Der Rote Drache lauert

19.08.2021 –Special Report. Neues Ungemach für China-Aktien: Die Kommunisten bereiten wohl eine neue Kulturrevolution vor. Die jüngsten Reden von Präsident Xi Jinping klingen nach Enteignung und Klassenkampf – die Reichen sollen mehr abgeben an die Mittelschicht. Eingeladen von der unsäglichen Inkompetenz und Schwäche des US-Präsidenten spuckt China nach dem Afghanistan-Debakel außerdem wegen Taiwan große Töne.

Hatten wir uns jüngst schon über China unterhalten? Hatten wir. Tatsächlich versiegt der Strom der interessanten – und beängstigenden – Nachrichten aus dem Reich der Mitte nicht.

Oligarchen im Visier

Noch nie seit seinem Antritt im Jahr 2012 klang Präsident Xi Jinping so radikal: Laut der Nachrichtenagentur Xinhua warnte Xi die Chinesen, dass er eine neue Umverteilung von den Reichen hin zur Mittelschicht plane. „Die Reichen“ – damit dürften vor allem die Oligarchen gemeint sein. Für die Favoriten an der China-Börse stehen harte Zeiten an. Den Schritt kündigte Xi laut der Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag auf einer Sitzung des Zentralkomitees für Finanzen und Wirtschaft an.
Interessanterweise nahm die Regierung die östliche Region Zhejiang besonders ins Visier und nannte sie als Pilotzone für neue Maßnahmen – hier hat Alibaba seinen Firmensitz. Und auch am anderen Ende der Welt erhielten Aktien die Quittung an der Börse: Europäische Luxushersteller wie Richemont oder LVMH fanden sich jüngst auf der Sell-Side wieder. Analyst Thomas Chauvet von der Citibank urteilte, der High-End-Konsum werde leiden, wenn es neue Steuern geben sollte. Wir ergänzen: Der gesamte chinesische Aktienmarkt dürfte bröckeln, wenn es wieder nach einer neuen Kampagne gegen unliebsame Firmenchefs aussieht.

Drohung wegen Taiwan

Außerdem schwelt ein weiterer Unruheherd: Eine Annexion von Taiwan erscheint aktuell wahrscheinlicher denn je. Die offiziöse chinesische „Global Times“ – sie hat für Millionen von Dollars PR-Artikel in westlichen Medien geschaltet, etwa in der „New York Times“ – jedenfalls jubelte. Der Schock, dass die USA das Regime in Kabul im Stich ließen, sei besonders stark in Taiwan zu spüren. Die Insel sei doch abhängig von der amerikanischen Unterstützung, feixte das rote Blatt. Die anti-kommunistische Exil-Zeitung „Epoch Times“ äußerte jedenfalls schon offene Zweifel, ob Amerika Taiwan im Falle eines Angriffs unterstützen werde.

Einladung aus dem Weißen Haus

Tatsächlich könnten sich die Chinesen angesichts der unsäglichen Person Joe Biden im Weißen Haus nur eingeladen fühlen, ihre imperiale Politik durchzuziehen. Biden, der gerne live am Mikrofon ein paar wichtige Details vergisst, an Frauen herumschnüffelt oder seinen Sohnemann in einer von chinesischen Staatsbanken unterstützten Investmentfirma Geld verdienen lässt, wird offensichtlich in Peking nicht ernst genommen. Nach dem alleine von Biden zu verantwortenden Desaster in Afghanistan – nie wagten die Taliban einen offenen Angriff in der Zeit von Donald Trump – wittern die Kommunisten vielleicht bald in Taiwan ihre Chance. Das heißt für Anleger möglicherweise: Taiwan-Aktien short, Weltbörsen short.

Kriegswarnung im Propaganda-Blatt

Jedenfalls tobte das Propagandablatt „Global Times“ angesichts der Überlegungen in Washington D.C., im Dezember die taiwanesische Präsidentin Tsai Ing-wen zu einem virtuellen Pro-Demokratie-Gipfel einzuladen. Hu Xijin, Chefredakteur der Global Times kommentierte, die Einladung würde eine rote Linie überschreiten. Und dies wäre „a historic opportunity for [People’s Liberation Army] fighter jets to fly over the island of Taiwan.“ Rotchinesische Jets über Taipeh – wir sind gespannt, wie die taiwanesische Luftabwehr reagiert. Hu Xijin jedenfalls warnte, „if the Taiwan military dares to open fire on the PLA fighters, the large number of missiles aimed at Taiwan’s military targets from the mainland and our bomber fleets will make a decisive answer and write history.“ Natürlich muss diese Großmäuligkeit nicht unbedingt in Realpolitik enden. Doch das Blatt gilt als Sprachrohr des chinesischen Außenministeriums – die Regierung heißt das Säbelrasseln gut.
Unser Fazit: Der Strom an negativen Nachrichten aus China reißt nicht ab. Nach der Attacke auf große, börsennotierte Konzerne vor einigen Wochen, gesellt sich jetzt die neue Umverteilung und mit Taiwan der Kollateralschaden aus dem Versagen der Biden-Administration in Kabul hinzu. China-Aktien sind mit Vorsicht zu genießen. Die Bernstein-Bank hält Sie auf dem Laufenden.


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