
10.09.2021 –Special Report. Washington droht der größten Handelsplattform Coinbase. Ein Kommentator sieht eine tiefsitzende Abneigung der neuen Administration von Joe Biden gegen die Cryptos – Kryptophobie also. Oder gar einen veritablen Krieg des Corporate State gegen den freien Markt.
Offenbar braut sich in den Hinterzimmern der Macht einiges zusammen. Die Securities and Exchange Commission geht nun aggressiver gegen die Crypto-Welt vor. So setzte der Chef von Coinbase, Brian Armstrong, jüngst eine Tirade auf Twitter ab – er beschwerte sich über massive Einschüchterungen durch die US-Börsenaufsicht: „Some really sketchy behavior coming out of the SEC recently.“ Der Legal Officer von Coinbase, Paul Grewal, assistierte: Nach sechs Monaten laufender Verhandlungen habe die SEC nun mit einer Klage wegen des neuen Kreditprogrammes gedroht.
Sparplan mit 4 Prozent Zinsen
Coinbase hatte seinen Sparplan offiziell im Juni verkündet. Armstrong kündigte seinerseits an, notfalls gegen die SEC vor Gericht zu ziehen. Laut der Website CoinTelegraph ist Coinbase schon vor geraumer Zeit mit einem Briefing auf die SEC zugegangen; erklärt wurde das neue Lending-Programm, das eine Rendite von 4 Prozent für Investments in die Stablecoin USDCoin verspricht. Die SEC habe aber abgeblockt: Das Programm sei eine „Security“, also in etwa eine Anleihe – und habe keine weitere Erklärung für das Veto geliefert. Genau das erzürnte Armstrong – andere Anbieter hätten ohne Einspruch der SEC genau solche Programme schon aufgelegt.
Willkommen im Club
Der Konzernchef von Ripple, Brad Garlinghouse twitterte ein populäres Meme aus dem Film „Die Hard“: „welcome [Coinbase] to the party.“ Garlinghouse steckt selbst in Rechtsstreitigkeiten mit der SEC und hat immer wieder die unklare Regulierungslage kritisiert. Tatsächlich laufen auch schon Untersuchungen gegen die Crypto-Plattform BlockFi wegen seiner hochrentierlichen Anlage mit einem Zins von 8 Prozent.
Krieg gegen die digitale Freiheit
James Poulos vom Blog „American Mind“ konstatierte eine Crypophobia. Mehr noch: Der von US-Präsiden Joe Biden ausgesuchte Banker habe der digitalen Freiheit den Krieg erklärt. Gary Gensler, der Chef der Börsenaufsicht SEC habe eine Bombe auf die Krypto-Gemeinschaft abgeworfen, indem er plötzlich die führende Handelsplattform Coinbase attackierte.
Poulos weiter: Für China seien die Cryptos nur eine weitere, das Regime destabilisierende westliche Innovation, die dazu führe, dass die Leute zu sehr die Technik vergötterten. Im Westen laufe der Crypto-Crackdown unter dem heldenhaften Label der ethischen Abwehr von sozialer Ungerechtigkeit und der Ökobilanz. Dabei stünden die Amerikaner vor der unlösbaren Aufgabe, ihren Lebensstandard zu halten, wenn sie nicht Cryptos besäßen.
Der Autor sieht die US-Demokraten als woken, also Gutmenschen-Arm des von Konzernen gelenkten Corporate State, dem der freie Markt der Cryptos im Weg stehe. Letztlich habe Gensler bei Goldman Sachs gearbeitet und für Barack Obama die Regulierung nach dem Lehman-Crash von 2008 ausgearbeitet. Gensler war zwischen 2009 und 2014 Vorsitzender der Commodity Futures Trading Commission.
Cryptos im Zangengriff
Unser Fazit: Nicht nur China geht also gegen die E-Devisen vor, sondern nun auch die USA. Wir hatten den Angriff des Staates seit Monaten prophezeit. Während es für Apparatschiks in Washington und Peking schwierig werden dürfte, tausende Server weltweit abzuschalten, könnten sie sich auf die Crypto-Börsen konzentrieren. Das tun sie offenbar.
Wir stellen uns ansonsten die Frage, wie jemand 4 oder 8 Prozent Zinsen auf Stablecoins zahlen will – die sind nichts anderes als ein Substitut für den Dollar. Somit müssen die Anbieter schon heftig zocken. Dass die SEC hier misstrauisch wird, ist nur verständlich. Warum die Börsenaufsicht aber einige Programme laufen ließ und nun den Platzhirsch stoppt, wirft Fragen auf. So könnte es einigen Akteuren im Finanzmarkt ein Dorn im Auge sein, dass sich Crypto-Handelsplattformen zu kleinen Banken mausern. Und Super-Zinsen schmälern natürlich auch die Nachfrage nach Staatsanleihen.
Nur ein wenig Luft entwichen?
Zu guter Letzt trotz alledem noch das Wort eines Crypto-Bullen: Star-Investor Mike Novogratz sagte auf Bloomberg TV: “There’s been a giant realization that crypto is not just Bitcoin being bought as a hedge against bad monetary and fiscal policy. More importantly, it’s the web 3.0.“ Und weiter: “No investor wants to miss the next internet. I think we just got too excited and this was a little air being popped out of the balloon. (…) There are enough institutions that have said they believe it’s a store of value.” Cryptos als Inflationshedge und das Internet 3.0. Dem ist nichts hinzufügen. Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!
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