22.08.2022  – Am 24. August wird die Ukraine 31 Jahre alt. Neben dem Unabhängigkeitstag hat das Datum eine weitere Bedeutung: Vor genau sechs Monaten begann die russische Invasion auf die Ukraine. Es ist kaum absehbar, dass in Osteuropa bald wieder Normalität einkehrt. Messbar ist dies vor allem am Gaspreis.

Schon liegen die Nerven am Markt für Erdgas und in der Industrie wieder blank: Moskau hatte am Freitag angekündigt, Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 ab Ende August für drei Tage zu stoppen. Vom 31. August bis zum 2. September werde wegen Wartungsarbeiten kein Gas fließen, meldete Gazprom. Pünktlich also zum ukrainischen Unabhängigkeitstag. Und danach sollen nur 20 Prozent der täglichen Maximalleistung geliefert werden. Die Reaktion sehen Sie sehr schön im Wochenchart von US amerikanischem Gas:

 

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Europäisches Gas, das größtenteils in den Niederlanden gehandelt wird, legte noch stärker zu. Russland legt dem Westen aus Rache für die Unterstützung der Ukraine beim Erdgas die Daumenschrauben an. Wir erwarten, dass die Gasversorgung früher oder später komplett eingestellt wird. Denn warum sollte Moskau die Energiewaffe nicht einsetzen? Vor allem Deutschland hat sich durch seine verlogene Energiewende den Russen ausgeliefert. Das Ergebnis: Moderne deutsche Atomkraftwerde stehen abgeschaltet herum, mehr Kohle, alles öko, Atomstrom aus Frankreich und Kohlestrom aus Polen halten die deutsche Wirtschaft am Laufen. Das weiß auch der Kreml: Ergo sehen wir aktuell keine Argumente dafür, dass die Gaspreis-Hausse enden könnte.

Kaum LNG

Die Argumente für Gas-Bullen sind aktuell überwältigend. Zum einen wird es eine Weile dauern, bis Deutschland und Europa genügend Terminals für Flüssiggas aus den USA gebaut haben. Zum anderen wird der Krieg wohl andauern. Denn die neo-stalinistische russische Polit-Doktrin hat einen unangenehmen völkischen Faktor: Russen im Ausland werden beschützt, Gebiete eingegliedert. Und da die Kommunisten in den Dreißiger Jahren Siedler in Gebiete wie das Donezk-Becken, aber auch ins Baltikum schickten, und da diese Russen sich selten in die neuen, später unabhängigen Gastländer integriert haben, schwelen nationalistische Konflikte weiter.

Zu wenig von allem

Die Ukraine wiederum verhungert am ausgestreckten Arm des Westens: Europa und die USA haben Kiew auf Waffen- und Munitionsdiät gesetzt und liefern gerade so viel, um die Russen an einem überzeugenden Durchmarsch zu hindern. Andererseits kann die Ukraine die Invasoren nicht aus dem Land werfen. Dabei stehen in Deutschland Dutzende Leopard-Panzer herum, in den USA wartet eine Flugzeug-Flotte von gut 200 „Wharthogs“-Panzerknackern auf die Ausmusterung. Wenn wir mutige Politiker hätten, die diese Waffen an die Ukraine liefern würde, wäre der Kampf bald vorbei. Aber so: Appeasement überall.

Das Fazit aus alledem: Wir können uns eine Rückkehr zur Normalität aktuell nicht vorstellen. Und vermuten, dass die echte Gaskrise erst noch bevorsteht. Bei einem kalten Winter werden die Gaspreise explodieren – und auch die Strompreise, denn die Verbraucher werden von der Gas-Heizung auf Heizlüfter umsteigen. Ein Blackout hätte auch heftige Folgen für die Börsen. Ein Ende der Energiekrise könnte allerdings dann kommen, falls Russland die besetzten Gebiete annektiert und die mutigen Friedensfreunde in Paris, Berlin oder Rom die Ukraine dazu zwingen, dies zu akzeptieren. Dann würden wohl die Waffen schweigen und der Markt könnte sich beruhigen. Die Bernstein-Bank behält die Angelegenheit für Sie im Blick!

 


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