26.06.2023 – Nach dem bizarren Eintages-Putsch von Wagner-Führer Jewgeni Prigoschin ist erst einmal Entspannung in der Politik und an der Börse angesagt. Doch der Aufmarsch könnte nur ein kleines Vorbeben gewesen sein.
Noch sind die Börsianer cool. Doch falls die Atommacht Russland in einen Bürgerkrieg abdriftet, wird das auch die Finanzwelt beschäftigen. Trader sollten überlegen, einen Teil ihres Geldes als Absicherung in den VIX investieren – der wird nach oben springen, falls die Lage eskaliert. Hier der Tageschart.
Schon im September vorigen Jahres hatten wir geschrieben, dass Russlands Präsident Wladimir Putin angesichts der erfolgreichen ukrainischen Offensive rund um Charkiv und Cherson mit einer Eskalation antworten muss – er brauche Erfolge, sonst es drohe eine Implosion der russischen Föderation. Die Erfolge sind ausgeblieben, jetzt markiert der Wagner-Putsch eine Zäsur.
Patriot oder Verräter ?
Jewgeni Prigoschin ist als Patriot und Frontkämpfer gegen einen korrupten Staatsapparat vorgegangen. Wenn ihm auch offenbar bei seinem Marsch auf Moskau die Unterstützung der Armee fehlte und wenn auch viele in ihm einen Verräter sehen, der eigene Hubschrauber abgeschossen hat, könnte die Angelegenheit Sprengkraft entfalten.
Denn der Söldner-Chef hat in den vergangenen Wochen einige interessante Dinge angesprochen, die tausendfach über seinen Telegram-Kanal verbreitet wurden: Es gebe keine Nazis in der Ukraine; der Krieg sei von eitlen russischen Generälen angezettelt worden; die Armee-Führung sei komplett unfähig; die Reichen hätten ihre Kinder in Sicherheit gebracht, während die Armen an der Front sterben.
Der Jubel in Rostow am Don zeigt, dass viele Russen ähnlich denken. Sie lieben Russland – hassen aber die Eliten, die Milliarden im Ausland bunkern und sich protzige Paläste gönnen. So ist es beispielsweise in der Armee ein übler Brauch, dass sich Generäle von den Rekruten hübsche Häuser bauen lassen. Feudalismus in Reinkultur.
Unter Zugzwang
Die Frage ist, wie Putin jetzt handelt. Er hat Prigoschin lange mit seiner Kritik gewähren lassen und sich verkalkuliert. Jetzt muss der Kreml-Chef Stärke demonstrieren; er braucht Erfolge – vielleicht folgen dem Gerede vom Atomschlag doch Taten. Oder aber die Russen skalieren mit einer Sprengung des verminten Atomkraftwerkes Saporischja, um einen Vormarsch der Ukraine über verseuchtes Land im Süden zu stoppen.
Zudem muss der Zar Härte zeigen, sonst geht die Zersetzung im Inneren weiter. Sollte Putin aber seinen Exil-Deal mit Prigoschin brechen und ihn eliminieren lassen, könnten die Wagner-Söldner in Russland revoltieren. Sicher kann sich Putin nur fühlen, wenn er einen überzeugenden Sieg in der Ukraine erringt. Und wenn er künftig alle gefährlichen Fraktionen im Land besser an die Leine nimmt. Behalten Sie also die Realtime-News im Auge!
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