Am Bosporus nichts Neues

07.02.2024 – Manchmal lohnt sich einfach Geduld: Seit Monaten verfolgen wir die Geschehnisse in der Türkei. Stets haben wir die dortige Wirtschafts- und Geldpolitik moniert und mitunter das Kursziel Null für die Lira ausgerufen. Weil sich an den irren geldpolitischen Kapriolen in diesem Land einfach wenig bis nichts ändert. Jetzt ist mit dem erneuten Wechsel an der Spitze der Notenbank eine neue Posse gelaufen.

Geldverdienen kann mitunter so einfach sein: Put auf die türkische Lira kaufen, zurücklehnen, Popcorn essen und die Vorstellung genießen. Hier der Wochenchart von USDTRY.

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Vor rund drei Jahrzehnten stand die Lira fast eins zu eins zum Dollar. So weit reicht unser Chart aber nicht zurück. Damals war die Türkei ein verlässlicher Verbündeter des Westens und die Werte von Kemal Atatürk zählten noch. Inzwischen sehen wir Islamismus, Annäherung an Russland und Iran, Krieg in Syrien, Drohungen gegen die Anrainer Griechenland und Zypern wegen der Gasvorkommen im Mittelmeer und nach wie vor den anhaltenden Bürgerkrieg gegen die Kurden. Die Aufrüstung wird mit dem Anwerfen der digitalen Druckerpresse finanziert. Internationale Investoren meiden den Staat.

Schon wieder ein Wechsel

Und das sind die neuesten Entwicklungen: Vorigen Freitag trat Notenbank-Chefin Hafize Gaye Erkan nach nur acht Monaten wegen Vorwürfen von Vetternwirtschaft überraschend zurück. Die 44-Jährige galt als Hoffnung für Lira-Bullen, immerhin hatte sie den Leitzins von 8,5 Prozent auf 45,0 Prozent angehoben. Was bei einer Inflationsrate von 65 Prozent immer noch zu niedrig ist. Aber immerhin bot sie ihrem Präsidenten die Stirn – der geht nämlich als einziger Mensch auf der Welt davon aus, dass niedrige Zinsen eine Währung stärken.

Die regierungskritische Tageszeitung „Sözcü“ hatte gemeldet, Erkans Vater habe sich unrechtmäßig in Personalentscheidungen eingemischt. Weiteren Presseberichten zufolge hat der Vater von der Zentralbank ein Büro, einen Dienstwagen und Personenschützer gestellt bekommen. Zudem hatte sich Erkan den Zorn des Sultans zugezogen. Denn sie sagte im Januar der Zeitung „Hürriyet“, sie sei wieder bei ihren Eltern eingezogen, weil sie wegen der hohen Mieten keine erschwingliche Wohnung in Istanbul gefunden habe.

Warten auf die Wende

Jetzt wurde der bisherige Vize Fatih Karahan zum Leiter ernannt. Das könnte Hoffnung machen, denn der Finanzexperte hat schon bei der Federal Reserve Bank in New York gearbeitet. Der Neue erklärte umgehend: „Wir sind bestrebt, den Prozess der rückläufigen Inflation durch Wiederherstellen der Haushaltsdisziplin zu unterstützen und gleichzeitig Strukturreformen umzusetzen.“ Klingt gut. Doch wir sind skeptisch, dass er sich lange hält.

Unser Fazit: Wir sehen nach wie vor wenig Hoffnung für die Lira. Und gehen von einer Währungsreform aus oder der Einführung von Dollar oder Euro als Landeswährung. Es sei denn, der neue Zentralbankchef setzt sich gegen seinen Präsidenten durch, was illusorisch erscheint. Die Lira hat noch viel Luft nach unten und könnte genau wie der russische Rubel die 100 erreichen. Zwischenzeitliche Attacken der Notenbank gegen Shorties durch die radikale Anhebung des Zinses für die Übernacht-Leihe oder durch Lira-Käufe sind ansonsten immer möglich. Wir behalten die Geschehnisse für Sie weiter im Auge und wünschen erfolgreiche Trades und Investments!

 

________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Wichtige Hinweise:

Der Inhalt dieser Publikation dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken. Es handelt sich in diesem Kontext weder um eine individuelle Anlageempfehlung oder -beratung, noch um ein Angebot zum Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren oder anderen Finanzprodukten. Der betreffende Inhalt sowie sämtliche enthaltenen Informationen ersetzen in keiner Weise eine individuelle anleger- bzw. anlagegerechte Beratung. Jegliche Darstellungen oder Angaben zu gegenwertigen oder vergangenen Wertentwicklungen der betreffenden Basiswerte erlauben keine verlässliche Prognose oder Indikation für die Zukunft. Sämtliche aufgeführte Informationen und Daten dieser Publikation basieren auf zuverlässigen Quellen. Die Bernstein Bank übernimmt jedoch keine Gewähr bezüglich der Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der in dieser Veröffentlichung aufgeführten Informationen und Daten. An den Finanzmärkten gehandelte Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen. Ein Contract for Difference (CFD) stellt darüber hinaus ein Finanzinstrument mit Hebelwirkung dar. Der CFD-Handel beinhaltet vor diesem Hintergrund ein hohes Risiko bis zum Totalverlust und ist damit unter Umständen nicht für jeden Anleger geeignet. Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie alle korrelierenden Risiken vollständig verstanden haben. Lassen Sie sich gegebenenfalls von unabhängiger Seite beraten. CFDs sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

CFD sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.