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31.05.2022 – Der Ölmarkt reagiert auf die halbherzigen Sanktionen der Europäischen Union. Die hat sich gerade zu einem „Öl-Embargo light“ durchgerungen. Der Kreml freut sich weiter über Geld aus dem Westen. Derweil bluten die ukrainischen Truppen im Donbas aus. Vor allem Deutschland lässt die Ukraine militärisch am langen Arm verhungern.

Bewegung am Ölmarkt: Die Preise haben gerade deutlich zugelegt, sie sind auf den höchsten Stand seit gut zwei Monaten gestiegen. Im Vier-Stunden-Chart von Brent erkennen wir im MACD unten (12,26,9), dass wir uns kurzfristig überkauftem Terrain nähern.

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Was uns  zur Vorsicht mahnt: Die jüngste Bewegung basiert zunächst nur auf Erwartungen über eine kommende Verknappung. Das alles könnte ganz schnell in sich zusammenfallen, sobald das Embargo doch nicht richtig und umgehend greift. Gut möglich ist auch, dass die jetzt geplante Drosselung verzögert oder gar wieder abgeblasen wird.

Schlupflöcher im Embargo

Das ist geschehen: Die EU-Staaten haben sich beim Öl-Embargo gegen Russland auf einen Kompromiss verständigt. Vorerst sollen aber nur russische Öl-Lieferungen über den Seeweg unterbunden werden. Über die Pipeline namens „Druschba“ (Freundschaft) fließt weiter Öl. Neben Ungarn sollen auch Tschechien und die Slowakei Rohöl bekommen. Deutschland und Polen haben klargemacht, sie wollten an dieser Ausnahme nicht teilnehmen – auch sie hängen an der „Druschba“. Einige Medien berichten aber, dass Polen und Deutschland noch bis zum Jahresende weiter Öl aus der Pipeline beziehen. Insgesamt kommt bislang ein Drittel der russischen Ölimporte über die „Druschba“, zwei Drittel werden über den Seeweg transportiert. Nach dem, was wir gelesen haben, sollen die See-Importe sofort eingestellt werden. Wir sind hier skeptisch.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen frohlockte: Mit dem Kompromiss würden bis zum Jahresende „effektiv (…) 90 Prozent“ der russischen Importe reduziert. Das bedeutet im Umkehrschluss: De facto erhält Russland noch gut ein halbes Jahr massig Petro-Milliarden von uns für seinen Krieg. Aktuell überweist Europa rund 450 Millionen Euro täglich nach Russland. Außerdem ist Erdgas von Sanktionen ausgenommen.

Hohle Worte

Wie bei den Waffen zeigt sich: Die glitschige Politiker-Kaste redet viel und handelt wenig. U.S. Präsident Joe Biden stellte am Montag klar, dass er der Ukraine keine Raketen mit hoher Reichweite liefern werde. Womit Russland weiter munter die Nachschubwege bombardiert und die Ukraine kann nicht antworten. Kein Wunder, dass Wladimir Putin mit seinem Angriff gewartet hat, bis Donald Trump weg war. Besonders verlogen handelt Deutschland: Berlin hat bislang keine Leopard geliefert, keine Marder, keine Haubitzen, keine Gepard-Panzer. Das wird wahrscheinlich auch nie geschehen. Denn eine Staatssekretärin behauptete, dass es eine „informelle Absprache“ in der NATO gebe, kein schweres Gerät zu liefern. Wovon die anderen Länder nichts wissen.

Geschenk der Appeaser

Denn Tschechien und Polen haben alte Sowjet-Panzer an die Front geschickt, die USA und Frankreich Haubitzen, die Briten offenbar Schützenpanzer. Aber keine Flugzeuge für den Bodenkampf, keine Jets, keine modernen Panzer, keine Mittelstrecken-Raketen, keine Luftabwehr, keine Laser-gesteuerte Artillerie. Das ganze sieht nach einem schmutzigen Deal aus: Russland wird mit dem Minimum an Waffen geschwächt, soll aber ruhig die überwiegend russischsprachigen „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk erobern, den Kernstaat Ukraine ansonsten in Ruhe lassen. Das alles erinnert doch schwer an das Münchner Abkommen 1938, nicht wahr?

Die Folgen für Öl und Aktien

Wie auch immer: Falls das Öl-Embargo mittelfristig greift, dürfte Russland die finanziellen Folgen spüren und der Ölpreis weiter steigen. Wahrscheinlicher ist aber, dass auch nach dem Jahreswechsel weiter Öl nach Europa importiert wird, Russland sich inzwischen den Donbas einverleibt und dass die Ukraine dies mangels schwerer Waffen akzeptieren muss. Damit könnten die Appeaser im Westen dem Kreml einen kleinen Sieg vor die Füße legen und alles zum Urzustand zurückdrehen. Schließlich will ja niemand einen Atomkrieg provozieren und wir alle wollen doch günstige Energie… Dumm für die Ukraine, die zehntausende Menschen verloren hat. Für Trader und Investoren würde diese vom Westen gesteuerte ukrainische Niederlage bedeuten, dass mittelfristig der Ölpreis sinkt und die Aktienkurse steigen. Die Bernstein-Bank hält Sie auf dem Laufenden!

 

 


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