China startet erste digitale Währung

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17.04.2020 –Special Report. Die Volksrepublik China hat ein Netzwerk für eine eigene Cyber-Währung eingeführt. Und gleich darauf die erste digitale Währung auf dem Globus etabliert – den CBDC. Damit stellt sich die Frage, ob dies weltweit den Einsatz von Cyber-Währungen ankurbelt und ihnen den lang ersehnten offiziellen Ritterschlag erteilt. Oder ob China damit irgendwann Bitcoin, Ethereum und co. den Hahn abdreht.

Weltpremiere: Netzwerk für elektronisches Zentralbankgeld

Am Mittwoch, den 15. April 2020 war es so weit: Die Volksrepublik China hat das Blockchain Service Network (BSN) gestartet. Das Netzwerk soll zunächst nur in China arbeiten, später aber auch den internationalen Zugang ermöglichen. Damit will es Peking unter staatlicher Leitung Firmen und Software-Entwicklern erleichtern, blockchain-basierte Anwendungen zu entwickeln. Der Schritt unterstützt Zahlungsoptionen über den Messenger WeChat, Cloud-Zahlungen aber auch Enterprise-Online-Banking sowie Offline-Überweisungen. Coindesk.com erläuterte, das Netz solle am 25. April global geschaltet werden. Das „BTC-Echo“ kommentierte, Peking baue damit seine Position aus – schließlich sei China das Land mit den meisten Blockchain-Patenten weltweit. „IEEE.Spectrum“ ergänzte, bis Ende 2020 sollen Nodes, also Knotenpunkte, in 200 chinesischen Städten entstehen.

Startschuss für den Digitalen Yuan / CBDC

Der Startschuss für die erste Cyber-Währung erfolgte am gestrigen 16. April: Das „BTC Echo“ berichtete unter Berufung auf „Chinastarmarket“, China habe die CBDC (central bank digital currency) zunächst in geringem Umfang über Alipay implementiert. Das digitale Zentralbankengeld soll erst im Bezirk Xiangcheng in der Stadt Suzhou westlich von Shanghai in der Gehaltsauszahlung bei Regierungsbeamten zum Einsatz kommen. Ab Mai will die Regierung die Auszahlungen dann weiter ausbreiten. Im Rahmen dieses Pilotprojektes arbeiteten die Bank of China, die China Construction Bank, die Industrial and Commerical Bank of China sowie die Agricultural Bank of China zusammen. Coinkurier.de schrieb unter Berufung auf die Exchange Binance, es gebe bereits offizielle Apps zum Testen der Kryptowährung die auch als „Digitaler Yuan” oder als „DC/EP” (Digital Currency/Electronic Payment) bekannt ist.

Du sollst keine andere Währung neben meiner haben

Die Anleger sahen die Entwicklung offenbar positiv für das digitale Devisen-Universum – Bitcoin beispielsweise zogen seit Mittwochnacht um rund 10 Prozent an. Wenn das mal kein Trugschluss ist. Zwar werden Crypto-Currencies wie Bitcoin in China weiter genutzt, obwohl sie offiziell verboten sind, erläuterte „IEEE.Spectrum“. Wir meinen: Nicht mehr lang. Denn die Chinesen werden es nicht zulassen, dass die unter staatlicher Obhut geführten Crypto-Miner fremdgehen, soll heißen, dass es ihnen erlaubt wird, neben dem chinesischen Zentralbankengeld andere digitale Währungen zu produzieren.
Dass die Kommunistische Partei notfalls über Leichen geht, belegt gerade die Corona-Krise – Peking hat den Ausbruch lange verschwiegen und laut Berichten der „Washington Post“, der „Epoch Times“ sowie von Fox News offenbar tatsächlich das Virus aus dem Labor des Wuhan Institute of Virology entkommen lassen. Zudem hat sich China die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor den Karren gespannt – dessen Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus lobte stets das chinesische Vorgehen, unterdrückte Warnungen aus Taiwan vom Dezember 2019, kritisierte die frühen Grenzschließungen in den USA, Israel und Polen. Kein Wunder: Er ist Kommunist und hat als Kader der Tigray People’s Liberation Front Karriere gemacht. Was wir auf der deutschen Wikipedia nicht lesen, sehr wohl aber auf der amerikanischen.
Der Brückenschlag zum Markt für Cryptos: Die Welt muss sich auf das gnadenlose Ausmerzen konkurrierender E-Devisen einrichten – für die chinesische KP geht es um viel Geld und um imperiale Interessen.

