07.09.2023 – Moskau und Riadh schocken den Markt mit Statements zur Förderkürzung. Der Ölpreis zieht an. Ein weiterer Faktor für die Bullen ist der Krieg in der Ukraine.
Am Dienstag war der Ölpreis stark nach Norden geklettert, hier der Vier-Stunden-Chart von Brent. Zwischenzeitlich der Preis für die europäische Sorte auf den höchsten Stand seit vorigen November, bevor ein Rücksetzer anstand. Trotzdem kursierten auf dem Börsenparkett umgehend Ängste vor einer Stagflation: Abgewürgte Wirtschaft bei hoher Inflation.
Der Hintergrund: Anfang Juli hatte die jüngste Runde der Ankündigungen von Förderkürzungen der Ölstaaten begonnen. Und am Dienstag teilten Russland und Saudi-Arabien mit, dass sie es ernst meinen: Beide wollen die Förderkürzung bis zum Jahresende 2023 verlängern und so 1,3 Millionen Barrel pro Tag aus dem Markt nehmen. Damit schockten die beiden Öl-Exporteure den Markt: “It was absolutely a surprise,” urteilte Nadia Martin Wiggen, Direktorin bei dem auf Rohstoffe konzentrierten Hedge Fund Svelland Capital. Und weiter: “When we look toward the start of next year after these cuts, we’re going to see OECD commercial stock levels at lows we haven’t seen except in very big years.”
Goldman reagiert
Goldman Sachs kommentierte, jetzt gebe es Aufwärtsrisiken für die eigene Ölpreisprognose. Bislang gingen die Goldmänner von einem Preis für Brent von 86 Dollar für Dezember 2023 und von 93 Dollar für Dezember 2024 aus. Das Aufwärtsrisiko für die Prognose zum Ende dieses Jahres liege bei 2 Dollar je Barrel. Sollten neun OPEC-Plus-Länder die Hälfte der im April angekündigten Förderkürzung im Januar 2024 nicht rückgängig machten, liege das Aufwärtsrisiko bei 107 Dollar je Barrel. Allerdings dürften die Ölländer keine Preise von deutlich über 100 Dollar je Barrel anstreben. Die Gründe dafür: Eine mögliche Reaktion der amerikanischen Fracking-Branche und die hohe politische Bedeutung des Benzinpreises in den USA.
Die Landesbank Baden-Württemberg sieht laut „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zum Jahresende weiter einen Preis von 80 Dollar je Barrel für die Nordseesorte Brent. Die Ölstaaten könnten bei einer schwachen Nachfrage die Förderkürzungen auch wieder zurücknehmen.
USA und Ukraine
Aber: Einen weiteren bullischen Faktor meldete gestern das American Petroleum Institute. Laut API sanken die Bestände um 5,2 Millionen Barrel, erwartet worden waren 2,1 Millionen Barrel.
Dann gibt es da noch ein Thema bei Erdöl, auf das gerade das brillante Institute for the Studies of War hingewiesen hat: Offensichtlich kann die russische Verteidigungsindustrie nicht genug Reifen für das Heer produzieren. Die abgefahrenen Pneus dürften es schwierig machen, im kommenden Herbst und Winter in Regen, Matsch und Schnee voranzukommen.
Wir meinen: Vermutlich wird Moskau gegensteuern und über seine Alliierten Nordkorea und China verstärkt Reifen einkaufen. Auch wenn die Ukraine neueres Gerät einsetzt, dürften auch hier Winterreifen gefragt sein. Beides dürfte am globalen Ölmarkt zu spüren sein.
Wir sind gespannt, wie sich der Ölpreis weiterentwickelt und ob nicht die Notenbanken der Welt die zu erwartende Energie-Inflation im Winter mit höheren Zinsen kontern. Ob long oder short – wir wünschen erfolgreiche Trades und Investments!
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