20.09.2023  – Gleich zwei große Notenbanken nähern sich offenbar der Ziellinie der bisherigen Geldpolitik. Die Europäische Zentralbank hat noch einmal die Zinsen erhöht – zum zehnten Mal in Folge. Jetzt mehren sich die Anzeichen dafür, dass damit erst einmal Schluss ist. Japan dagegen hat gerade das Ende des Minus-Zinses angedeutet. Das bietet Tradern Chancen.

Sie hat es wieder getan: Die EZB hat vorigen Donnerstag den Leitzins um 0,25 Basispunkte auf 4,5 Prozent angehoben. Damit hat Euroland das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999 erreicht. Wir vermuten, dass wir ein Gipfel-Plateau bei EURJPY sehen, hier der Tageschart. Soll heißen: Der Yen dürfte zulegen. Natürlich nur, falls keine unerwarteten Ereignisse, etwa eine Mega-Rezession in Japan infolge einer Ölpreis-Explosion die aktuelle Lage verändern.

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Blicken wir zuerst nach Europa. Analyst Carsten Brzeski von der ING kommentierte, der EZB sei es vor allem um Glaubwürdigkeit gegangen. „Die EZB hat einen Job und das ist die Wahrung der Preisstabilität.“ Damit sei die Angst größer gewesen, die Inflation nicht unter Kontrolle zu bekommen als die vor einer Rezession in der Eurozone. Der Experte rechnet jetzt damit, dass dies die vorerst letzte Erhöhung war.

Tatsächlich sprechen die Fakten dafür, dass eine Stagflation droht – weiter steigende Zinsen wären nicht hilfreich. So revidierte jüngst Eurostat, das ist das Statistikamt der Europäischen Union, die Wachstumsrate für das reale Bruttoinlandsprodukt in der Währungsunion im zweiten Quartal von 0,3 auf nur noch 0,1 Prozent herunter. Auch im ersten Quartal hatte das BIP nur um 0,1 Prozent zugenommen. Wenn das so weiter geht, muss die EZB möglicherweise die Zinsen wieder senken. Natürlich erst, sobald die Inflationsrate von 5,3 Prozent gen Süden tendiert.

Hawkishe Töne aus Tokio

Und damit kommen wir zum Gegenpol: In Japan liegt der Leitzins bei minus 0,1 Prozent. Doch die Inflation hält sich mit 3,3 Prozent über dem Ziel von 2 Prozent, was die Verbraucher murren lässt und die Regierung beunruhigt.

Interessanterweise sagte der japanische Notenbank-Chef Kazuo Ueda jüngst der Zeitung „Yomiuri Shinbun“, ein Ende der negativen Zinsen sei möglich, falls Löhne und Preise anhaltend steigen würden – bis Jahresende habe die Zentralbank vermutlich genug Daten, um sich darüber sicher zu sein. Und weiter: Obwohl steigende Zinsen eine Last für Haushalte und Konzerne wären, könnte eine stärkere Wirtschaft diese Last absorbieren.

Die Analysten der Resona Bank in Tokio werteten diese Aussagen als hawkish. Und auch die Deutsche Bank geht von einer baldigen Zinswende aus: Sie glaubt, dass der negative Zins im Januar 2024 Geschichte ist, zuvor hatte sie einen neuen Kurs ab Dezember 2024 gesehen.

Das Fazit aus alledem: Europa dürfte die Zinsen eine Weile unverändert lassen – und bei Rezessionsgefahr sogar senken. Japan dagegen könnte endlich die Zinsen anheben. Wenn das geschieht, wird viel Geld von Investoren aus Europa – und nicht nur von hier – in Japan-Bonds fließen. Das wird den Yen stärken. Vermutlich haben sich große Adressen schon entsprechend positioniert. Wir behalten die Lage im Blick – und wünschen erfolgreiche Trades und Investments!

 

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