10.10.2022  – Vor einigen Tagen haben sich die OPEC und mit ihr verbündete Staaten wie Russland für eine Förderkürzung entschieden. Umgehend verstärkte sich der bullishe Stimmungswechsel im Markt. Wir beleuchten die Hintergründe.

Mitten im Konflikt des Westens mit Russland ist Saudi-Arabien dem Kreml beigesprungen. Ein echter Affront. Von November an wird das von Riad dominierte Kartell aus 23 Staaten zwei Millionen Barrel täglich weniger Öl fördern. Damit soll der zuletzt kräftig gefallene Ölpreis stabilisiert werden. Tatsächlich zog der Preis – hier der Tageschart von Brent – schon einige Zeit vor dem OPEC-Treffen in Wien am vorigen Mittwoch an. Die wichtigsten Analysten waren offenbar vorab gut informiert worden. Goldman Sachs jedenfalls sagte für Brent einen Preis von 105 Dollar je Barrel voraus – in sechs Monaten. Diese Marke ist schon jetzt in Sicht.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Zwar könnten die USA nun doch wieder mehr Öl fördern – doch eine Kehrtwende weg vom Öko-Kurs dauert. Allerdings bahnt sich eine globale Rezession an und die Nachfrage leidet. Auch fördern einige Staaten schon jetzt weniger, als ihnen die zugeteilte Quote erlaubt. Beispielsweise NigeriaAngola und Russland. Das liegt zum einen an den westlichen Sanktionen gegen Moskau; zum anderen an der maroden Infrastruktur – in einigen Ländern versichern Staatsgelder eben immer wieder in den tiefen Taschen korrupter Politiker.

Die Frage ist ferner, wie sich das ab Dezember greifende Embargo des Westens gegen Rohöl aus Russland auswirkt. Vielleicht hat es gar keinen Effekt – weil andere Länder als Zwischenhändler einfach russisches Öl an den Westen weiterverkaufen. Dennoch könnte sich bald einiges im Markt verändern.

Tektonische Verschiebung

Michael Every von der Rabobank will eine tektonische Verschiebung in der Geopolitik beobachtet haben. Das Weiße Haus tobe wegen der Entscheidung der Saudis – die seien nicht mehr der Swing-Produzent, der den USA stets geholfen habe. Die Reaktion Amerikas sei jedenfalls nicht überzeugend: So werde das Anzapfen der Strategic Petroleum Reserve um weitere zehn Millionen Barrel nicht lange helfen – und irgendwann seien die Reserven aufgebraucht. Wieder einmal schwirren im Kongress Pläne herum, endlich das seit 2007 diskutierte NOPEC-Gesetz zu verabschieden, wonach Firmen der OPEC-Länder wegen Kartellverletzungen in den USA verklagt werden könnten.

Warnung vor neuem Superzyklus

Und Louise Dickson von Rystad Energy sagte auf Bloomberg TV für den Dezember eine Marktverengung voraus – mit einem möglichen neuen Superzyklus bei den Preisen. Eine mögliche Reaktion des Weißen Hauses ist auch ein Export-Verbot für Diesel und Benzin, um die Preise an der Zapfsäule vor den Midterms niedrig zu halten. Was wiederum den Preis von Brent in Europa ankurbeln dürfte. Die Lobby-Gruppe American Petroleum Institute warnte, ein Exportverbot käme einem Ausfall von 1,3 Millionen Barrel Öl pro Tag gleich.

Unser Fazit: Die Ankündigung des Cuts scheint bullish zu wirken. Allerdings könnten die hohe Inflation plus eine Rezession die Nachfrage weiter nach unten drücken. Jedoch ist es gut möglich, dass die OPEC+ die Förderung noch weiter drosselt, falls der jetzige Schritt keine nachhaltige Wirkung hat. Die Bernstein Bank behält die Lage für Sie im Blick!

 

 

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