Ausblick 23: Die Eskalation

05.01.2023  – Noch ist der Konflikt in der Ukraine regional begrenzt. Das könnte sich ändern. Denn der Kreml muss entweder eskalieren, was die Weltbörsen abstürzen lassen könnte. Oder Russland muss eine Niederlage akzeptieren, was das russische System destabilisieren würde. Wir analysieren, welche der beiden Varianten für den Finanzmarkt weniger verheerend wäre.

Widmen wir uns zunächst der Eskalation des Krieges. Sollte Russland neue Truppen aufstellen, aus seinen Fehlern lernen und letztlich die Ukraine überrollen, dann wird die Finanzwelt beben. Ein Vorbote dafür wäre ein neuer Angriff aus Belarus, der die Versorgung mit westlichen Waffen aus der West-Ukraine kappt. Hier ein Blick auf den Wochenchart des DAX. Er steht aber nur als Stellvertreter für das gesamte westliche Finanzsystem.

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Gut möglich, dass ein neues Beben von Polen ausgeht. Dass unser östlicher Nachbar zusammen mit den Balten das nächste Ziel einer russischen Aggression sein dürfte, falls Moskau in der Ukraine erfolgreich ist, steht für uns außer Frage, genau wie für die Regierung in Warschau selbst. Polen nämlich hat anders als unsere grandiose Ampelregierung umgehend kräftig aufgerüstet. Und beispielsweise in Südkorea Panzer gekauft, weil Deutschland notorisch unzuverlässig ist und sich die hiesige Regierung plus Kanzler immer nur dann bewegen, wenn es gar nicht mehr anders geht. Warschau hat zudem Dutzende alte Sowjetpanzer an die Ukraine geliefert – welch ein Kontrapunkt zur Politik der Verzagtheit in Berlin.

Zerwürfnis in der russischen Elite

Sollte aber die Ukraine siegen, dann dürfen wir uns auf einen Putsch, einen blutigen Machtkampf und den Zerfall des russischen Regimes einstellen. In diesem Fall dürfte die russische Börse einbrechen. Der DAX dagegen würde wohl zulegen – genau wie der Rest der westlichen Märkte.

Dass die russische Elite tatsächlich in zwei feindliche Lager geteilt ist, erläuterte Anfang Dezember die russische Politologin Tatjana Stanowaja. Nach dem Rückzug aus den Gebieten Charkiw und Cherson habe sich seit September die Spaltung der Pro-Putin-Elite in „bedingte Realisten“ und „Befürworter einer rücksichtslosen Eskalation“ vertieft.

Die Realisten glauben demnach, dass der Krieg in der Ukraine jetzt nicht gewonnen werden kann; daher sei es notwendig, eine Pause einzulegen, um sich mit der „Wiederherstellung der Armee und der Wirtschaft sowie der Erneuerung des politischen Systems“ zu befassen. Zu den Realisten gehörten unter anderem Igor Setschin, der Chef des Ölriesen Rosneft. Und der Geschäftsführer des staatlichen Technikkonzerns Rostec, Sergej Tschemesow.

Die Befürworter einer Eskalation waren in den Medien zuletzt sehr prominent vertreten. Zu ihnen gehören laut Stanowaja Jewgenij Prigoschin, Chef der Söldner-Gruppe Wagner und das Oberhaupt Tschetscheniens, Alexander Kadyrow. Außerdem der aktive Teil der Machtpartei „Einiges Russland“ und die Kommunisten. Ferner der Mitbesitzer der „Bank Rossija“, Jurij Kowaltschuk, der eng mit Putin befreundet ist. Und der Donbass-Kommandant Alexander Chodakowski drohte jüngst im TV-Magazin „60 Minuten“  mit einem Atomschlag. Wladimir Putin selbst steht laut der Politologin übrigens eher den Befürwortern einer Eskalation nahe.

Unser Fazit: Wir vermuten, dass die Lage in der Ukraine noch einmal hochkocht. Was die Kurse weltweit kräftig unter Druck setzen kann. Wenn der Westen dann nicht endlich entschlossen eingreift, werden die Ultra-Radikalen in Russland Oberwasser bekommen. Und dann geht es erst richtig los mit der Eskalation. Besser wäre es, wenn Russland mit einer neuen Führung neu anfängt.

 

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