Die rote Gefahr flackert wieder auf

Forex Broker

12.08.2021 –Special Report. Die Kommunisten in China haben sich wieder zu Wort gemeldet. Und einen Fünfjahresplan in Sachen Regulierung veröffentlicht. Die Säuberung der Wirtschaft ist offenbar noch lange nicht abgeschlossen.

Neue Unruhe an der Börse

Der Regulierungsplan wurde am Mittwoch gemeinsam vom Staatsrat und dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei veröffentlicht. Demnach sollen sich die Behörden auf dem Gebiet der nationalen Sicherheit, Technologie und bei Monopolen stärker engagieren. Auch die Sektoren Lebensmittel, Pharma, natürliche Ressourcen, Big Data und Artificial Intelligence sollen künftig genauer überwacht werden. Immerhin könnte der lange Zeitraum von fünf Jahren die Nerven beruhigen, dito die eher vagen Details.
Gary Dugan, Chef der Investmentfirma Global CIO Office, urteilte aber laut Bloomberg, die Einbeziehung von Lebensmitteln und Pharma könne einige Anleger nervös machen. Marvin Chen von Bloomberg Intelligence kommentierte, „the crackdown is not over and we think we are in the seventh inning stretch of the long game.“ Der Markt solle sich kurzfristig auf mehr Volatilität einstellen.

Die KP greift nach der Wirtschaftsmacht

Dabei war gerade wieder Ruhe eingekehrt. Sie erinnern sich: Vor rund zwei Wochen hatte Peking die Börse mit neuen Auflagen, Kartellverfahren und sonstigen Restriktionen für den Hightech- und Bildungssektor versenkt. Aktien wie Tencent, Didi, Pinduoduo, Alibaba, NetEase oder Midea Group wurden auf die Schlachtbank geführt. Danach beeilte sich die Führung, internationalen Investoren zu versichern, dass der Staat keinesfalls den Aktienmarkt zerstören wolle. Und die Kurse erholten sich. Allerdings ist die Gefahr wohl doch noch lange nicht gebannt, wie sich nun zu bestätigen scheint.

Gewöhnt euch dran

In diese Richtung ging schon vor einigen Tagen eine prophetische Warnung von Charles Li, früherer Konzernchef der Hong Kong Exchange and Clearing und jetziger Chef der Investmentfirma Micro Connect. Die Säuberung der Vorwochen sei ein Weckruf für den Markt gewesen, die Firmen sollten sich an die neue Gangart der Reformen gewöhnen, urteilte Li im Gespräch mit CNBC. So gab er den chinesischen Oligarchen eine Warnung mit auf den Weg: „Because you can’t take for granted that when your company is powerful enough, nobody will be able to touch them. (…) It is something that probably is a little bit of an awakening and wake-up call.“

Der neue Sozialismus

Offenbar erleben wir eine Machtergreifung der Kommunistischen Partei in der Wirtschaft. Die Vermutung: An der Börse kann es jederzeit wieder kräftig rappeln. Denn jeder Konzern und jeder Oligarch, der sich widersetzt, wird abserviert.
In diese Richtung geht auch eine brilliante aktuelle Analyse des „National Review“ mit dem Titel „The Chinese Communist Party’s New Socialism“, die Anleger im Hinterkopf behalten sollten. Im Ausland dürfen demnach alle Chinesen nur von einer Öffnung und den Reformen des Riesenreiches sprechen, nicht aber von Marxismus oder Kommunismus. Intern sehe die Sache anders aus: Die chinesische Wirtschaftspolitik sei rot. Während aber der Anteil des Staates an der Wirtschaft sinke, steige der Einfluss der KP. Parteizellen und Kader müssen gemäß des „Neuen Sozialismus“ in der Spitze großer Firmen installiert werden, um so die Macht der Partei zu festigen.

Gute Berichterstattung kaufen

Leider verhindert Peking eine schonungslose Berichterstattung, sodass Trader nicht immer wissen, was wirklich läuft. Denn China hat große Teile der westlichen Medien gekauft durch Werbegelder für sich eingenommen: Das US-Justizministerium musste im Juli einen Bericht des „Daily Caller“ bestätigen, wonach die Volksrepublik über die staatsnahe Publikation „China Daily“ in großem Stil wohlmeinende Advertorials gebucht hat. 700.000 Dollar gingen an das „Time“ Magazin, umgerechnet rund 370.000 Dollar an die „Financial Times“. 291.000 Dollar steckte das Magazin „Foreign Policy“ ein, 272.000 die „Los Angeles Times“. Hübsche 4,6 Millionen Dollar kassierte die „Washington Post“ – Besitzer: Jeff Bezos – und 6 Millionen Dollar flossen an das „Wall Street Journal“. Was sehr enttäuschend ist, da dieses Blatt noch zu den besseren gehört.

„China still safe“

Der Kotau hat nun die Finanzwelt erreicht. Ray Dalio beispielsweise, der mit seinem Hedgefonds Bridgewater ein Vermögen von 20 Milliarden Dollar angehäuft hat, lobte gerade die KP. „Genosse Ray“ urteilte, dass die chinesischen Kommunisten in der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt alles unter bester Kontrolle hätten. Es sei „still safe“, in China zu investieren – trotz der Säuberung der Kommunisten gegen chinesische Hightech-Konzerne und der mutmaßlich grassierenden Delta-Variante. Wir werden sehen, ob er Recht hat.
Sie sehen also: Sie müssen die News zur Politik in China im Auge behalten und dabei alternative Quellen screenen, etwa uns. Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades und Investments!


Wichtige Hinweise:

Der Inhalt dieser Publikation dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken. Es handelt sich in diesem Kontext weder um eine individuelle Anlageempfehlung oder -beratung, noch um ein Angebot zum Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren oder anderen Finanzprodukten. Der betreffende Inhalt sowie sämtliche enthaltenen Informationen ersetzen in keiner Weise eine individuelle anleger- bzw. anlagegerechte Beratung. Jegliche Darstellungen oder Angaben zu gegenwertigen oder vergangenen Wertentwicklungen der betreffenden Basiswerte erlauben keine verlässliche Prognose oder Indikation für die Zukunft. Sämtliche aufgeführte Informationen und Daten dieser Publikation basieren auf zuverlässigen Quellen. Die Bernstein Bank übernimmt jedoch keine Gewähr bezüglich der Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der in dieser Veröffentlichung aufgeführten Informationen und Daten. An den Finanzmärkten gehandelte Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen. Ein Contract for Difference (CFD) stellt darüber hinaus ein Finanzinstrument mit Hebelwirkung dar. Der CFD-Handel beinhaltet vor diesem Hintergrund ein hohes Risiko bis zum Totalverlust und ist damit unter Umständen nicht für jeden Anleger geeignet. Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie alle korrelierenden Risiken vollständig verstanden haben. Lassen Sie sich gegebenenfalls von unabhängiger Seite beraten.

CFD sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.