25.02.2019 – 12:00 Jetzt geht’s los: US-Präsident Donald Trump hat also doch den Waffenstillstand im Handelsstreit mit China verlängert. Trump kündigte am Sonntag auf Twitter an, die am 1. März greifende Erhöhung der US-Strafzölle auf chinesische Importe zu verschieben. Damit erfüllten sich die jüngsten Hoffnungen der Anleger, die nun natürlich mehr wollen. Chinesische Aktien setzten daraufhin zum Freudensprung an, auch der DAX will am Montagmorgen nach oben – er markierte ein neues Jahreshoch.
DAX erobert neues Jahreshoch
So schön ist der Wochenbeginn für die Börsen-Bullen: Der DAX kletterte in den ersten Handelsminuten über die markante Barriere von 11.500 Punkten und gewann 0,6 Prozent auf 11.529 Stellen. Danach hangelte er sich an dieser Marke voran. Die Bilanz der vergangenen zwei Wochen kann sich somit sehen lassen, sie liegt bei einem Plus von knapp 6 Prozent.
Börsen-Party in China
In China knallten die Korken: Der Bluechip-Index CSI300 und der Index der Börse in Shanghai kletterten um mehr als 5 Prozent. Der japanische Nikkei beendete den Handel etwas zurückhaltender mit einem Plus von 0,5 Prozent bei 21.528 Zählern. Natürlich waren japanische Aktien mit starkem China-Geschäft gefragt.
Hole-in-One in Florida
Trump kündigte einen Aufschub bei den Strafzöllen um 90 Tage an. Der US-Präsident stellte auch erneut einen Gipfel mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Aussicht und konkretisierte, dass ein Abkommen im Golfclub Mar-a-Lago in Florida geschlossen werden soll, falls beide Seiten weitere Fortschritte erzielen würden. Einen Zeitpunkt nannte er nicht, aber laut dem US-Fernsehsender CNBC ist Ende März avisiert. Keine schlechte Idee, so eine Runde Golf – endlich mal ungestört unterhalten in freier Natur. Und nebenbei mal kurz die Weltbörsen anschieben.
Yuan, Soja und Kupfer im Fokus
Weitere positive News: Das Reich der Mitte will zusätzlich zehn Millionen Tonnen Sojabohnen aus den USA kaufen, wie US-Handelsminister Wilbur Ross twitterte. Die US-Landwirte freuen sich, Agrar-Trader nehmen den Kontrakt in den Blick. Neben Soja dürfte eine Zoll-Einigung auch bei Kupfer für weitere Bewegung sorgen, da die Produktion von Elektrogeräten aller Art bei einer Wiederbelebung des bilateralen Handels anziehen dürfte – und das rote Gold wird in Kabeln verarbeitet. China ist der weltgrößte Abnehmer des Industriemetalls. Kein Wunder, dass der Preis für Kupfer seit nunmehr rund sieben Monaten nach oben läuft.
Das alles sieht also ganz so aus, als würden die USA den Waffenstillstand verlängern und am 01. März nicht die die Strafzölle für chinesische Güter im Wert von 200 Milliarden Dollar von 10 auf 25 Prozent erhöhen. Offenbar hätten die Gespräche ausreichend Fortschritte gemacht, um die Verzögerung zu rechtfertigen, hieß es vom Parkett. Vielen Börsianern erscheint es angesichts der verstärkt eintröpfelnden positiven Nachrichten immer wahrscheinlicher, dass die USA ihre Strafzölle überhaupt nicht erhöhen werden.
Und somit steigt die Fallhöhe bei einer Enttäuschung, zumal die Unterstützung der chinesischen Staatskonzerne und der Technologie-Diebstahl wichtige, zuletzt noch wichtige offene Punkte blieben. Eventuell könnte es auch zu einem „sell the fact“ kommen, denn die jüngste Erholung der Wall Street seit Weihnachten ist zu einem großen Teil von der Hoffnung auf eine Einigung mit China getragen worden. Nur eines ist aktuell klar: Jeder Halbsatz aus den Verhandlungen wird den Aktienmarkt kräftig bewegen.
Applaus an der Wall Street
Kein Wunder, dass auch die US-Futures am Montag in grünem Terrain notierten. Schon Ende voriger Woche hatte die Wall Street die jüngsten Entwicklungen im China-Streit gefeiert. Der Dow-Jones-Index hatte am Freitag erstmals seit November den hartnäckigen Widerstand bei 26.000 Punkten überwunden. Der Leitindex schloss 0,7 Prozent höher bei rund 26.032 Zählern. Der Nasdaq 100 rückte sogar um 0,9 Prozent auf 7091 Stellen vor und der S&P 500 verabschiedete sich mit einem Gewinn von 0,6 Prozent bei 2793 Punkten. Gefragt waren am Freitag insbesondere Technologiewerte, wie Apple und Microsoft.
Spielverderber Covestro
Die Börsianer hoffen somit auf frischen Schub für die Weltbörsen und eine Frischzellenkur für die globale Wirtschaft durch eine Beilegung des Zollstreites. Nur einige wenige Sorgen hielten sich in Frankfurt in Bezug auf die deutsche Autoindustrie wegen etwaiger Sonderzöllen in den USA.
Nicht wirklich positiv präsentierte sich zudem der Kunststoffhersteller Covestro. Der DAX-Konzern meldete am Montag für das vierte Quartal einen Ergebnisrückgang von 67 Prozent auf 293 Millionen Euro. Auch der Umsatz schrumpfte. Die Gründe: Ein stärkerer Wettbewerb und gestiegene Kosten für Logistik. Für das Gesamtjahr 2019 stellte der Konzern weitere Belastungen in Aussicht.
In Europa schaut die Wirtschaft ansonsten ab Montag nach Barcelona, wo auf dem Mobile World Congress die Trends der Technologiebranche vorgestellt werden.
Nervenflattern beim Pfund
Im Devisenmarkt steigt die Nervosität beim britischen Pfund. Die Europäische Union denkt laut einem Bericht im „Guardian“ darüber nach, den EU-Austritt Großbritanniens um zwei Jahre zu verschieben. Eine solche Hängepartie könnte für Trader im „Cable“ natürlich eine Herausforderung sein. Eigentlich ist der Brexit auf diesen 29. März terminiert und Premierministerin Theresa May bekräftigte zuletzt mehrfach, diese Deadline halten zu wollen. Doch im britischen Parlament wird es in dieser Woche noch keine Abstimmung über das zwischen May und der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen geben. Bei der Abstimmung über die nächsten Brexit-Schritte am Mittwoch im Londoner Parlament bleibt es jedoch. Zuvor wird May am Dienstag im Unterhaus eine Erklärung abgeben. Devisen-Trader könnten also kräftige Nerven brauchen.
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