05.05.2023 – Die Europäische Zentralbank hat es wieder getan: Sie hat die Leitzinsen in Euroland erhöht. Zwar nur moderat. Doch anders als die Federal Reserve in den USA machten die Währungshüter in Frankfurt klar, dass es weitergeht mit den Zinsschritten.
Der Rat der Europäischen Zentralbank verkündete eine Anhebung um 0,25 Prozentpunkte. Der Leitzins im Euroraum klettert damit auf 3,75 Prozent. Das war die siebte Anhebung in Folge, zuvor hatte es drei Erhöhungen um 0,50 Punkte gegeben. Der Euro hat in den vergangenen Wochen gegenüber dem Dollar langsam aber stetig zugelegt, hier der Tageschart. Und das hat gute Gründe: Hierzulande gibt es einigen Nachholbedarf beim Tightening.
In Amerika locken zwar noch höhere Zinsen, denn dort hat die Federal Reserve die Fed Funds Rate gerade auf 5,00 bis 5,25 Prozent erhöht. Doch EZB-Chefin Christine Lagarde versicherte gestern, dass die EZB anders als die Federal Reserve in Washington nicht daran denkt, mit den Zinsschritten einzuhalten.
Inflation in Euroland
Die Ära der steigenden Zinsen dürfte sich also fortsetzen, denn die Zielrate der Inflation von 2 Prozent ist noch weit entfernt. So lag die Teuerung in der Eurozone im März 2023 bei 6,9 Prozent. Weitere Zinserhöhungen in Euroland sollen folgen und die Bilanz soll schneller schrumpfen.
Michael Heise, Chefökonom bei HQ Trust äußerte: „Anders als bei der Schwesternotenbank in den USA gibt es bei ihr aber kein time-out für weitere Zinserhöhungen. Schon im Juni ist ein weiterer Zinserhöhungsschritt wahrscheinlich, da bei gestiegenem Lohnkostendruck und den gegebenen Preiserhöhungsspielräumen der Unternehmen weiterhin deutliche Preissteigerungen, vor allem im Dienstleistungsbereich, zu erwarten sind.“ Und Jörg Krämer, Chefsvolkswirt der Commerzbank, sagte ebenfalls zu Reuters: „Auch nach sieben Zinserhöhungen in Folge liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor der EZB. (…) Die EZB muss mehr als einmal nachlegen, um die Inflation dauerhaft zurück auf zwei Prozent zu bringen.“
Die EZB und die Banken
Wir vermuten, dass nun weiter fleißig Long-Positionen in EURUSD aufgebaut werden. Soll heißen: Geld aus bestehenden US-Bonds könnte in neue europäische Staatsanleihen fließen. Denn letztere rentieren höher als erstere. Zwar würden sich auch neue US-Anleihen für Investoren anbieten. Doch die Fed könnte wegen der Banken-Turbulenzen in den USA gezwungen sein, beim Tightening auf die Bremse zu treten. Oder gar eine Rolle rückwärts einzulegen und die Zinsen zu senken. Größerer Ärger im Bankensektor könnte zudem zu Notverkäufen bei Staats- und Firmenanleihen führen und damit zu Verlusten.
In Europa dagegen scheint die Lage nach dem Aus für die Credit Suisse zuletzt stabiler. Nicht umsonst sehen wir einen Aufwärtstrend bei EURUSD seit Anfang März. Der Unterschied im Bankensektor liegt darin, dass in den USA – überspitzt ausgedrückt – im Zuge des billigen Geldes jeder pseudo-coole Hipster mit seltsamer Geschäftsidee ohne Umsatz oder Gewinn einen Kredit erhalten hat. Was auch eine Blase am Markt für Gewerbe-Immobilien nach sich zog. In Europa dagegen läuft die Kreditvergabe traditionell sowieso konservativer und das Startup-Geschäft liegt häufig in den Händen von Großkonzernen. Soll heißen: Hierzulande platzt wohl eher keine Blase; im Silicon Valley schon. Wir sind also gespannt, wie es im Forex-Markt weitergeht und wünschen erfolgreiche Trades und Investments!
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