13.09.2022  – Verkehrte Welt: Der Dollar zeigt sich fest wie lange nicht mehr. Wegen der Zinswende der Federal Reserve. Und ausgerechnet jetzt rufen einige Auguren zum Short-Trade auf. Wegen der Zinswende der Federal Reserve. Wir beleuchten die Hintergründe der überraschenden Kehrtwende.

Corona-Krise, Ukraine-Krieg, höhere Zinsen in den USA als in Euroland: Der Greenback dient für viele Investoren seit geraumer Zeit als sicherer Hafen. Vor allem aus den Schwellenländern fliehen die Anleger. Und da die Energiekrise in Europa der heimischen Industrie zusetzen dürfte, haben wir ein weiteres Argument pro Dollar und contra Euro. Hier EURUSD im Wochenchart.

 

 

Quelle: Bernstein Bank GmbH

 

Aber halt – auf einmal gibt es bei einigen Analysten eine neue Einschätzung der Lage. Überraschung: Dollar short könnte enorm lukrativ werden. Weil die politischen Kosten für das Anziehen der Zinsen zu hoch sind. Wer also auf ein weiteres Abtauchen diverser Währungen gegen den Dollar setzt, könnte falsch liegen.

Vorsicht vor Bärenfallen

In diesem Sinne hat sich gerade Lawrence ‚Larry‘ G. McDonald zu Wort gemeldet, er ist ein Bestsellerautor und Gründer von ‚The Bear Traps Report‘. Dies ist ein Investment-Newsletter mit Fokus auf der Makroperspektive. McDonald weist auf einen selten beleuchteten Fakt hin: Derzeit zahle die Fed heimlich, still und leise, rund 250 Millionen Dollar an einige wenige Banken – und das täglich.

Der Grund: Seit 14 Jahren würden die Finanzhäuser gezwungen, im Zuge des Risiko-Abbaus riskante Anlagen zu meiden; Deleveraging nennt sich das. Stattdessen hätten sie verstärkt in US-Bonds investiert. Und hier sind wir beim Thema Dollar short gelandet: Bei steigenden Zinsen müsse die Fed diesen Banken mehr und mehr Geld für die Coupons bezahlen. Und die Fed werde bald Verluste einfahren. Kein Wunder bei einem Anstieg von 25 auf 325 Basispunkten in wenigen Monaten – und wer weiß, wo der Leitzins Fed Fund Rate stoppt. McDonald nannte den sozialen Preis für die anziehenden Zinsen und die Umverteilung von Vermögen zu hoch.

Trade des Jahres 2023

In die gleiche Richtung geht eine Aussage des hier schon mehrfach zitierten Michael Hartnett, das ist einer der besten Analysten an der Wall Street. Der Chief Investment Stratege der Bank of America rief jüngst den Top Trade des Jahres 2023 aus: Dollar short und long bei Assets in den Emerging Markets, globale Adressen in Großbritannien, Internet-Titeln in China und in Gold-Minern. Das aber erst nach Beginn der US-Rezession – diese werden den Peak beim Dollar signalisieren; und auch erst nach dem Konjunkturtal in China, das wahrscheinlich von einer Abwertung des Yuan begleitet werde. Hartnetts Top Trade 2023 sieht konkret so aus: „Our high conviction – U.S. dollar bear basket is locked and loaded – EWZ Brazil, EEM Emerging Markets, FXI – KWEB China, global value names in EWU and gold miners GDX.“ Wobei die Kürzel für Indexfonds stehen.

Risiko des Overtightening

Tatsächlich hat gerade Fed-Vize Lael Brainard solche Überlegungen befeuert: „There’s a risk of raising rates too much“. Sie verwies auf die “global nature…. risks with overtightening.” Wir fragen uns, ob die Experten richtig liegen, und ob die Fed tatsächlich die Abkehr vom Tightening im Sinn hat, um nicht die Wirtschaft durch das Abdrehen von billigem Geld in die Rezession zu schicken. Wenn die Banken abkassieren während Millionen Menschen in die Arbeitslosigkeit gehen, wäre das in der Tat explosiv. Die Sache bleibt spannend – die Bernstein Bank behält die Lage für Sie im Blick!

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