07.01.2020 – Daily Report. Die Spannung am Finanzmarkt steigt – die Börse in Frankfurt hat am Dienstag zunächst wieder angezogen. Die kommenden Tage dürften volatil werden, da sie eine Menge Zündstoff für Trader bringen. Beispielsweise eine mögliche Eskalation in Sachen Iran. Plus die für Mitte Januar angekündigte Unterzeichnung des Zoll-Deals zwischen den USA und China.
Gewinne in Frankfurt
Der deutsche Leitindex hielt sich am Mittag 0,8 Prozent im Plus bei 13.238 Zählern. Auf dem Parkett überwog nun wieder die Hoffnung eine Deeskalation zwischen den USA und dem Iran. Der DAX war gestern bis auf 12.984 Zähler abgetaucht, aber dann wieder bis an die 50-Tage-Linie zurückgekehrt. Die Chartanalyse lehrt, dass solche gleitenden Durchschnitte eine magische Anziehungskraft entwickeln. Gold setzte vom Siebenjahreshoch 0,1 Prozent zurück und kostete zuletzt 1.565 Dollar. Erdöl bröckelte um 0,3 Prozent: WTI wechselte für 63,07 Dollar den Besitzer, ein Fass Brent kostete 68,65 Dollar.
Asien im Plus
Der Tokioter Nikkei-Index schloss 1,6 Prozent höher bei 23.575 Punkten und machte damit fast all seine Verluste vom Montag wieder wett. Der chinesische CSI-300 zog am Morgen um 0,8 Prozent an auf 4.160 Stellen. Derweil sorgte der chinesische Vize-Agraminister Han Jun für hochgezogene Augenbrauen. Er sagte dem Portal Caixin, dass die Importquoten für Weizen, Mais und Reis nicht angehoben werden. Nanu, wollte Peking nicht die Einfuhr amerikanischer Agrarprodukte stark steigern? Am 15. Januar wissen wir vielleicht mehr. Jede Äußerung zum Zoll-Deal in den kommenden Tagen hat das Potenzial, die Kurse zu bewegen.
New York wieder optimistisch
Der Dow Jones Industrial beendete den Handel gestern mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent bei 28.703 Punkten – das war nur knapp unter seinem Tageshoch. Der S&P 500 legte um 0,4 Prozent zu auf 3.246 Stellen. Der Nasdaq 100 stieg sogar um 0,6 Prozent auf 8.849 Zähler. Noch am Freitag hatten die großen Indizes neue Rekorde erzielt. Bleibt anzumerken, dass das House of Representatives noch immer nicht die beiden Impeachment-Artikel an den Senat weitergereicht hat – womit das House Trump de jure gar nicht impeached hat. Die Risiken einer Absetzung von Trump schmilzen dahin.
Si vis pacem, para bellum
Eine sehr lesenswerte Antwort auf die Frage, warum der Finanzmarkt angesichts einer möglichen Eskalation zwischen den USA und dem Iran bislang so ruhig geblieben ist, lieferte gerade Michael Every von der Rabobank. Der Markt liege zwar falsch mit der Annahme, dass die Notenbanken der Welt einen externen Schock wie iranische Angriffe im Persischen Golf schon auffangen würden. Richtig lägen sie allerdings mit der Einschätzung, dass US-Präsident Donald Trump das geopolitische Spiel zu seinen Gunsten gedreht habe. Die USA hätten signalisiert, dass sie nicht mehr nur zwei Alternativen haben: Sanktionen oder einen konventionellen Krieg; Washington brauche jetzt auch nicht mehr eine zögerliche internationale Gemeinschaft zu mobilisieren.
Denn die USA hätten den vom Iran bislang asymmetrisch geführten Konflikt mit der Eliminierung der iranischen Führung plus mit möglichen Angriffen auf wichtige Einrichtungen gekontert. Teheran müsse entweder eskalieren oder akzeptieren, dass Amerika die größeren Arsenale besitze – was für die Mullahs angesichts der jüngsten Ausschreitungen mit hunderten ermordeten Demonstranten im Land einen enormen Gesichtsverlust bedeuten würde. Ansonsten seien die Risiken mit der Eliminierung von General Quassem Suleimani geringer geworden. Every konstatierte weiter, es greife die Doktrin der Abschreckung: Wenn du Frieden, willst, bereite dich auf den Krieg vor – si vis pacem, para bellum. Und die Moral aus der Geschicht für Trader: „In short, if World War Three kicks off, go long USD as you head for the shelters; and if US muscle-flexing prevents World War Three here, it’s even more the time to remember why the USD is still the USD.“
Der schwarze Schwan kreist
Unnötig zu erwähnen, dass die Börsen der Welt kräftig durchgeschüttelt werden dürften, falls die USA den Iran doch angreifen – etwa um nach der Ankündigung der Mullahs zur ungebremsten Uran-Anreicherung den Bau einer Atombombe zu verhindern. Vor allem, falls es eine großangelegte Offensive mit den Alliierten Großbritannien, Israel, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten geben sollte. Der Flächenbrand könnte sich auf Libanon und Syrien ausweiten. Der Ölpreis würde kräftig gen Norden ziehen, da durch den Persischen Golf etwa ein Viertel des weltweiten Öl-Angebots geliefert wird. Gold dürfte ebenfalls durchstarten. Die Börsen-Indizes wären ein Short-Investment. Sie sollten also den direkten Marktzugang offen und regelmäßige Markt-Updates im Blick behalten.
Das bringt der Tag
Der Terminkalender bringt am Dienstag einige interessante Events, den Überblick finden Sie wie immer hier: Market Mover
Zunächst läuft um 14.30 Uhr die US-Handelsbilanz für November ein.
Um 16.00 Uhr folgen der ISM-Index Dienstleistungen Dezember und zeitgleich der Auftragseingang der US-Industrie im November.
Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades!
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