OIL Crash

OIL Crash

 

20.04.2022 – Jetzt geht es bei Öl ans Eingemachte: Laut der Investmentbank JP Morgan wird der Preis für ein Fass Brent im schlimmsten Fall bald bei 185 Dollar stehen. Denn laut einer Insider-Quelle wird die Europäische Union in der kommenden Woche ein Embargo gegen Russland verhängen.

Die Öl-Bullen laufen sich langsam warm. Falls ein totales Embargo ansteht, dürften wir bei Brent – hier im Tageschart – eine Wiederholung der Reaktion wie zu Beginn des Krieges sehen. Auch falls neue Strafmaßnahmen moderater ausfallen, ist langfristig der Trend vorgezeichnet. Wie auch immer: Da braut sich etwas zusammen.

Source: Bernstein Bank GmbH

 

Laut Reuters will die EU unmittelbar nach der zweiten Runde der französischen Präsidenten-Wahl an diesem Wochenende einen Boykott gegen russisches Öl verhängen. Noch immer fließt russisches Öl ungebremst – der Westen finanziert also den russischen Staatshaushalt. JPMorgan konstatierte, die Lieferungen aus Russland in den sieben Tagen bis zum 16. April lägen bei 7,3 Millionen Barrel täglich – das sei nur knapp unter dem Vorkriegsdurchschnitt des Februar mit 7,58 mbd.

Komplettes Embargo

JPM-Öl-Analystin Natasha Kaneva untersuchte nun drei mögliche Arten eines Embargos und stellte fest: „any immediate embargo measure taken by the European Commission will have a severe impact on the global oil market with risks to price entirely to the upside in the short-term.“ Variante Eins sei die extremste Form: Ein volles und sofortiges Embargo. Dies würde den Preis für Brent auf 185 Dollar je Barrel nach oben treiben, da sofort 4 Millionen Fass pro Tag ausfallen würden.

Einfuhr-Zölle und Preis-Obergrenzen

Die Varianten Zwei und Drei seien konservativer – nämlich höhere Import-Steuern oder Preisbremsen für russische Importe. Bei einem Zoll-Aufschlag von 90 Prozent oder einem Price Cap von 20 Dollar je Fass könne die EU ihr Gesicht wahren, Stärke demonstrieren und weiter Öl kaufen. Der Unterschied von 20 Dollar zum Marktpreis könne auf ein Treuhand-Konto fließen, um den Wiederaufbau der Ukraine zu finanzieren. Bei einem langsamen Embargo, das sich wie bei Kohle über eine viermonatige Anpassungsphase erstrecke, würde sich der Preis kurzfristig kaum bewegen.

JPM vermutet, dass europäische Käufer ihre Lieferungen aus Russland bis zum Jahresende um 2,0 bis 2,5 Fass pro Tag kappen werde – und Moskau werde nur Ersatz finden für 1 mbd. Vor allem China, Indien und die Türkei griffen jetzt bei russischem Öl zum Discount zu. Schon jetzt hätten große europäische Raffinerien und Händler Spot-Käufe in Höhe von 2,1 mbd gekürzt. Auch softe Embargos würden Russland durchaus treffen, hieß es weiter. Denn die Marge für Russland liegt nur bei 10 Dollar je Barrel.

Mögliche russische Gegenreaktion

Wir ergänzen: Während saudisches Öl im Wüstensand sehr leicht zu fördern ist, da es niedriger im Boden liegt und die Kosten niedrig sind da auch die Häfen nah sind, ist das in Russland anders. Im sibirischen Permafrost ist das tiefe Bohren teuer, dazu kommen hohe Transportkosten durch lange Pipelines oder Züge. Vermutlich würde aber Moskau auch bei den softeren Embargo-Varianten von sich aus die Lieferung einstellen, da das Geld dann aus dem Westen nach Kiew fließen würde. Die Folge wäre dann also ein verzögerter Preissprung.

Stockende Offensive

Was uns wieder zu einer möglichen Schreckreaktion des Marktes bringt. Noch immer ist eine Eskalation durch einen frustrierten Präsidenten Wladimir Putin durchaus möglich. Denn wenn die US-Denkfabrik Institute for the Study of War recht hat, dann läuft auch die aktuelle russische Großoffensive in der Ukraine nicht rund. Laut ISW in Washington D.C. will Putin unbedingt bis zum Tag des Sieges einen Erfolg – wir hatten schon auf dieses wichtige Ereignis am 9. Mai hingewiesen. Und daher gehe die russische Armee weiter zu hastig, schlecht organisiert und stümperhaft vor – trotz der massiven Bombardements aus der Luft kämen die Russen am Boden kaum voran. Was also kommt als nächstes? Ein Frust-Atomschlag? Ein Sieg für die Ukraine? Ein Putsch in Moskau? Ein unerwarteter Frieden? Das alles hätte Auswirkungen auf den Energiemarkt und die Börsen. Genau das gleiche wäre der Fall, wenn die EU bei Erdöl kneift und gar nichts unternimmt – dann werden eine Menge Long-Positionen aufgelöst. Die Bernstein-Bank behält die Lage für Sie im Blick.

 

 


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