Der Vertrauensvorschuss

01.12.2022  – Hat die Wall Street einen Gang zu hoch geschaltet? Die anhaltende Hausse sieht fast danach aus. Oder läuft einfach schon die Jahresend-Rallye? Und eine Menge Kapital fließt in den Markt, weil viele eine Normalisierung der Lage erwarten. Wie immer hängt für Trader und Investoren viel von der US-Konjunktur und der möglichen Reaktion der Federal Reserve ab. Am heutigen Freitag treffen dazu wichtige Jobdaten ein.

Angesichts der aktuellen Großwetterlage kann einem schon mulmig werden beim Blick auf den Dow Jones. Im Tageschart erkennen Sie sehr gut die Euphorie der vergangenen Tage – das Gap spricht Bände. Und der Index hat sowohl den 50er- als auch den 200-Tage-Durchschnitt (oben) locker hinter sich gelassen.

Quelle: Bernstein Bank GmbH

Dabei ist die Gemengelage gar nicht so rosig. Corona scheint zwar abgehakt, doch wie das Beispiel China zeigt, ist das Thema keinesfalls verschwunden. Auch eine Rezession ist weiter möglich. Die Old Economy erhält von den Anlegern also einen gehörigen Vertrauensvorschuss.

Sanfte Töne von der Fed

Vor allem die nette Zwischenrallye am Mittwoch sticht hervor. Die wurde ausgelöst von Jerome Powell. Lassen wir wieder einen Experten von einer Investment-Boutique zu Wort kommen: Kenny Polcari, Managing Partner bei Kace Capital Advisors und Chief Market Strategist bei SlateStone Wealth urteilte, Powell habe mitgeteilt, dass der Speed bei der Zinserhöhung nachlassen werde und dass es im Dezember nur einen Anstieg im Leitzins um 50 Basispunkte geben werde.

Besonders wichtig: Powell und seine Kollegen wollten auf keinen Fall die Schraube zu stark anziehen. Die Gefahr dieses „Overtightening“ hatte in den vergangenen Monaten immer wieder die Kauflaune gebremst. Jetzt scheint der Bremsklotz beseitigt. Außerdem sagte Powell, dass einige Sektoren der Wirtschaft schon auf die vergangenen sechs Zinsschritte reagierten – vor allem der Immobilienmarkt und die Mieten. Der Auftritt des Fed-Chefs vor dem Hutchins Center on Fiscal and Monetary Policy hat besondere Beachtung gefunden, weil dies die letzte öffentliche Wortmeldung vor der Blackout-Periode zum Fed-Meeting vom 13. und 14. Dezember war.

Neue Jobdaten

Neues Futter könnten die Bullen von den heutigen Jobdaten erhalten. Wenn Sie diese Zeilen lesen, wissen Sie vielleicht schon mehr über die Nonfarm Payrolls für November. Sollte der Arbeitsmarkt weiter boomen, müsste die Fed einer Lohn-Preis-Spirale mit höheren Zinsen entgegenwirken. Allerdings lassen die jüngsten Worte von Powell eher darauf schließen, dass die Beschäftigungslage erlahmt und dass die Löhne sich nicht überhitzen. Wir sind gespannt.

John Flood, Trader bei Goldman Sachs, urteilte, der Markt stecke noch immer in einer „Bad is Good“ Stimmung. Er fasste die mögliche Reaktion auf die November-Zahlen für den SPX so zusammen – wobei wir von einer ähnlichen Reaktion im Dow ausgehen:

  • >261k (aka higher than last print) S&P down at least 2%
  • 175k – 261k: S&P down 1 – 2%
  • 125k – 175k: S&P up 50bps – 1%
  • 0 – 125k: S&P up 1 – 2%
  • <0: S&P down 1 – 2% on R word fears

Unser Fazit: Der Markt schwankt einerseits zwischen der Hoffnung auf ein Nachlassen der Inflation – ergo einem Zurückfahren des Tightening durch die Fed. Und andererseits der Angst vor einer Rezession. Ob long oder short: Die Bernstein Bank wünscht viel Erfolg!

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