12.07.2022  – Es ist vollbracht: Gerade ist der Euro auf den Gleichstand zum Dollar gerutscht. Zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten. Auch wir huldigen das Ereignis. Und beleuchten pro und contra für eine weitere Talfahrt.

Schlechte Nachrichten für alle, die zum Urlaub in die USA wollen: Ein Euro kauft nur noch rund einen Dollar. Damit notiert die pan-europäische Lira, Verzeihung: die transkontinentale Weichwährung, sorry: die europäische Gemeinschaftswährung wieder so schwach wie seit dem Oktober 2002, kurz nach der Euro-Einführung. Ein rasanter Abstieg, wie Sie im Wochenchart sehen.

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Und wie geht es weiter? Brad Bechtel, Foreign-Exchange Strategist bei Jefferies LLC kann sich jetzt eine Gegenbewegung vorstellen: “it feels like EUR/USD is oversold on many technical measures and parity was such a target for so many people in the market that it wouldn’t surprise if we see a lot of profit taking down here and a short term bounce.” Tatsächlich ist der Euro schon weit unter den gleitenden 50er-Durchschnitt abgetaucht, was nach einem Rebound schreit.

Energiekrise und Rezessionsgefahr

Allerdings gibt es auch heftige Belastungsfaktoren. Der Großteil der Analysten macht vor allem die Gaskrise für die Entwicklung verantwortlich. Bei Anlegern hält sich die Angst vor einer Rezession in Europa, ein Analyst sieht daher weitere Chancen für die Bären: “The worst case (total stop of gas flows) brings recession and probably another 10% fall by the euro from here,” urteilte Chief Forex Strategist Kit Juckes  von der Société Générale.

Wenn die Energiepreise weiter steigen, unterstützt das auch aus einem anderen Grund den Dollar – die USA produzieren Öl und Gas, was die Staatskasse füllt; in den Ländern der Eurozone ist das eher nicht der Fall. Wir werden sehen, wie es weitergeht: Am gestrigen Montag wurde die Gas-Pipeline Nord Stream 1 abgeschaltet, zunächst sind zehn Tage für eine Wartung vorgesehen. Ob Russland danach wieder Gas liefert, muss sich zeigen.

USA schneller in der Zinswende

Und dann ist da natürlich noch das schnellere Tempo der Federal Reserve bei der Zinswende. Der US-Leitzins liegt bei 1,5 bis 1,75 Prozent, die Fed hat weitere Schritte angedeutet. Der Leitzins in Euroland liegt bei Null, für die nächste Sitzung des EZB-Rates erwarten Analysten eine Erhöhung um mindestens 0,25 Prozent.

Zudem gibt es einen damit verbundenen Faktor, der hierzulande eher unter den Teppich gekehrt wird: Die Tatsache, dass die Europäische Zentralbank weiter munter Anleihen von Krisenstaaten kauft. Und sich dafür billiges Geld druckt, soll heißen: digital aus dem Nichts schafft. Nur so können Portugal, Italien, Griechenland und Spanien überleben. Und genau deswegen kann ja auch die EZB die Zinsen nicht so schnell und so stark erhöhen wie die Fed – sonst fliegen den Krisenländern die Staatshaushalte um die Ohren, weil die Schulden nicht mehr zu bedienen sind. Und wie wunderbar: Bald soll auch noch Kroatien der Eurozone beitreten. Da ist die nächste Stütze garantiert!

Das Fazit aus alledem: Risikoaverse, langfristig ausgerichtete Anleger suchen ihr Heil in US-Staatsanleihen – dort ist die Rendite besser. Und durch den Kauf der Bonds steigt der Dollar. Wie immer in der Krise gilt auch: Der Greenback ist King. Wir sind gespannt, wie sich EURUSD weiter entwickelt – und wünschen erfolgreiche Trades und Investments!


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