
17.03.2022 – Die Federal Reserve hebt zum ersten Mal seit 2018 die Zinsen an. Und kündigt gleich sechs weitere Zinsschritte an. Erst ging es nach unten. Dann hoben die Aktienkurse ab. Denn die Fed verschob das Quantitative Tightening auf die nächste Sitzung.
Gestern herrschte einige Verwirrung – ein Fest für Trader, die auf der richtigen Seite standen. Wir sagen ja immer: Don’t trade around the Fed. Erst stiegen die Kurse wegen News zum Ukraine-Krieg an. Dann reagierten die Bullen verärgert auf die sechs weiteren Zinsschritte für 2022. Letztlich die wichtigste Botschaft: Jerome Powell verschob den Liftoff auf später: „The Committee expects to begin reducing its holdings of Treasury securities and agency debt and agency mortgage-backed securities at a coming meeting.” Hier die Markt-Reaktion im Vier-Stunden-Chart des Nasdaq 100.

Quelle: Bernstein Bank GmbH
Eine wichtige Kehrtwende: In seiner Ansprache vor dem Senate Banking Committee vor einigen Tagen hatte Powell laut dem Finanzblog „ZeroHedge“ noch angekündigt, die Fed werde schon in diesem Treffen Klarheit über die Schrumpfung der Bilanz schaffen. Die Bilanzsumme ist auf gut neun Billionen Dollar angewachsen. Bei einem Abbau des Quantitative Easing (QE) – also einem Quantitative Tightening (QT) – würden auslaufende Anleihen nicht mehr vollständig ersetzt. Dem Markt würde dadurch Liquidität entzogen. Die Message zum QT hätte also weit stärker ausfallen können. Schon zeigt sich bei einigen Brokern die Hoffnung, dass die Fed vielleicht bei einer neuen Rezession den Ausstieg aus dem QE stoppen wird. Womit die Börse wieder mehr Liquidität zur Verfügung hätte.
US-Zinswende
Ansonsten kam vieles so, wie Analysten erwartet hatten. Die Fed hob zunächst ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent an. Inzwischen herrscht die Meinung vor, dass es nur dann 50 Punkte sein werden, wenn die Notenbank den Aktienmarkt ein wenig abkühlen will. Mit sechs weiteren Zinsschritten im Jahr 2022 würde der US-Leitzins zum Jahresende in der Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent liegen. Im Dezember waren die Fed-Mitglieder im Schnitt noch von drei Zinserhöhungen ausgegangen.
Powell äußerte, die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession sei derzeit nicht besonders erhöht. Diese Annahme halten einige Broker für einen „Policy Error“ – schon bald werde die Fed sich hier korrigieren müssen. Die Erwartungen für das US-Wirtschaftswachstum senkte die Fed zudem nach unten. Das Bruttoinlandsprodukt soll demnach um 2,8 Prozent wachsen – das sind 1,2 Prozentpunkte weniger als noch im Dezember prognostiziert.
Rezession versus Inflation
Die Fed ist gefangen zwischen dem Auftrag, einerseits eine Rezession zu verhindern. Und andererseits die Inflation zu stoppen. Die Teuerung zieht nämlich weiter an: Die Verbraucherpreise waren im Februar auf 7,9 Prozent gestiegen, das ist der stärkste Zuwachs seit 40 Jahren. Scott Minerd vom Vermögensverwalter Guggenheim kommentierte auf Bloomberg TV, “I think they are in an inflation panic.“
Unser Fazit: Sobald die USA in eine Rezession rutscht, könnte die Fed tatsächlich das QT aufschieben und ein neues QE starten. Jede Äußerung in diese Richtung dürfte die Kurse antreiben. Andererseits könnten stärker als geplante Zinsschritte und ein Erstarken der Wirtschaft neue Zinsängste auslösen – und heftige Korrekturen an der Börse. Und dann ist da noch das Thema Ukraine. Die Bernstein Bank behält die Lage für Sie im Blick!
Wichtige Hinweise:
Der Inhalt dieser Publikation dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken. Es handelt sich in diesem Kontext weder um eine individuelle Anlageempfehlung oder -beratung, noch um ein Angebot zum Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren oder anderen Finanzprodukten. Der betreffende Inhalt sowie sämtliche enthaltenen Informationen ersetzen in keiner Weise eine individuelle anleger- bzw. anlagegerechte Beratung. Jegliche Darstellungen oder Angaben zu gegenwertigen oder vergangenen Wertentwicklungen der betreffenden Basiswerte erlauben keine verlässliche Prognose oder Indikation für die Zukunft. Sämtliche aufgeführte Informationen und Daten dieser Publikation basieren auf zuverlässigen Quellen. Die Bernstein Bank übernimmt jedoch keine Gewähr bezüglich der Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der in dieser Veröffentlichung aufgeführten Informationen und Daten. An den Finanzmärkten gehandelte Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen. Ein Contract for Difference (CFD) stellt darüber hinaus ein Finanzinstrument mit Hebelwirkung dar. Der CFD-Handel beinhaltet vor diesem Hintergrund ein hohes Risiko bis zum Totalverlust und ist damit unter Umständen nicht für jeden Anleger geeignet. Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie alle korrelierenden Risiken vollständig verstanden haben. Lassen Sie sich gegebenenfalls von unabhängiger Seite beraten. CFDs sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.