08.05.2023  – Die Gegenoffensive der Ukraine gegen die russischen Invasoren steht wohl unmittelbar bevor. Wann und wo sie läuft, hängt vor allem vom erhofften Frühsommer ab und dem Ende der Schlamm- und Regensaison „Rasputiza“. Falls die Ukraine erfolgreich ist, dürfte das enorme Auswirkungen auf die russische Politik haben. Und auf die Wirtschaft der Russischen Föderation – sowie auf den Rubel.

Wohl kaum ein Asset ist so sehr politisch gesteuert wie der Rubel. Der Wochenchart ist erratisch – nach dem Beginn der Invasion mussten Trader in einer Verkaufspanik und Kapitalflucht aus Russland fast 150 Rubel für einen Dollar hinlegen. Kurz darauf waren es kaum noch 30 Rubel. Mit viel Fantasie lässt sich – abgesehen von dem Ausbruch im Mai 2022 – die Ausbildung einer Tasse-mit-Henkel-Formation herauslesen. Soll heißen: Erst bildet sich ein runder Boden, bevor USDRUB nach oben zieht an den Rand der Tasse. Das wäre also wieder bei knapp 150. Danach wäre nach den Lehren der Chartanalyse eine Weile eine Seitwärtsformation angesagt, das ist der Henkel. Bevor der Rubel dann endgültig einbricht, soll heißen, bevor der Chart nach oben abhebt.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Ob diese Beobachtung stimmt, ob es soweit kommt und ob das im angedeuteten Zeitrahmen geschieht, ist komplett offen. Hier ist natürlich eine Menge Interpretation mit im Spiel. Und natürlich kann alles auch ganz anders kommen. Doch wir wollen nicht, dass Sie hinterher sagen, dass wir Sie doch hätten warnen müssen.

Falls der Rubel aber wirklich abschmiert, dann wird dies an der Politik liegen. Genau wie an der Front erleben wir aktuell vielleicht im Forex-Markt die Ruhe vor dem Sturm. Der wahrscheinlichste Grund für einen Kollaps der russischen Währung wäre ein Regimewechsel. Einher gehend wohl mit Aufruhr, möglicherweise einem Putsch und einem wirtschaftlichen Schock, genau wie in den Neunzigern, als die Inflation galoppierte. Falls das alles wieder kommt, dürfte das alles am ehesten durch einen Sieg der Ukraine ausgelöst werden.

Erstaunliche Stärke

Blicken wir zunächst zurück. Laut Capital.com war der Rubel im vorigen Jahr eine der stärksten Devisen auf der Welt gewesen. Die schier unglaubliche Resistenz direkt nach Beginn der Invasion lag an fünf  Faktoren: Erstens gab es Kapitalverkehrskontrollen. Zweitens verkaufte die Notenbank Devisen-Reserven und intervenierte. Drittens griffen die Sanktionen des Westens – Exporte nach Russland brachen ein, die Russen konnten also nicht mehr Rubel verkaufen und Dollar und Euro einkaufen. Viertens hat Russland nach wie vor eine Menge Öl und Gas exportiert, wenn auch nicht an den Westen, sondern vor allem an Indien und China. Fünftens hob die russische Zentralbank direkt nach der Invasion den Leitzins von 9,5 auf 20 Prozent an.

Das Rubel-Paradox

Inzwischen musste die russische Notenbank sogar die Zinsen auf 7,5 Prozent senken und die Kapitalkontrollen lockern, weil der Rubel paradoxerweise trotz der Sanktionen zu stark geworden war, wie die Analysten von „Trading Economics“ jüngst konstatierten. Allerdings lagen zuletzt die Einnahmen aus dem Energie-Export unter den Budget-Vorgaben und das Finanzministerium hat den Experten zufolge den vierten Monat in Folge Devisen-Reserven verkauft.

Unser Fazit: Falls wir ein politisches Worst-Case-Szenario erleben, dürfte eine neue massive Kapitalflucht anstehen. Wenn sich die Lage irgendwann wieder beruhigt und der sinnlose Krieg endet, wird die westliche Wirtschaft zurückkehren. Dann dürfte der Rubel wieder stark gefragt sein, weil dann Euro und Dollar im Land investiert werden, die in Rubel getauscht werden. So wie Anfang der 2000er, als ein Dollar nur 20 bis 30 Rubel kostete. Behalten Sie also die Realtime-News im Auge – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

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