Die Woche der Notenbanken

13.06.2023  – Die aktuelle Hausse an den Börsen ist vor allem ein Produkt der Geldpolitik. Mit lange niedrigen Zinsen und dem Aufkauf von Assets – vor allem von Staatsanleihen – haben die Notenbanken Unmengen an Geld in den Markt gepumpt. Bald wissen wir, ob das so weitergeht: Am morgigen Mittwoch meldet sich die Federal Reserve in den USA zu Wort, am  Donnerstag die Europäische Zentralbank (EZB). Und am Freitag ist die Bank of Japan an der Reihe.

Blicken wir zunächst in die USA. Die Börse geht von einer Pause bei den Zinserhöhungen aus: Die Analysten von CME Fedwatch sahen zuletzt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Fed diesmal die Füße stillhält, bei 70 Prozent. Denn die jüngsten Arbeitslosenzahlen in den USA überraschten nach oben: Die Zahl der Erstanträge zum 03. Juni kletterte um 28.000 auf den 261.000 und damit auf den höchsten Stand seit Oktober 2021. Damit kühlten sich die Befürchtungen über eine neuerliche Zinserhöhung durch die Fed ab.

Auch bei den heutigen US-Inflationszahlen geht der Markt von einer Entspannung aus. Der Konsens unter den Analysten ist der: Der Consumer Price Index für Mai wird nur noch um 4,1 Prozent steigen nach plus 4,9 Prozent im April im Jahresvergleich. Und auch das dürfte der Fed weniger Argumente liefern für eine neue Zinserhöhung.

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Das Ergebnis: Der S&P 500 notiert auf dem höchsten Stand seit über 13 Monaten, der Dow Jones Industrial schaffte immerhin ein Sechswochen-Hoch. Und der Nasdaq 100 hält sich so hoch wie seit 14 Monaten nicht mehr, hier im Bild der Wochenchart.

 

Zeitverzögerung

 

Bleibt die Frage, warum die Kurse in den vergangenen Wochen nach oben gelaufen sind, obwohl die Zinsen schon kräftig angehoben worden waren. Das hätte vor allem den zinssensitiven Hightechs zusetzen müssen. Hat es auch – die Statistiker registrierten bei den Arbeitslosenzahlen viele  Neuzugänge aus Branchen, die auf frische Kredite angewiesen sind und diese jetzt nur noch schwer bezahlen können.

 

Allerdings wird der Markt von wenigen etablierten Mega Caps mit großen Cash-Beständen gezogen, die nicht auf frische Bank-Kredite angewiesen sind. Zum anderen kletterten die Kurse, weil die Börse die Zukunft handelt und eben ein Ende des Tightening sieht. Ferner braucht es seine Zeit, bis die hohen Zinsen im Markt ankommen und Liquidität absaugen. Weil niedrigverzinste Kredite und Staatsanleihen erst allmählich auslaufen und durch neue, teurere ersetzt werden. Erst beim Neugeschäft haben Firmen, Banken und Fonds weniger Geld für Aktien zur Verfügung. Wann dieser Effekt im Markt Wirkung entfaltet, ist unklar.

Liquidität für die Börse

Spannend wird in dieser Woche zudem die Frage, wie es bei den Asset-Aufkäufen weitergeht. Die Notenbanken haben für Billionen Euro, Dollar, Pfund oder Yen Papiere aufgekauft, vor allem Staatsanleihen. Stand Ende Mai 2023 betrug laut OECD der Wert aller Assets, welche die EZB in ihren Büchern liegen hat, sagenhafte 56 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone. In den USA liegt dieser Wert bei 32 Prozent, in Großbritannien bei 40 Prozent und in Japan sogar bei 132 Prozent. Mit dem Aufkauf erhielten Banken und Fonds Liquidität zum Investieren.

Das Fazit aus alledem: Wenn die Notenbanken beim Tightening pausieren und den Aufkauf von Assets fortsetzen, dürfte die Rallye noch mehr Fahrt aufnehmen. Heben sie aber unerwartet und stark die Zinsen an und drosseln sie den Aufkauf von Wertpapieren, dann könnte es ungemütlich werden für die Bullen. Ob long oder short – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

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