
07.02.2022 – Düstere Wolken ziehen über der Wall Street auf: Einflussreiche Analysten warnen vor einem wahren „Endgame“, das jetzt angefangen hat. Der Sturm braut sich demnach über dem Bondmarkt zusammen. Und könnte auch den Aktienmarkt in einem wahren „Doom-Loop“, also einer Schleife des Verderbens, mit nach unten ziehen. Kontraindikator oder realistische Einschätzung? Machen Sie sich selbst ein Bild.
Morgan Stanley: Es geht los
Gestern meldete sich Andrew Sheets zu Wort, Chief Cross-Asset-Stratege bei Morgan Stanley. Zunächst habe es so ausgesehen, als habe der Markt die neuen Herausforderungen gut weggesteckt – eine überraschend hohe Inflation, schwache Konjunkturdaten, hawkishe Zentralbanken.
Doch dann die Warnung: Dem Markt werde bald eine Menge Geld entzogen. „From May 2022 to May 2023, Morgan Stanley economists expect G4 central bank balance sheets to shrink by US$2 trillion, four times the largest 12-month decline ever, from 2018-19.“ Jetzt gehe es erst richtig los, denn die Börse stehe vor einer doppelten, historischen Verschiebung der Geldpolitik: „reversing the lowest policy rates in history, and reversing the largest central bank bond purchases in history.“ Ergo: „This is just the start of the game. A record amount of stimulus is about to be withdrawn from the global economy. It begins.“
„Credit anticipates, equities confirm“
Womit wir beim Thema Bonds gelandet wären. Das brilliante Blog ZeroHedge wies auf eine ungesunde Entwicklung hin: Einer der größten Indexfonds für Unternehmensanleihen – der HY Corporate Bond Price ETF – habe sich vom Aktienmarkt entkoppelt und sei seit geraumer Zeit auf dem Weg nach Süden. Das verheiße nichts Gutes. Denn: „Credit anticipates, equities confirm“ – der Kreditmarkt sehe die Dinge voraus, Aktien bestätigen alles. Diese Entkoppelung sei bei der geldpolitischen Normalisierung im dritten Quartal 2014 genauso abgelaufen. Und erneut im vierten Quartal 2017.
Abflüsse aus dem Bondmarkt
In der „Financial Times“ meldete sich auch Viktor Hjort, Global Head of Credit Strategy bei der BNP Paribas, mit einer ähnlichen Warnung zu Wort. Demnach habe sich der Zyklus gedreht, die Wirtschaft werde Bond-Investoren nicht mehr unterstützen. “The market is a lot more nervous than it was at the start of the year.” Ein weiteres alarmierendes Signal: Fonds, die hochrentierliche amerikanische Bonds kaufen, verzeichnen seit rund einem Monat starke Abflüsse, bislang wurden rund 11 Milliarden Dollar abgezogen. Die FT wies darauf hin, dass Ion Analytic im Januar einen Bond-Deal abgeblasen habe, weil die Nervosität und die Volatilität zu hoch seien.
Doom-Loop und Inflationsdilemma
Einige Experten glauben: Sollte der Bond-Markt crashen, könnten wir einen echten „Doom-Loop“ erleben – Investoren dürften Verluste bei Anleihen ausgleichen, indem sie bei Aktien Kasse machen. Was einen verschärften Ausverkauf auf breiter Front bedeuten würde. Womit die Federal Reserve eingreifen müsste, wie im Corona-Crash 2020 – was aber angesichts der hohen Inflation schwierig wird. Unser Fazit: Wir sehen derzeit mehr Chancen auf der Short-Seite. Zum einen, weil die wichtigen US-Indizes charttechnisch angeschlagen sind und keinen überzeugenden Sprung über die 200-Tage-Linie geschafft haben. Zum anderen wegen der Adjustierung der US-Geldpolitik. Und dann sind da noch geopolitische Risiken wie eine Invasion der Ukraine oder die Annexion von Taiwan. Das ganze Szenario könnte sich natürlich umgehend drehen, falls es beim Säbelrasseln bleibt und die Federal Reserve wegen einer drohenden Rezession das Tapering verschiebt. Behalten Sie also die Realtime-News im Auge – die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!
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