04.04.2023  – Die Börse hat sich nach der jüngsten Bankenpanik hübsch erholt. Doch ist die Gefahr wirklich vorbei? Wir überlassen heute einem Warner die Bühne. Der sieht hinter den Kulissen eine gigantische Capital Distruction laufen – und erwartet einen Credit Crunch.

Alles scheinbar wieder in bester Ordnung. Das zeigt beispielsweise der Vier-Stunden-Chart des Dow Jones. Doch möglicherweise ist das nur eine Scheinblüte. Jedenfalls sieht Daniel Lacalle Fernández das so, er ist Chef-Ökonom bei der spanischen Privatbank Tressis

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Laut Daten der Federal Reserve sind in der Woche nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank rund 98 Milliarden Dollar von den Konten der Banken abgezogen worden. Das meiste Geld sei in money-market funds geflossen. Geldmarktfonds investieren überwiegend in Geldmarktpapiere und liquide Wertpapiere mit kurzer Restlaufzeit. Das Problem: Das Geld steht nicht mehr für langfristige Firmenkredite zur Verfügung, welche die Wirtschaft ankurbeln. Doch die Kapitalflucht bei Banken sei nicht das einzige Problem.

Abschreibungen überall

Was laut Lacalle zum Credit Crunch führen wird, ist die Kapitalvernichtung in den Assets bei anderen Geldgebern. Konkret sei die anstehende Neubewertung von Vermögenswerten gefährlich. Lacalle schätzt, dass die Wertvernichtung bei Private Equity und Venture Capital 15 bis 25 Prozent beträgt. Zudem stehe auch die Immobilienbranche in den USA und in Europa vor einer bedeutenden Neubewertung. Die Zerstörung von Kapital finde so ziemlich an jeder Stelle in der Asset-Basis der Leihenden statt, „from the allegedly low-risk part, sovereign bond portfolios, to the aggressively priced investments in volatile businesses and bull-market valuations of corporate and venture capital investments.“ Lacalle wörtlich: „The slump in mark-to-market valuations of all asset classes from loans to investments is what will ultimately drive an inevitable credit contraction.“

 

Weniger Geld für alle

Der Tressis-Experte urteilte weiter: Die Tech-Bubble platze, Startups dürften bald auf dem Trockenen sitzen, da private Geldgeber und Venture Capitalists ihr Geld zusammenhalten. Sie scheuten sich aber davor zurück, ihre Assets neu zu bewerten. Denn das Abschreiben von Verlusten werde zu höheren Kreditkosten und somit zu schwierigeren Investmentkonditionen führen.

Wir ergänzen: Beispielsweise muss nun der Wert von langlaufenden, vor einigen Jahren aufgelegten Staatsanleihen korrigiert werden. Denn alte Bonds haben im Zuge der Zinswende einen herben Wertverlust hinnehmen müssen – Anleger zogen Geld ab, um das Kapital in neu aufgelegte Anleihen zu investieren, die bei Emission mehr Zinsen abwerfen. Wer also Langläufer gehalten hat, der muss herbe Abschreibungen und bei Verkauf Verluste hinnehmen – genau das war das Problem bei der Silicon Valley Bank. Als sie die Verluste bei Anleihen realisierte, begann der Bankrun.

Rückstellungen voraus

Und weiter urteilte Lacalle: Der profitable Teil der Banken werde voraussichtlich Provisionen für nicht performende – ergo: faule – Kredite bilden müssen. Diese Gefahr hätten sowohl die Federal Reserve als auch die Europäische Zentralbank schon vor Monaten erkannt. Regierungen würden nach den jüngsten Zusammenbrüchen bei Banken außerdem wohl neue Regularien erstellen, die höhere Rückstellungen verlangten. Aus diesen Gründen werde ebenfalls Geld aus dem Markt abgezogen.

Das Fazit des spanischen Experten: „Capital destruction tends to be forgotten in a world used to constant central bank easing, but it is likely to be the main source of strangling of credit to families and businesses as banks and private equity firms deal with the loss of value and weakening earnings and cash flow of investments made at elevated valuations and unreasonable prices.“ Wir ergänzen: Das ganze würde zu einer Abwärtsspirale an den Börsen und vielleicht zu einem herben Bankenkrach führen. Wir sind gespannt, ob dieses Szenario eintritt – die Bernstein-Bank behält die Angelegenheit für Sie im Blick!

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