24.02.2023  – Kollektive Realitätsverweigerung: Vor einem Jahr marschierte Russland in die Ukraine ein. Noch immer wollen einige Menschen nicht wahrhaben, was den Kreml antreibt. Die Börse glaubt, die Sache werde sich schon irgendwie von alleine regeln – mit einem minimalen Engagement des Westens. Das könnte ein Trugschluss sein. Wir warnen vor dem Unerwarteten.

Pars pro toto schauen wir uns heute die französische Börse an – hier herrschte zuletzt beste Stimmung. Also ob nichts gewesen wäre, ist der CAC 40 nach oben gelaufen. Ausgerechnet im Krieg hat der Index gerade ein neues Allzeithoch markiert, hier der Tageschart. Die Frage ist, wie lange das so weitergeht.

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Ja, die Ukraine schlägt sich wackerer als erwartet. Ja, die Russen haben offenbar die Widerstandskraft des Opfers unterschätzt. Ja, der Westen schickt Waffen – aber immer nur gerade so viel, dass die Ukraine nicht kollabiert. Doch das Material kommt vor allem aus den USA, Großbritannien, Polen. Der Rest duckt sich weitgehend weg, die Mengen an Waffen reichen nicht aus für einen Sieg der Ukraine. Nur nicht den Kreml zu stark provozieren… Was Moskau aufmerksam registriert.

Das Appeasement wächst

Und schon zeigen sich hierzulande Risse in der Abwehrkraft. Nicht nur das armselige Zaudern unserer Regierung ist gemeint. Russland dürfte mit Freude sehen, wie sich wieder viele Intellektuelle und Professoren, welche die Invasion nicht vorher gesehen hatten, Friedensverhandlungen fordern. Soll heißen: Eine Kapitulation der Ukraine, Aufgabe des Donbass und der Krim sowieso.

Doch Wladimir Putin will keine Gespräche. Es geht ihm um etwas Größeres: Er will die Wiederherstellung eines Großrusslands nach dem Vorbild der Sowjetunion oder der Zaren. Lesen Sie seine Reden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es ihm egal, ob hunderttausende junge Russen sterben – in ein paar Generationen wird sich das schon regeln. Vor allem, wenn Belarus und die ganze Ukraine wieder eingegliedert wurden.

Hunger auf mehr

Wir vermuten also diese nächsten Schritte: Russland wird eine neue Mobilisierung starten. Sollte die Ukraine eine erfolgreiche Gegenoffensive schaffen, wird Putin entweder beseitigt. Oder er setzt Atomwaffen ein. Vielleicht wird die NATO aus Angst vor dem Dritten Weltkrieg darauf nicht antworten. Dies wäre eine Einladung für Russland zur Wiedereingliederung des Baltikum in das ruhmreiche russische Reich und die Schließung des Korridors nach Kaliningrad.

Wir fassen zusammen: Ein Feldherr in Moskau, der im Wahn lebt, ein mächtiges Großrussland wiederherzustellen. Ein geteilter Westen, in dem die Eliten allzu oft von einer friedlichen Koexistenz mit Putin-Russland träumen. Und eine Börse, die die Sache erstmal ausblendet. Sobald die Realitätsschocks einer Eskalation aber das Parkett erreichen, werden viele Anleger ihr Geld in Sicherheit bringen. Wir sehen noch immer – genau wie in unserem Jahresausblick 2022, als wir vor einer russischen Invasion gewarnt hatten – das Thema Ukraine als größte Gefahr für die Börse überhaupt. Zumal ein Zurückweichen des Westens und die Niederlage der Ukraine China in Taiwan auf den Plan rufen könnte. Die Bernstein Bank behält die Angelegenheit für Sie im Blick.

 

_________________________________________________________________________________________

Wichtige Hinweise:

Der Inhalt dieser Publikation dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken. Es handelt sich in diesem Kontext weder um eine individuelle Anlageempfehlung oder -beratung, noch um ein Angebot zum Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren oder anderen Finanzprodukten. Der betreffende Inhalt sowie sämtliche enthaltenen Informationen ersetzen in keiner Weise eine individuelle anleger- bzw. anlagegerechte Beratung. Jegliche Darstellungen oder Angaben zu gegenwertigen oder vergangenen Wertentwicklungen der betreffenden Basiswerte erlauben keine verlässliche Prognose oder Indikation für die Zukunft. Sämtliche aufgeführte Informationen und Daten dieser Publikation basieren auf zuverlässigen Quellen. Die Bernstein Bank übernimmt jedoch keine Gewähr bezüglich der Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der in dieser Veröffentlichung aufgeführten Informationen und Daten. An den Finanzmärkten gehandelte Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen. Ein Contract for Difference (CFD) stellt darüber hinaus ein Finanzinstrument mit Hebelwirkung dar. Der CFD-Handel beinhaltet vor diesem Hintergrund ein hohes Risiko bis zum Totalverlust und ist damit unter Umständen nicht für jeden Anleger geeignet. Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie alle korrelierenden Risiken vollständig verstanden haben. Lassen Sie sich gegebenenfalls von unabhängiger Seite beraten. CFDs sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

CFD sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.