohe Yields bei den Bonds auf den Aktienmarkt abgefärbt. Wir sind gespannt, was kommt – und wünschen erfolgreiche Trades und Investments!
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