09.10.2019 – Daily Report. Die Börsen-Bullen werden mit einem Strom negativer Nachrichten in den Verhandlungen zwischen China und den USA gequält. An der Wall Street geht es kräftig bergab. Dennoch zeigt sich der DAX am Mittwochmorgen erstaunlich robust – dank der Federal Reserve.
Fed schickt den DAX nach oben
Die Anleger an der deutschen Börse zeigten zuletzt Widerstandsgeist: Angezogen von den US-Futures stieg der DAX um 0,7 Prozent an auf 12.056 Zähler. Viele Broker erhoffen sich vom Fed-Protokoll, das am Abend veröffentlicht wird, klare Hinweise auf eine Lockerung der Geldpolitik in den USA. Auf dem Parkett sorgte zudem Fed-Chef Jerome Powell für bessere Laune: Er kündigte an, dass die US-Notenbank wieder US-Treasurys einkaufen werde, um neue Turbulenzen im Kreditmarkt zu verhindern – wir hatten an dieser Stelle über die „Repocalypse“ im September berichtet. Vor der Konferenz der National Association for Business Economics in Denver deutete er zudem einen weiteren Zinsschritt an.
Trumpf für Trump
Zudem haben offenbar die Impeachment-Bemühungen der Demokraten gegen US-Präsident Donald Trump einen schweren Schlag erlitten. Denn laut „Washington Examiner“ hat der CIA-Whistleblower, der am vergangenen Freitag anonym bei Inspector General Michael Atkinson in Sachen Ukraine aussagte, eine professionelle Beziehung unterhalten oder er arbeitete für einen der demokratischen Kandidaten im Wahlkampf 2020. Vielleicht hat deshalb Trumps Nemesis Adam Schiff (Demokrat aus Kalifornien), der Chef des House Intelligence Committe, das Protokoll nicht veröffentlichen lassen.
Zollstreit versenkt die Kurse
Zuvor war der weltweite Handel meist abgetaucht. Der japanische Nikkei-225 setzte am Mittwoch 0,6 Prozent zurück auf 21.456 Punkte. In China hielt sich der CSI-300 mit einem minimalen Gewinn von 0,1 Prozent bei 3.842 Zählern. Der Leitindex Dow Jones verlor am Dienstag zur Schlussglocke 1,2 Prozent auf 26.164 Punkte. Der marktbreite S&P 500 rutschte um 1,6 Prozent auf 2.893 Punkte gen Süden. Und auch der Hightech-Index Nasdaq 100 verlor ebenfalls 1,6 Prozent auf 7.604 Zähler. Kein Wunder: Die gestrigen News in Sachen Zollstreit China-USA waren wie eine Wasserfolter für alle, die auf eine Einigung gehofft hatten – ständig tröpfelten deprimierende News ein.
Washington setzt die rote Elite unter Druck
Zunächst setzten die USA 28 chinesische Unternehmen und Regierungsorganisationen wegen des Vorgehens gegen die Moslem-Minderheiten in China auf eine schwarze Liste. Diese Firmen dürfen nicht mehr aus den USA beliefert werden. Betroffen sind Unternehmen, die Technologie zur Geschichtserkennung oder künstliche Intelligenz herstellen. Womit einmal mehr die USA das Sicherheitsbedürfnis der chinesischen Führung attackiert, die den Volkszorn fürchtet und wegen der Unruhen in Hongkong sowie angesichts drastisch steigender Fleischpreise im Zuge der Schweinepest aktuell ein wenig nervös sein dürfe.
Außerdem verhängte die US-Administration Visa-Beschränkungen gegen Vertreter der chinesischen Regierung und der Kommunistischen Partei. Peking verurteilte dieses Vorgehen scharf als Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas. Das Handelsministerium teilte mit, Peking werde alle Schritte unternehmen, um seine Interessen zu sichern, nannte aber keine Details.
China sträubt sich gegen echte Verhandlungen
Außerdem managte Peking die Erwartungen über seine staatsnahe Presse nach unten. Die „South China Morning Post“ berichtete unter Berufung auf das Handelsministerium, Vizepremier Liu He werde mit seiner Delegation nur am morgigen Donnerstag und Freitag in Washington bleiben. Unter Berufung auf eine ungenannte Quelle hieß es, der eigentlich vorgesehene Abflugtermin sei Samstag gewesen. Zudem wird Liu laut „South China Morning Post“ in dieser 13. Verhandlungsrunde nicht den Titel „Sondergesandter“ von Präsident Xi Jinping tragen. Was darauf hindeute, dass der Vizepremier gar keine detaillierten Instruktionen des Staatschefs erhalten habe. Und der Social-Media-Kanal Taoran Notes, er gehört zur offiziösen „Economic Daily“, gab die Devise aus: „talking while fighting”. Was nicht nach Kompromissen aussieht.
Kapitalkontrollen und Hongkong
Schließlich meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass Washington doch an der Möglichkeit arbeite, amerikanischen Pensionsfonds das Investment in chinesischen Aktien zu erschweren. Solche Kapitalkontrollen dürften einige chinesische Blue Chips und die Börsen heftig treffen. Zudem hatte Trump am Montag seine Drohung wiederholt, dass jedes negative Vorgehen der Chinesen in Hongkong die Verhandlungen beeinflussen könnten.
Damit stehen die ersten Gespräche seit Abbruch der Verhandlungen im Mai unter einem denkbar schlechten Stern. Damals hatten die USA China vorgeworfen, schon getroffene Zusagen im letzten Moment umgeworfen zu haben. Wenn es nun keine Fortschritte gibt, dürften die USA ab kommenden Dienstag die Tarife für chinesische Produkte im Wert von 250 Milliarden Dollar von 25 auf 30 Prozent erhöhen. Mit vorhersehbaren Turbulenzen für Aktien, Anleihen und Devisen.
Das bringt der Tag
Ablenkung vom chinesisch-amerikanischen Dissens bringen am Mittwoch nur wenige wichtige Termine. Den Überblick finden Sie wie immer hier: Market Mover
In den USA läuft um 16.00 Uhr der Großhandelsumsatz für August ein.
Zeitleich werden die JOLTS-Stellenangebote gemeldet.
Um 16.30 Uhr werden die EIA-Rohöllagerbestandsdaten gemeldet.
Um 19.35 Uhr wir das FOMC-Sitzungsprotokoll der Fed veröffentlicht.
Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades!
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