09.02.2021 –Special Report. Neue Rekorde an der Wall Street, auch Bitcoin schnupperte vor dem jüngsten Rücksetzer frische Höhenluft. Natürlich ist es das viele Luftgeld in den USA, das die Kurse anschiebt: Kaum haben die Dems den Stimulus über 1,9 Billionen Dollar verabschiedet, da kursiert die Kunde über das nächste Geldgeschenk. Das angerichtete geldpolitische Buffet verdirbt dennoch einigen Profis den Appetit.
Neues Helikopter-Geld für Eltern
Laut einem Bericht der „Washington Post“ sollen Millionen Familien und Alleinerziehe mit Kindern unter sechs Jahren pro Jahr 3.600 Dollar vom Staat erhalten. Laut dem 22seitigen Gesetzentwurf der Demokraten, welcher heute im Repräsentantenhaus eingebracht werden soll, dürfen sich Familien mit älteren Kindern über 3.000 Dollar freuen. Gezahlt werden soll die Stütze für Singles mit einem Einkommen bis 75.000 Dollar und für Familien mit 150.000 Dollar Verdienst. Teil des Gesetzes sollen noch ein paar andere Kleinigkeiten werden.
Die Schuldenblase wächst
Damit bläst sich laut dem Finanzblog ZeroHedge das US-Defizit von 3,1 Billionen Dollar weiter auf, dabei ist hierin noch nicht der Stimulus aus dem Dezember über 900 Milliarden Dollar enthalten. Wann soll das alles enden? Wie viel Geld will Amerika noch aus dem Nichts schaffen – und wie viel die anderen Staaten auf der Welt mit ihren Stimuli? Die Geschichte lehrt, dass Luftgeld an die Börse fließt. Aber auch in sinnfreie Unternehmen oder Zombie-Firmen, oder in Hypotheken, die angeblich von solventen Häuslebauern bedient werden. Und irgendwann macht es „Boom“ und Banken wie Firmen kippen um.
So positioniert sich eine Investment-Legende
So ist es interessant zu hören, wie der legendäre Investor Stanley Druckenmiller, Chef des Duquesne Family Office, die Lage analysiert. In einem erst jetzt veröffentlichten Gespräch vom vorigen Sonntag mit Tony Pasquariello, Global Head der Goldman Hedge Fund Coverage, sagte „Druck“, aktuell werde vor allem eines serviert: “ the wildest cocktail I’ve ever seen in trying to figure out a roadmap.“ In drei Monaten des Jahres 2020 hatte die Federal Reserve demnach das Defizit stärker aufgeblasen als in den voran gegangenen fünf Rezessionen zuvor (1973, 1975, 1982, die frühen Neunziger, die Dotcom-Blase und die große Finanzkrise).
Und wie hat sich Druckenmiller positioniert? Vor allem so: Erstens ist er short bei langlaufenden Treasuries. Zweitens ist er long bei Commodities. Drittens ist er „very, very short“ beim Dollar. Außerdem besitze er Assets aus China, Japan und Korea. „Asia is the big, big winner coming out of COVID-19.“ Die Volksrepublik etwa habe nicht so sehr von ihrer eigenen Zukunft geborgt und die Geldmenge niedrig gehalten – M2 sei in China auf dem gleichen Stand wie vor 3 Jahren. Ganz im Gegensatz zu den USA.
BTC ist das Kind der Notenbanken
Bei Bitcoin wurde er kryptisch: Auf die Frage, ob BTC die „mother of all asset bubbles or something genuine“ sei, antwortete Druckenmiller „maybe both.“ Er kenne die Zukunft nicht, doch eines sei klar: Bitcoin „wouldn’t do what it’s doing without Central Bank behavior.“ Wir meinen, dass Trader und Investoren also auf die Notenbanken achten müssen: Sobald diese die Geldschwemme einstellen, könnte es vorbei sein mit der Flucht in nicht-manipulierbare Assets wie die Cyber-Devisen. Doch können die Zentralbanken überhaupt aufhören? Das Problem mit der aktuellen (Geld-)Politik: Sie macht süchtig. Ohne das Dauer-Doping keine Aktiengewinne. In der Wirtschaft darf das Heroin der Staatsstütze nicht ausbleiben, sonst meutern die Wähler, die zuvor durch Subventionen, Staatsausgaben oder Helikopter-Geld-Schecks ruhig gestellt wurden. Doch die traurige Wahrheit ist: Es kann nicht ewig so weitergehen.
Die Apokalypse ist nah
Das jedenfalls glaubt eine andere Investment-Ikone: Jeremy Grantham wurde jüngst apokalyptisch und warnte, das Platzen dieser aktuellen epischen Blase werde das wichtigste Investment-Event in unserem Leben. Im Interview mit Bloomberg sagte der Co-Gründer von GMO, der korrekt die beiden letzten Crashes vorher gesagt hatte, die Wirtschaftspolitik von Joe Biden werde die Aktien in gefährliche Höhen treiben, gefolgt von einem unvermeidlichen Crash. Grantham wörtlich: “We will have a few weeks of extra money and a few weeks of putting your last, desperate chips into the game, and then an even more spectacular bust.” Und weiter: “When you have reached this level of obvious super-enthusiasm, the bubble has always, without exception, broken in the next few months, not a few years.”
Bleiben Sie wachsam
Unser Fazit: Die Warnungen vor einer heftigen Korrektur werden lauter. Traden Sie die Welle, doch vergessen Sie nicht, dass Blasen irgendwann platzen. Mit immer neuen Rekorden und überschäumendem Optimismus ist alles angerichtet für einen Absturz. Wenn Sie CFD traden, sollten Sie nun zunächst die 50-Tage-Linie im Auge behalten, die der S&P 500 Ende Januar getestet hatte.
Pünktlich vor diesem Rücksetzer hatten übrigens gleich zwei Investmentbanken zu Gewinnmitnahmen aufgerufen. So urteilte Morgan Stanley, die Zahl der am meisten geshorteten Aktien und die wilde Spekulation rund um GameStop sei ein klares Zeichen dafür, dass sich die Börsenblase weiter aufpuste. Und die Bank of America riet, angesichts all des Optimismus: „take some profits or other defensive measures.“ Die Bernstein-Bank wünscht viel Erfolg!
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