17.02.2023  – Die Wall Street ist irritiert: Die Produzentenpreise ziehen an – was auf eine anhaltende Inflation hindeutet. Und letztlich zu einem Kaufstreik und einer Rezession führen dürfte. Und trotzdem signalisiert die Federal Reserve höhere Zinsen. Denn die Nachfrage im Jobmarkt bleibt ja ungebrochen: Die Zahl der Neuanträge auf Arbeitslosenunterstützung sinkt leicht. Was für eine boomende Konjunktur spricht. Wie passt das alles zusammen?

Das ist die jüngste Reaktion des Nasdaq 100 auf die jüngsten Entwicklungen, hier der Vier-Stunden-Chart: Irritation. So zog der Producer Price Index for Final Demand in den USA für Januar um 0,7 Prozent an, erwartet worden waren plus 0,4 Prozent. Die Chefin der Cleveland Fed, Loretta Mester, meldete sich derweil zu Wort und erläuterte, sie sehe durchaus eine weitere Zinserhöhung von 50 Basispunkten.

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

In der University of South Florida Sarasota-Manatee begründete sie dies mit der Inflation. Der Markt las die Aussage so: Die Chancen für höhere Zinsen steigen nun doch wieder.

Eine Taube geht – ein Falke kommt

Denn Mester gilt als einer der härtesten Falken – und sie wird als wahlberechtigtes Mitglied in der Fed für Austan Goolsbee nachrücken, der den Posten als Vice Chair übernimmt. Und zwar von Lael Brainard, die als Leiterin des Wirtschaftsrates ins Weiße Haus geht. Die Bottom Line aus dieser Rochade für Trader und Investoren: Mit Brainard geht eine Taube und mit Mester rückt ein Falke nach.

Auch James „Jim“ Bullard, Präsident der Federal Reserve Bank of St. Louis (nicht stimmberechtigt) bekräftigte Forderungen nach einem 50er Schritt. Zumal offenbar der Jobmarkt keine Schwäche zeigt. So wurden gerade nur 194.00 Neuanträge auf Arbeitslosengeld gemeldet, erwartet worden waren 200.000. Keine Spur von einer Rezession. Oder doch?

Wer wird gezählt?

Wir befürchten inzwischen ein eklatantes Fehlsignal in den USA, aber auch in den Volkswirtschaften der westlichen Welt. Ja, die offizielle Zahl der Arbeitslosen bleibt recht niedrig – sowohl in den USA als auch in Deutschland. Aber: Wir registrieren viele kleine Selbstständige und Freiberufler, die umkippen, weil die Kunden wegbleiben. Zumal schon die Corona-Sanktionen die Reserven dieser Unternehmer angegriffen hatten. Schauen Sie sich mal um in den verelendeten Innenstädten: Friseure, Modegeschäfte, Metzger, Bäcker, Heilpraktiker schließen. Die Besitzer dieser Läden erhalten kein Arbeitslosengeld. Auch das Baugewerbe stellt sich wegen der Zinswende auf einen Crash im Markt ein. Falls unsere These stimmt, sehen wir also eine Krise im Jobmarkt, die nicht komplett in den Zahlen auftaucht.

Alles schon mal dagewesen

Veteranen im Finanzmarkt werden sich erinnern: So etwas gab es schon einmal an anderer Stelle. Und zwar im spanischen Immobilienmarkt. Als Madrid in die Eurozone aufgenommen wurde und die schwindsüchtige Peseta durch den Euro ersetzt wurde, rutschten die Zinsen nach unten. Was folgte war ein Bauboom und eine gigantische Spekulationsblase. Zumal die Signale einer Wohnungsnot nicht abebbten – viele Menschen fanden einfach keine Mietwohnung. Ergo gab es wohl zu wenig Wohnraum. Doch der Grund dafür war vielfach ein anderer. Häufig weigerten sich Immobilienbesitzer wegen strikter Gesetze, ihre leere Wohnung zu vermieten, sie warteten lieber auf höhere Preise für den Verkauf – Vermieter werden in Spanien quasi enteignet. Somit wuchs der Leerstand und was folgte war der Bau-Crash.

Das Fazit aus alledem: Wir fragen uns, ob wir nicht vor einer Rezession stehen, die von hohen Zinsen noch befeuert wird. Und behalten die Lage weiter für Sie im Blick!

 

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