17.08.2020 –Special Report. Deflation oder Inflation? Rezession und Crash an der Börse oder neue Teuerung durch die Geldflut der Notenbanken? Niemand kann aktuell diese Frage aller Fragen beantworten. Zwei Assets schützen gegen beide Bedrohungen: Gold und Big-Tech-Aktien. Und letztere bieten auch eine Call-Option für eine Erholung der Wirtschaft.

Price Overshoot

Die Zentralbanken seien verantwortlich für einen „Price Overshoot“ bei Big Tech und bei Gold, urteilte jüngst Mohamed Aly El-Erian, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Pacific Investment Management Company in der „Financial Times“. PIMCO ist einer der größten Fondsmanager der Welt. Zum einen sei die Rally bei Gold sei ein unbeabsichtigtes Ergebnis in einer ständig länger werdenden Liste von außergewöhnlichen Eingriffen der Zentralbanken in den Markt gewesen.

Gold ist bipolar

Viele Anleger hätten Gold zuvor als kurzfristigen Momentum-Trade gesehen; nun aber nehme es eher den Status als Standalone-Investment ein. Denn Gold habe eine bipolare Funktion: Als Hedge gegen einen Deflation, sprich eine Depression und einen großen Crash an einem Aktienmarkt, der komplett von der Realwelt entkoppelt ist. Und auch als Absicherung gegen eine Inflation, die durch die Entwertung des Papiergeldes entsteht.“

Big Tech gegen Inflation und Deflation

Und es gibt laut El-Erian noch eine zweite Assetklasse, die diese Bipolarität aufweist: Die Big-Tech-Aktien. Die großen Titel an der Wall Street versprächen Wachstum sowie eine Verschiebung des physischen Handels in die virtuelle Welt während der Pandemie; außerdem eine Absicherung nach unten wegen der massiven Cash-Positionen, niedrigen Schulden und der positiven Cash-Flow-Generierung.

Ausnahmestellung der Tech-Konzerne

Tatsächlich hatte die Berichtssaison im zweiten Quartal die Vormachtstellung von Big Tech eindrucksvoll belegt: Der Gewinn je Aktie der FAAMG – Facebook, Amazon, Apple, Microsoft und Google – stieg um 2 Prozent. Die anderen 495 Aktien im S&P 500 mussten ein Minus von 38 Prozent hinnehmen, wie das Blog ZeroHedge auswertete. Und die Earnings per Share bei kleinen Unternehmen sahen noch schlimmer aus: Im Russell 2000 rutschte das EPS um 97 Prozent ab. Goldman Sachs kommentierte: „The FAAMG stocks benefit from secular trends expedited by the coronavirus, such as cloud spending and e-commerce, and continue to capture an increasing share of their respective market.“

Let inflation run

De facto ist kein Ende dieses Trends abzusehen – außer das Weiße Haus zerschlägt die zunehmend mächtigeren Konglomerate. Doch die Geldpolitik dürfte den bipolaren Trend weiter anheizen. So urteilte der US-Fernsehsender CNBC, die Federal Reserve werde künftig die Inflation laufen lassen. Konkret werde alles darauf hinaus laufen, dass die Fed mit Blick auf den Jobmarkt auch eine Teuerung über dem eigentlichen Ziel von 2 Prozent zulassen werde. Dies bedeute jahrelange Nullzinsen. So habe die Fed dieses Ziel mit dem Begriff “symmetrical inflation target” schon mehrfach indirekt angekündigt. Derzeit laufe eine interne Überprüfung der eigenen Strategie.

Goldman sieht S&P 500 bei 3.800

Unser Fazit: Unsicherheit gepaart mit Geldflut – das sind die Faktoren, welche die zwei Assetklassen Gold und Big Tech stützen. Besonders attraktiv sind Aktien, die zusätzlich von einer erwarteten Konjunkturerholung profitieren. Goldman Sachs jedenfalls sieht den S&P 500 am Ende von 2020 nun bei 3.600 und in zwölf Monaten bei 3.800 Zählern. Noch im März hatte die Investmentbank das Ziel für den SPX Ende dieses Jahres bei 3000 ausgerufen.

US500Weekly (3)

Chief Equity Strategist David Kostin urteilte, der Optimismus über eine Erholung der Wirtschaft kehre zurück, nach eigener Schätzung werde das US-Bruttoinlandsprodukt in 2021 um 6,4 Prozent steigen. Die Konsensschätzungen liegen übrigens bei plus 3,9 Prozent. Goldman erwartet auch einen positiven Schub durch einen funktionierenden Impfstoff. Diese Hoffnung überlagere die kurzfristigen Risiken aus der US-Präsidentschaftswahl.

2008 revisited

Doch die Bäume wachsen nicht in den Himmel. El-Erian warnte in der FT auch vor dem unvermeindlichen Ende der aktuellen Geldpolitik: „In the short term, this pushes prices higher, reinforcing the attitude change and lulling politicians and central bankers into believing that the market cycle has been conquered. But they are likely to prove as wrong as those who, before the 2008 financial crisis, erroneously believed they had vanquished the business cycle.“ Die Bernstein-Bank behält die Angelegenheit für Sie im Auge!


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