03.05.2023 – Kaum schien die Bankenkrise abgehakt, da gibt es neue Sorgen. Oder lag der jüngste Rücksetzer an der Wall Street an der heutigen Entscheidung der Federal Reserve? Tatsächlich hat eines mit dem anderen zu tun.
Nach dem Kauf der First Republic durch JPMorgan tauchten gestern die Kurse einiger Regionalbanken ab. Die nächsten Kandidaten für einen Kollaps aus Sicht der Anleger sind zum einen die PacWest Bancorp mit einem Minus von 28 Prozent. Danach folgten die First Foundation Inc. und Western Alliance mit einem Ausverkauf von rund 15 Prozent. Der SPDR S&P Regional Banking, das ist der Exchange Traded Fund zu den regionalen Banken (Kürzel: KRE), verlor gestern 6,3 Prozent. Dagegen schlägt sich JPMorgan in dem ganzen Trubel durchaus wacker, hier der Vier-Stunden-Chart.
Entweder wanken einige der kleinen Institute, weil sie im Zuge der Zinserhöhung Probleme haben, neue Kunden zu finden – oder die Kreditnehmer stecken in der Krise. Vielleicht laufen schon wieder einige Bank-Runs. Oder aber die Anleger stellen nach dem Kauf der First Republic fest, dass die großen Haie wie JPMorgan fette Beute machen und die verängstigten Kunden anderer Banken einsammeln – und dass die kleinen Institute zum Abschuss freigegeben werden.
Bad loans
Jedenfalls hält sich das Misstrauen. Einer der Auslöser für den Ausverkauf war ein Interview von Charlie Munger mit der „Financial Times“. Der legendäre Investor ist Vice Chairman der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway, die vom US-amerikanischen Großinvestor Warren Buffett geleitet wird. Munger urteilte, viele Banken steckten voll von schlechten kommerziellen Hypotheken-Krediten. Auf den Markt warte Schmerz, der werde aber wohl bei weitem nicht so schlimm werden wie 2008.
Was uns zur Fed bringt. Denn wenn regional verwurzelte Geldhäuser reihenweise ins Wanken geraten, dann hat das Folgen für die Wirtschaft in den Bundesstaaten. Was zu Stagnation und Entlassungen führen könnte. Und in diesem Umfeld kann die Fed schwerlich die Zinsen stark erhöhen. Oder aber die Notenbank will eine Marktbereinigung.
Die Fed beobachtet die Banken
Jedenfalls schrieb Nick Timiraos vom „Wall Street Journal“, die Fed beobachte sehr genau die Marktreaktion auf die Übernahme der First Republic durch JP Morgan. Der Journalist gilt als Sprachrohr der Fed in der Medienlandschaft.
Wegen der jüngsten Turbulenzen bei den Kreditinstituten dürften laut dem Finanzblog „Newsquawk“ die Tauben im Federal Open Market Commitee darauf gedrängt haben, das Statement von Fed-Chef Jerome Powell in der Pressekonferenz dahin zu drehen, dass sich die Fed einer Pause bei den Zinserhöhungen nähere. Dem Blog zufolge geht der Markt zu 85 Prozent von einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte aus.
Unterdessen sind die JOLTS-Daten (Job Openings and Labor Turnover Survey) zum Arbeitsmarkt kühler als erwartet ausgefallen. Laut JOLTS sank die Zahl der offenen Stellen von 9,97 Millionen auf 9,59 Millionen. Der Konsens hatte bei 9,775 Millionen gelegen. Das heißt, dass ein sich abkühlender Arbeitsmarkt der Fed Argumente für eine laschere Haltung im Tightening gibt – denn weniger Stellen bedeuten eine Bremse bei der Lohn-Spirale.
Warten auf das Orakel
Was uns zum Blick in die Glaskugel bringt: Wenn die Fed die Zinsen wie erwartet nur moderat erhöht und im Statement ein baldiges Ende des Tightening ankündigt, dann dürfte dies die Bullen stärken. Einen Sprung nach oben dürfte es geben, falls die Zinserhöhung komplett ausfällt – weil dann mehr Geld in den Aktienmarkt fließt. Allerdings könnte der Markt dies auch als Signal dafür werten, dass bei den Banken mehr im Argen ist, als bisher vermutet. Ein überraschender Zinsschritt von 0,5 Prozent dürfte den Markt abtauchen lassen, weil dann Geld aus Aktien in neu emittierte Treasuries fließen dürfte und weil neue Sorgen wegen der Banken auftauchen. Wichtig wird aber vor allem die Pressekonferenz: Zu erwarten ist wieder ein großes Einerseits-Andererseits mit heftigen Kurssprüngen in die eine oder andere Richtung. Was die Vola ankurbelt. Ob long oder short – wir wünschen viel Erfolg bei Ihren Trades!
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