China will die Führungsrolle

Ein Grund für das chinesische Blockchain-Vorpreschen ist das Streben nach einer globalen Führungsrolle bei Cyber-Devisen. Eine Motivation für das neue Krypto-Netzwerk dürfte die sein, dass China dadurch schnell lernen will. Mit den niedrigen Kosten von voraussichtlich umgerechnet 300 Dollar pro Jahr im Minimum dürfte das Netzwerk BSN enorm viel Wissen ansaugen, da es viele fleißige Studenten anlocken wird. Dies, um ein Monopol etwa von Facebook zu verhindern. Und um langfristig weltweit zur Nummer 1 bei den Kryptos zu werden. „China has the ambition to be the technology leader in the world. And I think they might have enough technology chops to pull this off, at least within the blockchain industry,” urteilte Edith Yeung Managing Partner bei der auf Blockchain fokussierten Venture-Capital-Firma Proof of Capital, im Gespräch mit Coindesk.

Angriff auf den Dollar

Ein weiterer Grund ist die Macht, die hinter einer globalen Leitwährung steht. Wenn der Digitale Yuan wächst und gedeiht, dürfte China irgendwann versuchen, seinen internationalen Handel auf Yuan umzustellen – das wird Peking kleineren Nachbarländer schlicht diktieren oder wie im Fall WHO über unterwanderte internationale Organisationen für sich nutzen. Sollten die Chinesen so viele Blockchain-Patente besitzen, dass sie ein Monopol auf Cryptos hätten, werden die anderen Digitalwährungen verdorren. Die Vorteile: Ein starker Yuan würde die chinesische Mittelschicht wegen der höheren Kaufkraft stützen. Damit würde sich auch der Dollar als globale Handelswährung schwächen lassen. Und dies bedeutet schlicht Machtverlust für die USA – die dann ein Problem mit auf Pump finanzierten hohen Rüstungsausgaben und dem Schutz von Taiwan hätten.

Kampf gegen die Korruption

Der wichtigste Grund für die Einführung des digitalen Yuan ist jedoch die horrende Korruption im Reich der Mitte. Natürlich sind genaue Zahlen schwierig zu bekommen. Doch das „Time Magazin“ berichtete im Juni 2011 von einem aufsehenerregenden Bericht der People’s Bank of China. Die Notenbank wiederum berief sich auf die Chinese Academy of Social Sciences: Demnach waren seit 1990 rund 18.000 Kader der Kommunistischen Partei, von staatlichen Behörden, aus der Justiz oder dem höheren Management aus dem Land geflohen. Und sie nahmen etwa 120 Milliarden Dollar gleich mit.

Im Oktober 2014 sorgte ein Fall in China für Aufsehen: In der Wohnung von Wei Pengyuan wurden laut BBC rund 200 Millionen Yuan – damals umgerechnet 33 Millionen Dollar – gefunden. Der Mann war der stellvertretende Leiter der Kohle-Abteilung in der Nationalen Energiebehörde. Alleine in den ersten neun Monaten 2014 wurden laut dem Bericht 13.000 Offizielle wegen Korruption in China verurteilt. Ein weiterer hübscher Fall ist der von Zhang Qi, einst kommunistischer Parteichef in Haikou in der Provinz Hainan. Laut „Daily Mail“ wurde er im September 2019 wegen Korruption verhaftet. Bei ihm zuhause fand sich rund eine halbe Tonne Gold; und auf der Bank noch einmal umgerechnet rund 35 Millionen Dollar an Cash.

Die totale Kontrolle

Tja, dumm gelaufen: Hätten diese Bonzen ihr Geld nicht zuhause oder auf einer staatlich überwachten Bank verstecken müssen, wären sie wohl nicht geschnappt worden. Und genau hier kommen die Cryptos ins Spiel. Yeung von Proof of Capital zog im Gespräch mit Coindesk dieses Fazit: „If the government has access to everything via handpicked nodes, everything is developed and maintained by the government, no more cash. (…) It’s hard to have any fraud if all telco, banks, transportation, Alipay or WeChat is part of the government network.”

Long oder short?

Unser Fazit: Konkurrierende Kryptos dürften über kurz oder lang aus China verschwinden. Was einen großen Teil der Nachfrage kappt. Wenn andere Länder dem chinesischen Beispiel folgen, dann dürfte es auch global düster für die Cyber-Währungen aussehen. Die Türkei hegt Pläne für eine digitale Lira, in den USA wird Libra von Facebook kritisch beäugt, auch in Deutschland verstummen die Diskussionen über die Abschaffung des Bargelds nicht.

Allerdings kann es eine Weile dauern, bis all diese Pläne umgesetzt sind. Die Frage ist, ob China überhaupt in der Lage ist, ein komplett kontrolliertes Netz aufzubauen. Ein weiterer Long-Faktor wäre die Tatsache, dass die Notenbanken der Welt gerade im Zuge der Corona-Krise wieder munter die heimischen Währungen mit einer Flut von frisch gedrucktem Geld entkernen. Viele Anleger sehnen sich aber nach einer nicht durch die (Währungs-)Politik inflationierbaren Währung – nach elektronischem Gold sozusagen. Kommt noch das Thema Halving bei Bitcoin hinzu.

Die Bernstein Bank wünscht Ihnen erfolgreiche Trades und viele gute Investments!


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