16.06.2023  – Die Notenbanken der Welt verfolgen unterschiedliche Strategien: Japan hält die Zinsen niedrig. Die Europäische Zentralbank hat gerade den Leitzins erhöht, nachdem zuvor die Federal Reserve eine Pause eingelegt hat. Die Aufspreizung der Zinswelt bringt Forex-Tradern interessante Chancen. So kletterte der Euro gerade gegenüber dem Yen auf den höchsten Stand seit anderthalb Dekaden.

Auf dem Nippon bleibt alles anders: Die Bank of Japan hält an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest. Der geldpolitische Ausschuss teilte heute mit, dass der Leitzins bei minus 0,1 Prozent verharrt. Die Notenbank will außerdem weiter die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen in einem Korridor von plus/minus 0,5 Prozent um den Nullpunkt schwanken lassen will. Dies war der zweite Zinsentscheid unter dem neuen Notenbankpräsidenten Kazuo Ueda, der zuvor schon erläutert hatte, dass er einen „hastigen“ Umschwung in der Geldpolitik für gefährlich halte.

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Die wachsende Zinsdifferenz hat Tradern in aller Vorhersehbarkeit gute Gewinne eingebracht. So stieg der Euro auf den höchsten Stand seit 15 Jahren. Im Bild sehen Sie den Tageschart von EURJPY.

Der Euro lockt

Kein Wunder, denn die Zinsdifferenz wächst. Gestern hat die Europäische Zentralbank den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,00 Prozent angehoben – das war immerhin die achte Erhöhung in Folge. Die EZB kündigte ferner indirekt an, dass es im Juli eine weitere Zinserhöhung geben werde, was an der hohen Inflationsrate im Euroraum von 6,1 Prozent liege. Die Forex-Welt bewegt sich somit weiter in vorhersehbaren Bahnen.

Staatliche Planwirtschaft

Doch die Frage ist, wie lange sich Japan die Nullzinspolitik leisten kann. Und wann eine Kehrtwende beispielsweise bei EURJPY einsetzt. Irgendwann muss Tokio gegen die Inflation von 3,5 Prozent vorgehen. Das Inflationsziel der BoJ liegt bei 2 Prozent. Zudem ist de facto der Finanzsektor verstaatlicht, da die Notenbank fleißig Japan-Bonds und einige Aktien kauft und somit Fonds und Versicherer stützt. Das „Handelsblatt“ kommentierte, die Verteidigung des Zinskorridors für zehnjährige Staatsanleihen habe dazu geführt, dass die Notenbank schon jetzt mehr als die Hälfte der japanischen Staatsschulden halte. Wir meinen: Hohe Staatsschulden sind gefährlich, da in- und ausländische Investoren ihr Vertrauen in einen Wirtschaftsstandort verlieren könnten. Was letztlich zu einem einbrechenden Steueraufkommen oder gar zu steigender Arbeitslosigkeit führen könnte. So weit ist es in Japan natürlich noch lange nicht.

Die Wende muss kommen

Dennoch: Das „Handelsblatt“ erläuterte in seiner Online-Ausgabe weiter, die Mehrheit der Analysten und Investoren gehe davon aus, dass die Notenbank eine Normalisierung der Geldpolitik einleiten werde – etwa durch eine Anhebung des Handelskorridors für langfristige Anleihen oder die Aufhebung der Zinskurvenkontrolle. Die Bank of America ergänzte demnach, dass knapp ein Drittel der Analysten erwarten, die Bank of Japan werde sich Ende Juli, im Herbst oder sogar frühestens im Dezember bewegen werde. Allerdings wird es laut JPMorganChase wohl kein schnelles Tightening wie in den USA geben – das liege an der hohen Staatsverschuldung von rund 260 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Unser Fazit: Selbst Japan wird irgendwann umschwenken müssen. Und wenn auf dem Nippon die Zinsen angehoben werden, dann dürfte es mit der Hausse der anderen Währungen vorbei sein. Vermutlich wird Tokio behutsam vorgehen, womit Trader und Investoren genug Zeit haben, die Kehrtwende mitzugehen. Wir wünschen viel Erfolg dabei!

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