12.06.2023 – Die Kaffeesorte Robusta hat gerade einen neuen Preisrekord markiert. Nun könnte es sein, dass bald auch Arabica nachzieht.
Wir haben jüngst auf die Möglichkeit einer neuen Kaffee-Hausse im Zuge von El Niño hingewiesen. Bei Robusta war es gerade so weit. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Weekend berichtete, macht sich im Markt wegen El Niño die Angst breit, dass die beiden großen Robusta-Exporteure Vietnam und Indonesien vor Lieferproblemen stehen – was den Preis der Sorte auf ein Allzeit-Hoch schob. Konkret: 2.790 Dollar je Tonne, inzwischen lief in kurzer Rücksetzer. In Vietnam wird verstärkte Hitze erwartet, Indonesien meldete wegen ungewöhnlich starker Regenfälle ein voraussichtliches Minus in der Ernte von 18 Prozent.
Noch hat sich Arabica abgekoppelt. Doch wir fragen uns: Wie lange wird dieser Zustand andauern? Hier der Wochenchart in Cents je Pfund.
Damit zu den Hintergründen. Der Deutsche Wetterdienst klärt auf: „Unter El Niño versteht man eine Zirkulationsanomalie, die ursprünglich nur für ein regionales Klimaphänomen angesehen wurde, das entlang der tropischen Westküste Südamerikas auftrat.“ Aber: El Niño habe auch weltweit Auswirkungen, das Phänomen zeige sich etwa alle drei bis vier Jahre.
Erratische Wetterverhältnisse
Das Climate Prediction Center der National Oceanic and Atmospheric Administration hatte im April eine Warnung herausgegeben, wonach sich das Phänomen in diesem Sommer im Pazifik bilden könnte. Es könnte in einigen Regionen für Trockenheit sorgen, in anderen für verstärkte Regenfälle. Das Climate Prediction Center hob die Wahrscheinlichkeit für die Bildung der Formation zwischen August und Oktober von 61 auf 74 Prozent an.
Jetzt stellt sich die Frage, wie sehr sich der Preisauftrieb bei der Sorte Robusta auf den großen Bruder Arabica auswirkt. Robusta stellt etwa 30 Prozent des Weltmarktes; die Bohne ist bitterer, holziger und enthält weniger Zucker. Arabica stellt etwa 70 Prozent des Angebotes. Robusta wird eher im Tiefland in großen Plantagen angebaut, Arabica eher ab 600 Metern Höhe in schwieriger zu bewirtschaftenden Farmen.
Möglicher Preisschub
Wegen der Inflation mit höheren Energiekosten und gestiegenen Preisen für Dünger waren viele Röster in den vergangenen Monaten in ihren Kaffeemischungen verstärkt auf die normalerweise 40 bis 50 Prozent günstigere Sorte Robusta umgestiegen. Der Preisabstand hat sich inzwischen auf rund ein Drittel verringert.
Unser Fazit: Trader in Arabica sollten die Realtime News zu El Niño im Auge behalten. Gut möglich, dass es hier Nachholeffekte bei Arabica gibt. Denn ein sinkendes Angebot bei Robusta dürfte für einen Wechsel vieler Großhändler sorgen, jedenfalls dann, wenn der Preisabstand zwischen beiden Sorten weiter schrumpft. Zumal Arabica von Kennern sowieso eher geschätzt wird, weil er weniger Koffein und Chlorogensäure enthält, die für einen verstimmten Magen sorgt. Zudem könnte das Wetterphänomen auch den großen Arabica-Produzenten Brasilien treffen, was auch bei Arabica die Preise anschieben würde.
Und noch ein wichtiger Faktor: Die Kapriolen könnten auch für ein knapperes Angebot bei anderen Soft Commodities sorgen. Ob long oder short – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!
___________________________________________________________________________________________________________
Wichtige Hinweise:
Der Inhalt dieser Publikation dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken. Es handelt sich in diesem Kontext weder um eine individuelle Anlageempfehlung oder -beratung, noch um ein Angebot zum Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren oder anderen Finanzprodukten. Der betreffende Inhalt sowie sämtliche enthaltenen Informationen ersetzen in keiner Weise eine individuelle anleger- bzw. anlagegerechte Beratung. Jegliche Darstellungen oder Angaben zu gegenwertigen oder vergangenen Wertentwicklungen der betreffenden Basiswerte erlauben keine verlässliche Prognose oder Indikation für die Zukunft. Sämtliche aufgeführte Informationen und Daten dieser Publikation basieren auf zuverlässigen Quellen. Die Bernstein Bank übernimmt jedoch keine Gewähr bezüglich der Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der in dieser Veröffentlichung aufgeführten Informationen und Daten. An den Finanzmärkten gehandelte Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen. Ein Contract for Difference (CFD) stellt darüber hinaus ein Finanzinstrument mit Hebelwirkung dar. Der CFD-Handel beinhaltet vor diesem Hintergrund ein hohes Risiko bis zum Totalverlust und ist damit unter Umständen nicht für jeden Anleger geeignet. Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie alle korrelierenden Risiken vollständig verstanden haben. Lassen Sie sich gegebenenfalls von unabhängiger Seite beraten. CFDs sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.