Neuer Schub für Brent und WTI

13.02.2023  – WTI und Brent tasten sich langsam nach oben. Der Markt schüttelt zaghaft die Rezessionsängste ab. Doch wieso haben sie verschiedene Preise? Und welche Unterschiede gibt es überhaupt zwischen beiden Sorten? Wir beleuchten die Hintergründe.

Der Ölpreis hat zuletzt bullish auf die Ankündigung aus Moskau reagiert, wonach Russland ab dem kommenden Monat den Ausstoß um 500.000 Barrel pro Tag oder 5 Prozent reduziert. Damit sollen die westlichen Sanktionen gekontert werden. Vor gut einer Woche hatte schon Goldman Sachs mit der Prognose für Aufsehen gesorgt, dass bei Erdöl bis ins kommende Jahr hinein mit einer echten Angebotskrise zu rechnen sei. In diesem Jahr werde zudem die neue Nachfrage aus China durch die Wiederöffnung des chinesischen Marktes ihren Peak erreichen. Der Ölpreis werde daher über 100 Dollar steigen. Oben sehen Sie den Vier-Stunden-Chart von WTI, unten von Brent.

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Wie Sie sehen, laufen beide Sorten im Gleichklang, aber Brent kostet mehr. Doch warum ist das so? Zumal bis vor gut einer Dekade WTI teurer war als Nordsee-Öl, da es eine etwas höhere Qualität aufweist als das europäische Pendant.

Schwefel und Schwere

Zwar gibt es weit mehr Ölsorten als nur diese beiden, doch diese sind die wichtigsten. WTI ist vor allem für den US-Markt von Bedeutung, Brent für Europa und den internationalen Handel. Brent stammt aus der Nordsee und wird an der Londoner Warenterminbörse ICE Futures gehandelt, das ist die ehemalige International Petroleum Exchange, klärte das „Handelsblatt“ auf. Brent hat demnach einen niedrigen Schwefelgehalt von rund 0,37 Prozent und wird als leichtes, süßes Rohöl bezeichnet. Wir ergänzen: Schwefel zerstört Motoren und ist daher unerwünscht. Das „Handelsblatt“ fuhr fort: Sogenannte saure Sorten haben einen Schwefelanteil von bis zu sechs Prozent. Auch das amerikanische Leichtöl WTI (West Texas Intermediate) gilt als süßes Rohöl. Laut dem „Manager Magazin“ hat es einen Schwefelgehalt von 0,24 Prozent.

Mobeen Tahir vom Vermögensverwalter Wisdom Tree, erläuterte auf der Website der Börse München, Öl werde dann als „leicht“ im Sinne der Messung des American Petroleum Institute (API) bezeichnet, wenn es eine API-Schwerkraftzahl von mehr als 10 besitzt – dann schwimme es auf Wasser; dagegen bringe eine API-Schwere von weniger als 10 das Rohöl zum Sinken. Solche superschweren Öle werden unter anderem als Bitumen im Straßenbau verwendet.

Transportkosten zählen

Weiter stellte Tahir  korrekt fest, es gebe „kontrastierende Merkmale in Bezug auf den Ort der Ölförderung, die Lagerung und den Transport des Öls sowie die Art und Weise, wie die Ölsorte auf internationalen Märkten gehandelt wird.“ Wir ergänzen: WTI wird vor allem in den USA verbraucht. Wenn dort das Angebot an Fracking-Öl steigt – was seit der Revolutionierung der Förderung durch Querbohrung und durch die Ausbeutung der Ölschiefer seit etwa einem Jahrzehnt verstärkt der Fall ist – fällt der Preis. Zugleich gibt es Transportkosten als Faktoren: Während Brent von den Bohrinseln direkt auf die Tanker verladen wird, muss WTI erst über Land in Pipelines, Zügen oder Lkw transportiert werden. Die Abnehmer ziehen diese Kosten daher vom Einkaufspreis ab.

Lagerkapazitäten und sofortige Abnahme

Dass die Preise auch stark von den Kapazitäten in den Öltanks abhängen, zeigte sich am 20. April 2020. Damals erlebte der Preis für WTI kurz vor dem Ablauf des aktiven WTI-Future-Kontrakts an der Nymex einen historischen Absturz – sogar bis in negatives Terrain. Die Öllager in den USA waren voll, vor allem im Hauptumschlagplatz in Cushing, Oklahoma. Corona hatte die Nachfrage abgewürgt.

Das wiederum machte Zocker extrem nervös, die gar kein Öl für die Produktion brauchten. Bei Ablauf des Terminkontrakts an der NYMEX New York Mercantile Exchange (NYMEX) erhält der Inhaber des Kontrakts umgehend die gekauften Öl-Fässer geliefert. Bei Brent ist das Verfahren an der Intercontinental Exchange (ICE) aber anders: Dort muss der Inhaber des Futures-Kontrakts bei seinem Verfall den Basiswert nicht übernehmen, erläuterte der Experte von Wisdom Tree weiter. Ergo brach Brent damals nicht so stark ein wie WTI.

Praktische Trading Hinweise:

Die Handelszeiten für die beiden Ölsorten sind wie folgt:

OIL:                              02:05-23:00 (Mo-Do), 02:05-22:00 (Freitag)

OIL.WTI:                      00:05-23:00 (Mo-Do), 00:05-22:00 (Freitag)

Kontraktgröße: USD 10 x Preislevel

 

Wir hoffen, wir haben Ihnen mit diesem Hintergrund ein wenig weitergeholfen – die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

 

 

__________________________________________________________________________________________

Wichtige Hinweise:

Der Inhalt dieser Publikation dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken. Es handelt sich in diesem Kontext weder um eine individuelle Anlageempfehlung oder -beratung, noch um ein Angebot zum Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren oder anderen Finanzprodukten. Der betreffende Inhalt sowie sämtliche enthaltenen Informationen ersetzen in keiner Weise eine individuelle anleger- bzw. anlagegerechte Beratung. Jegliche Darstellungen oder Angaben zu gegenwertigen oder vergangenen Wertentwicklungen der betreffenden Basiswerte erlauben keine verlässliche Prognose oder Indikation für die Zukunft. Sämtliche aufgeführte Informationen und Daten dieser Publikation basieren auf zuverlässigen Quellen. Die Bernstein Bank übernimmt jedoch keine Gewähr bezüglich der Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der in dieser Veröffentlichung aufgeführten Informationen und Daten. An den Finanzmärkten gehandelte Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen. Ein Contract for Difference (CFD) stellt darüber hinaus ein Finanzinstrument mit Hebelwirkung dar. Der CFD-Handel beinhaltet vor diesem Hintergrund ein hohes Risiko bis zum Totalverlust und ist damit unter Umständen nicht für jeden Anleger geeignet. Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie alle korrelierenden Risiken vollständig verstanden haben. Lassen Sie sich gegebenenfalls von unabhängiger Seite beraten. CFDs sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

CFD sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.