23.03.2020 –Daily Report. Das gigantische US-Hilfspaket lässt auf sich warten. Und die Federal Reserve verbreitet Panik – die Arbeitslosigkeit in Amerika könnte bis auf 30 Prozent anziehen. In China droht ein Immobilien-Kollaps. Die Anleger in Frankfurt gehen in Deckung.
Dickes Minus in Frankfurt
Zum Wochenauftakt rauschte der deutsche Leitindex einmal mehr nach unten: Der DAX verlor zuletzt 3 Prozent auf 8.665 Zähler, das Tief lag bei 8.531 Punkten. Welch eine Volatilität: Am Freitag war es noch bis auf 9.201 Punkte nach oben gegangen.
Das Team von Boerse.ARD.de in Frankfurt machte Long-Investoren ein wenig Hoffnung: Das Crash-Tief vom vergangenen Montag bei 8.256 Punkten habe immerhin dem ersten Ansturm der Bären standgehalten. Der weitere Tipp für Fans der Chartanalyse: Anleger sollten nun die Marke von 8.256 Punkten im Auge behalten, solange sich der DAX sich darüber halte, habe er immer noch Chancen zur Stabilisierung und zur Wende nach oben. Vor allem aber müsse die Unterstützung bei rund 8.100 Punkten halten – resultierend aus dem Hoch der Dotcom-Blase 2000 und dem Vor-Finanzkrisen-Hoch 2007.
Russisches Roulette im Senat
Druck auf die deutschen Kurse hatten die US-Futures ausgeübt, sie notierten zuletzt noch rund 2 Prozent im Minus. In der Nacht war der Kontrakt auf den Dow Jones Limit-Down gehandelt worden. Der Grund: In den USA sind die Verhandlungen um ein Konjunkturpaket in Höhe von mehr als 1 Billion Dollar ins Stocken geraten. Die Demokraten im US-Senat blockierten ein federführend von Republikanern erstelltes Corona-Paket.
Das Verdikt im Senat fiel 47 zu 47 aus, für ein Go hätte es 60 Stimmen benötigt. Der Republikaner Mitt Romney aus Utah ist inzwischen positiv auf Corona getestet worden, mehrere andere zogen sich in Quarantäne zurück. Für die Democrats war das Paket zu sehr auf die Bedürfnisse der Wall Street zugeschnitten, nicht aber auf die Main Street – obwohl der Entwurf Helicopter-Geld für alle Amerikaner vorsieht. Der Mehrheitsführer Mitch McConnell warf den Dems vor, Russisches Roulette mit dem Markt zu spielen. Heute um 12 Uhr Ortszeit soll noch einmal im Kongress abgestimmt werden.
Präsident Donald Trump zeigte sich von der Verzögerung unbeeindruckt: „Unser Konjunkturpaket wird durchgehen. Und es wird ein enormes Paket sein“, sagte er im Weißen Haus. Nach einer Verabschiedung im Senat wird auch noch das von Demokraten kontrollierte Repräsentantenhaus dem Paket zustimmen müssen. Gehen Sie davon aus, dass die Dems erneut zicken, um sich zu profilieren.
Drohende Job-Apocalypse in den USA
Gestern hatte zudem ausgerechnet ein führendes Mitglied der Federal Reserve Benzin ins Feuer gegossen. James Bullard, Chef der Fed von St. Louis, sagte am Sonntag im Gespräch mit Bloomberg News , dass die US-Arbeitslosenrate in den kommenden Monaten bis auf 30 Prozent anziehen könnte. Er erwarte einen nie dagewesenen Absturz des US-Bruttoinlandsproduktes um 50 Prozent. Bullard wörtlich: „This is a planned, organized partial shutdown of the U.S. economy in the second quarter.”
Gemischte Tendenz in Asien
Die wichtigen Börsen in Asien entwickeln sich uneinheitlich. So rutschte der CSI-300 am Morgen um 3,4 Prozent auf 3.530 Zähler. In Japan zog der Nikkei-225 um 2 Prozent an auf 16.888 Punkte. Damit holte er aber nur einen Teil der Gewinne der anderen Indizes vom Freitag auf. Denn da war die Börse in Japan geschlossen.
Chinas Immobilienmarkt kollabiert
Leider haben wir noch eine weitere Hiobsbotschaft aus China für Sie, die sich noch nicht in die Mainstream-Medien vorgearbeitet hat: Corona stürzt nun den Immobilienmarkt im Reich der Mitte in den Abgrund. So kappte China Evergrande – der zweitgrößte chinesische Immobilien-Entwickler – seine Ganzjahresprognose locker um die Hälfte. Die in Hongkong gehandelte Aktie rauschte um 17 Prozent nach unten.
Sie erinnern sich: Wir hatten an dieser Stelle wiederholt auf den gigantischen Leerstand in der Volksrepublik hingewiesen. Peking will Menschen aus der Provinz in den Städten ansiedeln, um Ackerland zu gewinnen; viele Kommunen haben günstige Kredite vergeben, Bauträger sind eingestiegen, um gigantische Plattenbau-Siedlungen hochzuziehen. Die meisten davon stehen leer. Wenn jemand gekauft hat, dann vor allem der Mittelstand, um sich gegen die Inflation abzusichern. Laut Xinhua sind drei Viertel des Vermögens chinesischer Haushalte in Immobilien angelegt, in den USA sind es nur 28 Prozent. Diese Blase platzt wohl aktuell. Mit verheerenden Folgen für die chinesische Börse und den Arbeitsmarkt – sowie für die Nachfrage nach Stahl, Kupfer und Zement.
Herbe Verluste in New York
Am Freitag hatten die US-Indizes am Tagestief geschlossen. Der Dow Jones verlor 4,6 Prozent und verabschiedete sich bei 19.174 Punkten – das war der tiefste Stand seit November 2016. Das Wochenminus: mehr als 17 Prozent und zugleich der höchste Wochenverlust seit dem Jahr 2008. Der marktbreite S&P 500 verabschiedete sich 4,3 Prozent schwächer bei 2.305 Zählern. Hier lag die Wochenrendite bei minus 15 Prozent, der schlimmste Verlust seit 2008. Und der Nasdaq 100 verlor 4 Prozent auf 6.994 Zähler. Übrigens ist laut CNBC am Freitag mit Ronin Capital ein großer Hedge Fonds kollabiert.
Das bringt der Tag
Der Terminkalender bringt am Montag nur wenige interessante Events, den Überblick finden Sie wie immer hier: Market Mover
Wichtig wird allein die zweite Abstimmung im Senat und vielleicht auch schon im Repräsentantenhaus über das gigantische Konjunkturpaket.
Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades!
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