
12.04.2022 – Verkehrte Welt: Alle reden von Inflation. Und die heutige Teuerungsrate aus den USA dürfte wieder horrend ausfallen. Wieso legen dann Cryptos nicht zu? Die E-Devisen galten bislang als Schutz gegen die Vernichtung der Kaufkraft. Des Rätsels Lösung: In naher Zukunft droht eine heftige Deflation – also der Kollaps von Teilen der Wirtschaft.
Der Konsens unter den meisten Analysten für den amerikanische Consumer Price Index (CPI) im März liegt aktuell bei 8,4 Prozent. Das wäre der höchste Stand seit dem Januar 1982. Damals lag jedoch der Leitzins Fed Funds Rate bei 12 Prozent – verglichen mit nur 0,5 Prozent jetzt. Womit sich zeigt, dass die Federal Reserve einiges nachzuholen hat. Schon wird auf dem Parkett über einen kommenden Zinsschritt von 75 Basispunkten gemunkelt.

Quelle: Bernstein Bank GmbH
Wohl auch wegen drohender Zinsschritte hat BTC in den vergangenen Tagen kräftig nachgegeben. Im Bild der Tageschart mit den Bollinger-Bändern (14). Für Haussiers ist der jüngste Drift gen Süden eine unangenehme Überraschung. Denn am Wochenende hatte die Luna Foundation Guard (LFG), das ist eine Nonprofit-Organisatin aus Singapur, nach eigenen Angaben 173 Millionen Dollar in BTC investiert und für Hoffnung auf Unterstützung gesorgt.
Rezessionsdruck aus der Politik
Andere institutionelle Investoren waren aber nicht in Sicht. Was eben an mehreren ökonomischen und politischen Unsicherheitsfaktoren liege, kommentierte Noelle Acheson, Leiterin des Market-Insight-Teams bei Genesis Global, das ist ein Finanzplattform-Anbieter aus Malta. Die Käufer halten sich also zurück. Außerdem spiele die Stärke des DXY eine Rolle – der „Dixie“ ist der Dollar-Index. Und da haben wir schon ein interessantes Rezessionssignal: Cash is king in der Deflation und gesucht wird dann vor allem der Dollar.
Preisziel 30.000 für BTC
Der „Cointelegraph“ wies zudem auf eine bearishe Wortmeldung von Arthur Hayes hin, das ist der frühere Chef der Trading-Plattform Bitmex. Er vertraut den Notenbanken nicht bei ihren Ankündigungen, die Inflation zu bekämpfen. Dies gelte vor allem für die Federal Reserve. Vielmehr handle es sich um Scheinmanöver, um Politikern gegen wütende Bürger zu helfen. Die Bevölkerung arbeite mehr, könne sich aber immer weniger leisten. Dann das bearishe Preisziel: “By the end of the second quarter in June of this year, I believe Bitcoin and Ether will have tested these levels: Bitcoin: $30,000, Ether: $2,500.”
Lädierte Angebotskette
Das ist also die seltsame Welt heute: Zwar ist das aktuelle Umfeld inflationär und damit eigentlich eine Unterstützung für die Cryptos. Bitcoin können ja nicht beliebig vermehrt werden wie Papiergeld. Und jetzt kommt das große Aber: Für viele Commodities – Öl, Erdgas, Getreide, Metalle – droht de facto ein deflationäres, globales Schock-Event. So warnte die Welthandelsorganisation, der russische Krieg gegen die Ukraine könnte die globale Wirtschaft bis zu 1,3 Prozentpunkte Wachstum kosten. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2022 nach Modellrechnungen nur noch um 3,1 bis 3,7 Prozent wachsen. Wir ergänzen: Dazu gesellen sich mit neuen Corona-Lockdowns in China weitere Belastungsfaktoren.
Erst Inflation dann Deflation
Die Folge aus alledem: Wenn die Angebotsketten kollabieren und der Wirtschaftsmotor stottert, gehen die Anleger raus aus Assets und hinein in Cash. Die Kurse fallen. Zumal viele Menschen ihren Job verlieren könnten und Reserven brauchen, um über die Runden zu kommen. Inflation ist also die aktuelle Gefahr. Und Deflation das große mittelfristige Risiko. Eins führt meist zum anderen, weil die Menschen bei steigenden Preisen knausern, was letztlich die Industrie trifft. Die Bernstein-Bank behält die Lage für Sie im Blick!
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