Kulturkampf um Twitter

 

14.04.2022 – Also doch: Elon Musk will Twitter kaufen. Gut möglich, dass Musk einen Nachschlag liefern muss. Falls der Versuch der feindlichen Übernahme aber scheitert, dürfen sich die Bären freuen. Möglich ist das durchaus. Denn Twitter ist nicht irgendein Konzern. Sondern ein wichtiger Meinungskanal für die woke Kulturschickeria in den USA. Daher dürfte der Widerstand der Gut-, Besser- und Bestmenschen im amerikanischen Machtapparat enorm sein.

Der reichste Mann der Welt bietet 54,20 Dollar je Aktie für Twitter, also knapp 50 Euro. Die Firma verfüge über ein außerordentliches Potenzial, das er heben werde. Mit seinem Angebot liegt Musk um 54 Prozent über dem Kurs von Ende Januar. Gratulation an alle Trader, die den richtigen Riecher hatten. Twitter ist damit rund 43 Milliarden Dollar schwer. Musk kann es sich leisten: Sein Vermögen beläuft sich auf 260 Milliarden Dollar, er hat auf Twitter rund 80 Millionen Follower. Im Tageschart erkennen Sie, dass Trader schon Gewinne mitnahmen. Und dass der Börse das aktuelle Angebot wohl nicht reicht – zur Bekanntgabe des 9-Prozent-Anteils am 04. April lag der Kurs schon mal höher. Falls Musk nachlegt, geht es wieder gen Norden. Falls nicht, wird das Gap geschlossen.

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Und damit kommen wir zu den Chancen für die Bären. Twitter ist nicht irgendein Konzern. Sondern das Sprachrohr der linken Kulturschickeria, die mit dem Kauf durch Musk wohl einen wichtigen Meinungskanal verlieren würde. So hat Twitter Probleme mit der freien Meinungsäußerung von Ex-Präsident Donald Trump. Jedoch drücke Twitter bei Tweets von Islamisten oder der Antifa beide Augen zu, kritisiert die republikanische Opposition. Genau deswegen hat Trump seinen eigenen Social-Media-Kanal gestartet; und auch wegen der nervigen politischen Einseitigkeit war der Aktienkurs von Twitter in den vergangenen Monaten kräftig eingebrochen.

Musk ist zu unabhängig

Bei Twitter dürfte das Ost- und Westküsten-Establishment Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um Musk zu stoppen. Denn der ist einfach zu unabhängig – und vertritt ohne Scheu auch rechte Positionen. Nachdem beispielsweise die Werke von Tesla infolge des Lockdowns geschlossen wurden, diskutierte er mit Behörden über Sonderregelungen. Ferner missbilligte er die zwischenzeitlichen Ausgangssperren in der Volksrepublik Kalifornien. Konkret: „Zu sagen, dass sie nicht ihr Haus verlassen können und sie verhaftet werden, wenn sie es tun, ist faschistisch. Das ist nicht demokratisch, das ist keine Freiheit“. Unerhört.

Gruß an Sleepy Joe

Auch mit Joe Biden hat Musk ein Problem. So findet der Unternehmer die geplante Milliardärssteuer gar nicht gut. Zudem ärgerte es Musk, dass der US-Präsident keine Glückwünsche an Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX formulierte, nachdem dieses den ersten Weltraumflug mit rein ziviler Besatzung durchgeführt hatte. Elon Musks Kommentar: „Er schläft noch“. Womit er den Ball von Trump aufnahm, der Biden im Wahlkampf immer wieder als „Sleepy Joe“ bezeichnet hatte. Außerdem wirkte er in Trumps Wirtschaftsrat mit. Musk selbst hat sich als „halb Demokrat, halb Republikaner“ bezeichnet. Er sei unabhängig und „politisch moderat“, verkündete er 2018 auf Twitter. Sehr ungewöhnlich für einen Unternehmer aus der ökologisch-korrekten E-Industrie.

Drohende Sammelklage

Das Managment von Twitter selbst dürfte ebenfalls Musk spektisch gegenüberstehen, denn der kündigte an, die Zentrale in San Francisco in ein Asyl für Obdachlose umzuwandeln. Wohin müssen die Millionäre dann umziehen? Hinzu kommt: Die Dems wollen die Macht der Gewerkschaften stärken – Musk will davon nichts wissen. Zudem hat Musk juristischen Ärger. Laut einer am Dienstag vor einem Bundesgericht in New York eingereichten Sammelklage erreichte Musk bereits am 14. März eine Twitter-Beteiligung von fünf Prozent, die ihn verpflichtete, seine Beteiligungen bis zum 24. März publik zu machen. Dies geschah jedoch erst am 4. April. In diesem Zeitraum habe Musk seinen Anteil weiter ausgebaut auf mehr als 9 Prozent.

Das Fazit aus alledem: Gut möglich, dass Musk Twitter wieder fallenlässt, sobald es ihm zu bunt wird. Vermutlich abgesichert mit Put-Optionen könnte er aus dem Deal wieder aussteigen. Womit der Aktienkurs gen Süden rauschen dürfte. Behalten Sie also die Realtime-News im Auge – das Drama könnte um einige Akte verlängert werden. Ob long oder short – die Bernstein-Bank wünscht viel Erfolg!

 

 


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