Der DAX stemmt sich gegen den Abwärtsstrudel

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28.01.2020 – Daily Report. Tiefenrausch im weltweiten Handel: Die US-Indizes reißen markante Abwärtsgaps, der DAX hat gestern die 50-Tage-Linie von oben durchbrochen. Doch am Dienstagvormittag ist zunächst der Versuch einer Erholung angesagt. Alles hängt vom Corona Virus ab.

Frankfurt wagt den Widerstand

Kurzer Zwischenstopp im Abwärtstrend: Der DAX notierte zuletzt unverändert bei 13.203 Zählern. Die vorbörslichen leichten Gewinne schmolzen allerdings dahin. Der deutsche Leitindex hatte gestern die 50-Tage-Linie durchbrochen. Anzunehmen ist erst einmal der Versuch eines Rebounds und somit einer Rückeroberung des gleitenden Durchschnittes. Da die deutsche Börse in den vergangenen Wochen weit weniger enthusiastisch war als die Wall Street waren hier zuletzt nicht so viele Optimisten eingestiegen wie in den USA. Die US-Futures zeigten 0,3 Prozent gen Norden. Falls aber in Frankfurt 50-Tage-Linie nachhaltig bricht, wartet als nächster Halt der gleitende 200-Tage-Durchschnitt bei aktuell rund 12.500 Zählern.

IMake or break durch den Corona-Virus

Alles hängt nun vom weiteren Verlauf der Seuche ab. Vermutlich werden irgendwann die offenbar entschlossenen Schritte der Chinesen gegen die Lungenkrankheit greifen. Doch in den kommenden Tagen dürfen Sie zunächst mit einem sprunghaften Anstieg der diagnostizierten Fälle rechnen. Schon alleine, weil nun viele Menschen sensibilisiert sind und eher zum Arzt gehen; und weil die Behörden an den Flughäfen genauer hinschauen. So verdoppelte sich über Nacht die Zahl der in China gemeldeten Fälle. Weltweit sind nun über 4.000 Infektionen bestätigt, die Zahl der Toten ist auf über 100 geklettert. Da passt es ins Bild, dass der erste Fall in Deutschland identifiziert wurde.

Falls aber der Virus durch Mutationen wirklich gefährlich wird und nicht zeitnah überzeugend eingedämmt werden kann, dann dürfen wir uns auf eine Mega-Baisse einrichten. Da der Markt die Möglichkeit einer globalen Epidemie noch nicht sieht, ist die Tiefe des Absturzes im Falle eines Falles gar nicht abzuschätzen.

Nikkei korrigiert

Zunächst trennten sich viele Anleger in Japan vorsorglich von ihren Aktien. Der Nikkei rutschte um 0,5 Prozent auf 23.215 Punkte. In Shanghai, Hongkong und Taiwan blieben die Börsen weiter wegen des chinesischen Neujahrsfestes geschlossen.

US-Indizes fallen wie Steine

Der Dow Jones Industrial schloss gestern mit einem Minus von 1,6 Prozent bei 28.536 Punkten. Der S&P 500 musste den größten Tagesverlust seit Anfang Oktober hinnehmen und ging ebenfalls mit minus 1,6 Prozent bei 3.244 Zählern aus dem Handel. Der Nasdaq 100 büßte sogar 2,1 Prozent ein auf 8.952 Stellen.

Alle großen amerikanischen Börsenbarometer haben nun nette Abwärtsgaps gerissen. Zugleich schoss der Angstindikator VIX mit einem Aufwärtsgap nach oben. Diese Kurslücken werden laut den Lehren der Chartanalyse irgendwann wieder geschlossen. Nur wann? Bestimmt nicht in Zeiten der Angst wie diesen. Zumal bei den Indizes nun von unten die 50-Tage-Linie die Kurse wie ein Magnet anzieht.

Baisse bei Erdöl

Auch der Ausverkauf bei Erdöl setzte sich fort. WTI verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 52,81 Dollar, Brent gab 0,9 Prozent nach auf 58,07 Dollar. Der jüngste Absturz sei zu 100 Prozent auf Corona zurückzuführen, sagte ein Trader von Global Risk Management dem „Wall Street Journal“. Die Saxo Bank kommentierte, eine Angebotsschwemme an Benzin in China würde sich weltweit auswirken.

Kurs auf die sicheren Häfen

Umgekehrt waren einmal mehr die sicheren Häfen gefragt. So markierte der Goldpreis in der Zwischenzeit in Euro ein neues Allzeithoch bei 1.443, siehe dazu unseren gestrigen Special Report.
Zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen auf den höchsten Stand seit Anfang Oktober.

Das lief im Impeachment

Und was gibt es Neues im Impeachment? Nun, hier droht der Wall Street aktuell keine Gefahr. Gestern gab es ein echtes Highlight, als Pam Bondi, ehemalige Generalstaatsanwältin aus Florida und nun Mitglied im Communications Team von Donald Trump, dem Senat und den US-Wählern interessante Fakten in Erinnerung rief. Es gebe gute Gründe für Trump mit der Ukraine über Untersuchungen wegen Korruption gegen den Biden-Clan zu reden; denn Hunter Biden, der Sohn von Joe Biden, hatte bis zu 83.000 Dollar im Monat von der Gasfirma Burisma eingestrichen, obwohl er keinerlei Erfahrung im Energie-Geschäft besitzt. Insgesamt sollen 3 Millionen Dollar geflossen sein. Mit dem Fokus auf seinen mutmaßlich korrupten Clan ist Joe Biden als wichtigster für die Mittelschicht wählbarer Kandidat der Demokraten erledigt.

Sehr hübsch auch die geheuchelte Empörung der Demokraten darüber, dass die verbündete Ukraine von Trump für eine kurze Weile ihre Militärhilfe in Höhe von fast 400 Millionen Dollar vorenthalten bekam. Was Sie hierzulande selten bis nie lesen: Die Administration von Barack Obama lieferte Kiew vor allem Decken und Medikamente, als die Russen angriffen. Auch vier der acht aktuellen demokratischen House-Manager im Senat-Impeachment wollten der Ukraine keine tödlichen Waffen genehmigen. Erst Trump schickte der Ukraine dringend benötigte panzerbrechende Raketen vom Typ Javelin. Wo also hat Trump einen Verbündeten im Stich gelassen und wie hat er die nationale Sicherheit gefährdet?

Wie auch immer: Das Impeachment sollten Sie im Auge behalten. Falls einige Republikaner die Seiten wechseln und zusammen mit den Demokraten neue Zeugen vorladen wollen – was durchaus möglich ist – erhält die Wall Street ein neues Short-Argument.

Das bringt der Tag

Die Terminlage ist am Dienstag recht übersichtlich, siehe hier: Market Mover

In den USA wird um 14.30 Uhr der Auftragseingang für langlebige Güter im Dezember gemeldet.

Um 16.00 Uhr laufen die Verbraucherpreise für Januar ein.
Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades!


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