
29.04.2021 –Special Report. Jetzt wird es spannend bei Bitcoin, Ether und co.: Laut einem Medienbericht wird eine US-Expertengruppe in Kürze dem Kongress ihre Empfehlung für eine neue, verschärfte Regulierung der Crypto-Währungen vorlegen. Der Grund ist der Kampf gegen den boomenden Cyber-Crime. Vermutlich soll die Anonymität bei den E-Devisen eingeschränkt werden. Ach drohen Beschlagnahmungen. Was die Axt an die Wurzel der digitalen Devisen legen würde. Und der Anfang vom Ende sein könnte. Vielleicht wissen Sie schon mehr, wenn Sie diese Zeilen lesen.
Angriff auf die Anonymität
Jetzt geht’s los: Die Nachrichtenagentur Reuters meldete gerade unter Berufung auf Insider, dass eine amerikanische Expertengruppe noch an diesem Donnerstag eine deutlich stärkere Regulierung der E-Devisen fordern wird, um den Kampf gegen Erpressungssoftware voranzutreiben. Die Basis der Vorschläge sei ein Aufbrechen der Anonymisierung bei Krypto-Geschäften. Demnach sollen Cyber-Börsen mehr Informationen über ihre Kunden sammeln. Ferner sollen Lizenz-Vorgaben für die Besitzer der elektronischen Währungen und die Regeln gegen die Geldwäsche verschärft werden.
Drohende Beschlagnahmungen
Besonders übel für Krypto-Jünger: Eine neue Sonderabteilung des US-Justizministeriums soll sich auf die Beschlagnahmung von Krypto-Währungen spezialisieren. Zu der Task Force, die den Vorschlag vorlegen soll, gehören unter anderem Vertreter der Bundespolizei FBI und des Secret Service, der in den USA auch für Finanzvergehen zuständig ist. Auch große Technologie- und Sicherheitsfirmen sind beteiligt. Einige der Vorschläge würden neue Gesetze nötig machen.
Der Cyber War tobt
Der Hintergrund der Angelegenheit: In der digitalen Welt tobt ein Cyber War. Die USA fahren nun offenbar die Verteidigung hoch. In den vergangenen Wochen haben Cyber-Banden international die Erpressung mit Malware verstärkt – Malware bedeutet malicious (bösartige) software. Die Banden legen sich inzwischen selbst mit Größen aus der IT-Branche an. Das mussten beispielsweise die Software AG und der taiwanesische Computer-Hersteller Acer erfahren, der mit 50 Millionen Dollar die größte Lösegeld-Forderung aller Zeiten erhalten haben soll. Acer schweigt, doch die Fachpresse ist sich sicher. Selbst Microsoft wurde Anfang des Jahres von Gangstern gehackt. Alleine in den USA sollen über Schwachstellen im Microsoft Exchange Server mindestens 30.000 Unternehmen kompromittiert worden sein. Vermutlich verkauften die Angreifer die erbeuteten Daten im Darknet weiter. Bezahlt wird fast immer in Crypto-Devisen.
Staatliche Unterstützung für E-Kriminelle
Experten sprechen inzwischen von einem Cyber War und von Advanced Persistent Threats (erhöhte, anhaltende, Bedrohungen): Die Banden gehen mit Geheimdienstmethoden vor und dringen mitunter wochen- bis monetelang unerkannt in die IT-Systeme ein, um dann das Opfer auszuknocken. Laut Fachkreisen stecken die Feinde des Westens hinter einigen Banden: REvil/Sodinokibi (Russland), Lazarus (Nordkorea), Hafnium (China), APT34 (Iran). Grund genug also, um durchzugreifen.
Nur am Rande: Mit neuen Gesetzen würde sich auch Drogenhandel, Prostitution oder Menschenschmuggel viel leichter bekämpfen lassen. Und nebenbei würde eine lästige Konkurrenz der Papierwährungen verschwinden, die nicht von den Notenbanken manipuliert werden kann. Über die Frage, welcher Anteil an kriminellem Geld in den Cryptos steckt, lässt sich trefflich streiten. Tatsächlich werden eine Menge krummer Geschäfte im Darknet über Cyber-Währungen abgewickelt, die dann in der digitalen Anonymität geparkt werden. Die Austrocknung der Geldströme würde einigen Banden das Handwerk legen.
Jetzt wird es spannend
Wir vermuten, dass in den kommenden Tagen die Nervosität bei den E-Devisen heftig zulegen wird – die Volatilität dürfte steigen. Dass die westliche Welt durchaus Ernst machen kann, belegt die Sprengung der Emotet-Bande in der Ukraine vor einigen Wochen: Ermittler aus rund einem halben Dutzend Ländern verfolgten die Spuren bis in eine heruntergekommene Plattenbau-Siedlung in der Ukraine, wo die Polizei letztlich zuschlug. Laut Europol soll auch die Malware vernichtet worden sein. Emotet galt bislang als der gefährlichste Trojaner überhaupt – er schleust beispielsweise den Banking-Trojaner Trickbot ins IT-System ein, der Konten plündert. Und außerdem holt er die Erpressersoftware Ryuk mit an Bord.
Ein Schlag für die E-Devisen
Sowohl die Aufhebung der Anonymität im Handel von Bitcoin und co. als auch mögliche Beschlagnahmungen und vor allem die drohende Schließung von Crypto-Börsen bei Geldwäsche-Verdacht wären natürlich enorm bearishe Faktoren. Die Anleger kämen vielleicht nicht mehr aus ihren Positionen heraus und würden dann vielleicht vor einem Totalverlust stehen. Viele dürfte vorsorglich Kasse machen.
Auch Südkorea macht ernst
Zumal es auch in Asien unangenehm wird: Laut „Asia Times“ warnte gerade Eun Sung-soo, Chef der südkoreanischen Finanzmarktaufsicht, alle 200 Crypto-Börsen des Landes könnten geschlossen werden, wenn sie sich nicht der neuen Regulierung unterwerfen. Sie müssten sich bis September registrieren und mehr Infos, etwa Klarnamen von Kontobesitzern, einholen. Und in Europa hat gerade die britische Finanzmarktaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) und auch die deutsche BaFin das Investment-Vehikel Binance genauer unter die Lupe genommen.
Das Fazit aus alledem: Es sieht so aus, als würden die Cryptos aufs Schaffott geführt. Wir haben seit Wochen vor genau dieser Entwicklung gewarnt. Vielleicht sollten Sie wenigstens einen Teil Ihres Kapitals in Protective Puts investieren. Natürlich kann es auch sein, dass sich der US-Kongress in technokratischem Bla-Bla verirrt, dass keine neuen Überwachungsgesetze zustande kommen und dass in den USA wegen technischer Hürden überhaupt nichts passiert. Dann wären die amerikanischen Ermittler als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet. Warten wir es also ab – die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!
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