19.01.2021 –Special Report. Die Hubschrauber fahren die Motoren hoch – bald werden sie beladen mit neuem Staatsgeld, das sie auf die Straße werfen. Vor kurzem haben die Amerikaner einen Scheck über 600 Dollar erhalten. Bald kommt ein zweites Geschenk von Vater Staat über 1.400 Dollar dazu. Viele Bucks dürften umgehend an den Aktienmarkt fließen, glauben einige Profis. Denn Retail-Trader investieren, als ob es kein Morgen gäbe. Wir analysieren die Hintergründe.
2.000 Dollar vom Staat
Neue Runde in der Modern Monetary Theory: Um die Wirtschaft anzukurbeln und um endlich Inflation zu erzeugen, überweist die Regierung an den Banken vorbei direkt Geld an die Bürger. Nun wird es zwar nur ein neuer Stimulus-Scheck in Höhe von 1.400 Dollar, die Joe Biden an die Amerikaner verteilen will. Einige Medien hatten über 2.000 neue Dollar sinniert. Doch zusammen mit dem ersten Helikopter-Geld über 600 Dollar sind es dann eben doch 2.000 Greenbacks.
Frisches Kraftfutter für Trader
Das Finanzblog ZeroHedge sieht daher den S&P 500 über die Marke von 4.000 Zählern davonziehen. Denn viel von dem Geld dürfte umgehend an die Börse fließen. Auch Bloomberg stellte gerade fest, dass die ersten 600 Dollar einen kräftigen Schub für den Optionshandel und für das Geschäft mit Penny-Stocks bedeutet hatten. Die Nachrichtenagentur konstatierte, über alle Einkommensgruppen sei der Handel in den ersten zehn Januar-Tagen verglichen mit dem Dezember um 30 Prozent angestiegen. Und Menschen mit einem Einkommen über 75.000 Dollar hätten ihr Trading besonders stark um 53 Prozent gesteigert.
Die Blase wächst weiter
Peter Cecchini, Gründer von AlphaOmega Advisors kommentierte:“If the additional $1,400 goes to the same income levels it did before, we are highly likely to see additional speculation in stocks, which could continue to inflate an already-existing bubble. If it goes to people with below-average incomes, speculation will be less likely.” ZeroHedg kommentierte: Das Geld werde nun nicht nur in hochriskante Asset-Klassen wie Kryptos fließen, sondern in Penny Stocks, dubiose Startups und sonstige Cash-Verbrenner – „we are at peak euphoria. In fact, the options market saw its second busiest day ever for bullish equity calls this week and penny stock volume is up 6x from last year.“
Ungezügelter Risiko-Appetit
Tatsächlich meldete Goldman Sachs gerade einen Stand von 1 im hauseigenen Risk Appetite Indikator – der RAI habe damit den höchsten Stand seit vier Jahren erreicht und kratze am Allzeithoch. Wir haben also einen bullishen Extremfall erreicht: Der RAI habe nur in 1,7 Prozent aller Fälle über 1 notiert. Goldman fuhr fort, am aktuellen Niveau sei der Markt eher verletzlich für negatives Wachstum oder Zinsschocks, ausgelöst etwa durch Enttäuschungen in der Fiskalpolitik oder neue negative Corona-News. Greg Marcus von UBS Private Wealth Management urteilte jedoch, “I think the market is very much looking through the pandemic, and that’s why we see it continuing to drift higher.” Goldman erwartet derweil keine neuen Impulse durch die Geldpolitik: In den kommenden Monaten werde der Appetit auf Risiko vor allem ausgelöst durch Wachstum und ein Reflationssentiment.
Passive Fonds als Schubverstärker
Doch wie zuletzt häufiger berichtet, bleibt die Angst vor einer Blase. Tatsächlich unterstützt eine neue Studie die Annahme, dass Investments von passiv gemanagten Fonds die Kurse der größten Aktien zu einer Bubble aufgepumpt haben. Das hat ein Team der Michigan State University, der London School of Economics und der University of California Irvine herausgefunden, das Daten aus den Jahren 2000 bis 2019 analysiert hatte. Die Studie konstatiert, dass „noise traders“ (passive Investoren) „tend to push up the price of fashionably big companies as they enter the S&P 500“. Dies sorge dafür, dass diese Firmen ein größeres Gewicht erhalten, was wiederum zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung führt, wenn neue passive Trader an den Markt kommen.
Anders ausgedrückt: Alle wollen die Aktien haben, die sowieso gerade gefragt sind. Solch ein Trend kann sich natürlich schnell ins Gegenteil umdrehen. Doch es gibt ein Heilmittel: Small Caps bieten der Studie zufolge sowohl Schutz vor einem Rücksetzer als auch die Chance auf eine Outperformance. Unser Fazit an dieser Stelle: Einiges spricht für ein Anhalten der Hausse. Wer nicht mit ansehen will, wie die Kaufkraft seiner Ersparnisse durch Helikopter-Geld vernichtet wird, muss investieren. Doch irgendwann wird die Blase platzen. Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!
Wichtige Hinweise:
Der Inhalt dieser Publikation dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken. Es handelt sich in diesem Kontext weder um eine individuelle Anlageempfehlung oder -beratung, noch um ein Angebot zum Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren oder anderen Finanzprodukten. Der betreffende Inhalt sowie sämtliche enthaltenen Informationen ersetzen in keiner Weise eine individuelle anleger- bzw. anlagegerechte Beratung. Jegliche Darstellungen oder Angaben zu gegenwertigen oder vergangenen Wertentwicklungen der betreffenden Basiswerte erlauben keine verlässliche Prognose oder Indikation für die Zukunft. Sämtliche aufgeführte Informationen und Daten dieser Publikation basieren auf zuverlässigen Quellen. Die Bernstein Bank übernimmt jedoch keine Gewähr bezüglich der Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der in dieser Veröffentlichung aufgeführten Informationen und Daten. An den Finanzmärkten gehandelte Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen. Ein Contract for Difference (CFD) stellt darüber hinaus ein Finanzinstrument mit Hebelwirkung dar. Der CFD-Handel beinhaltet vor diesem Hintergrund ein hohes Risiko bis zum Totalverlust und ist damit unter Umständen nicht für jeden Anleger geeignet. Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie alle korrelierenden Risiken vollständig verstanden haben. Lassen Sie sich gegebenenfalls von unabhängiger Seite beraten.