Historischer Absturz – Käufer steigen ein

Stock market graph

13.03.2020 –Daily Report. Am Tag danach zeigen sich wieder die ersten mutigen Bullen auf dem Frankfurter Parkett. Gegen Mittag zieht der DAX an. Ein wenig Linderung für die niedergemähten Long-Investoren nach dem stärksten Crash an der deutschen Börse seit gut 30 Jahren. Das Zauberwort, auf das alle warten, ist „Stimulus“.

Anleger wagen den Rebound

Die deutschen Anleger versuchen erneut die Bodenbildung: Der DAX zog am Freitagmittag um 3,4 Prozent an auf 9.471 Zähler. Angeschoben wurde die Erholung von den US-Futures, die um knapp 5 Prozent zulegten.

Der deutsche Leitindex war am gestrigen Donnerstag 12,2 Prozent auf 9.161 Punkte in die Tiefe gerauscht. Erstmals seit 2016 hatte der Indikator damit unter 10.000 Zählern geschlossen. Seit Beginn des Corona-Crashes am 24. Februar hat der deutsche Leitindex inzwischen gut 30 Prozent an Wert verloren.

Stärkstes Tagesminus seit 1989

Am gestrigen Donnerstag hatte der DAX den zweitgrößte prozentualen Tagesverlust in seiner Geschichte verbucht. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ klärte auf: 1988 war die Hochzeit für „Leveraged Buy-Outs“ in den USA – also für Firmenkäufe auf Pump. Häufig wurden Junkbonds eingesetzt, um Unternehmen einzukaufen. Am Freitag, den 13. Oktober 1989 platzte die Blase an der Wall Street, als bekannt wurde, dass die Übernahme von United Airlines gescheitert war. Am Montag darauf zischte der DAX um 12,8 Prozent nach unten.

Hoffnung auf US-Stimulus

Die Hoffnung ruht jetzt auf der Politik: House Speaker Nancy Pelosi von den Demokraten hatte gestern Abend gesagt, dass das Unterhaus und die Trump-Administration einer Vereinbarung über finanzielle Hilfen nahe seien. Eine Abstimmung dazu könne schon am heutigen Freitag anstehen. “We have — are near — to an agreement,” sagte Pelosi. Alle Trader sollten also auf die News achten: Falls das Hilfspaket überzeugend ausfällt, dürften die Bullen das Parkett stürmen.

Angriff auf die Shorties

Die Börsen versuchten derweil das Feuer der Panik mit Short-Verkäufen zu ersticken. So verhängte die London Stock Exchange am Freitag ein Short-Selling-Verbot für italienische und spanische Aktien. Die Borsa Italiana zog nach, die spanische Börse ebenfalls. Auch Südkorea kündigte ein Verbot von Leerverkäufen an, das ab dem kommenden Montag für sechs Monate gilt. Die Deutsche Börse erklärte am Freitag, sie werde keine solche Regelung verhängen. Doch was nicht ist, kann ja noch werden.

Asien stemmt sich gegen den Ausverkauf

Derweil pumpt die japanische Zentralbank mit weiteren Anleihekäufen zusätzliche Liquidität in den Markt. In einer außerplanmäßigen Aktion hat die Bank of Japan angeboten, Anleihen von bis zu 200 Milliarden Yen, also rund 1,7 Milliarden Euro einzusammeln. Dies vor dem Hintergrund des Ausverkaufs in Tokio: Der Nikkei schloss 6,1 Prozent schwächer bei 17.431 Zählern – damit notierte er erstmals seit November 2016 unter 18 000 Zählern.

Der CSI-300 in China gab derweil um 1,4 Prozent nach auf 3.895 Stellen. In Südkorea, das besonders stark von Covid-19 getroffen ist, verlor der Kospi-Index 3,4 Prozent auf 1.771 Stellen. Im asiatischen Handel hatten am Freitag mehrere Börsen den Handel gestoppt, wie CNBC berichtete: Indien, Japan, Südkorea, Indonesien, Thailand und die Philippinen.

US-Aktien mit historischem Crash

Zuvor hatte die Panik an der Wall Street getobt. Der Dow Jones Industrial war am Vorabend 9,99 Prozent auf 21.201,62 Zähler eingebrochen. Laut MarketWatch war dies der schlimmste Absturz seit dem „Black Monday“ vom 19. Oktober 1987, als der Dow sagenhafte 22,6 Prozent nach unten gerauscht war. Damals setzte ein Giftcocktail aus Inflation, steigendem Defizit und einer Zinsanhebung dem Markt zu.

Der Dow rutschte damit gestern auf das niedrigste Niveau seit Mitte 2017. Kurz nach der Startglocke musste der Handel wie schon zu Wochenbeginn vorübergehend unterbrochen werden. Der S&P 500 verlor am Donnerstag 9,5 Prozent auf 2.481 Punkte und der Hightech-Index Nasdaq 100 sank um 9,3 Prozent auf 7.264 Zähler.

Die Fed feuert 1,5 Billionen Dollar in den Markt

Die Federal Reserve wird unterdessen den Banken und Fonds mit einer gigantischen Geldspritze unter die Arme gegriffen. Um den Kollaps von großen Investoren zu verhindern, schießt sie die Bazooka ab: Die für den Markt an Overnight-Repos zuständige New Yorker Fed will in mehreren Auktionen insgesamt 1,5 Billionen Dollar an Liquidität zur Verfügung stellen. Außerdem will sie eine breite Palette von Staatstiteln aufkaufen. Nichts wäre in Zeiten der Corona-Panik verheerender als eine zusätzliche Finanzkrise mit umkippenden Geldinstituten. Doch auch hier gilt: Was nicht ist, kann ja noch werden. Übrigens hatte die gestrige Ankündigung die Börse nicht gestützt – der Markt hofft auf den direkten Ankauf von Aktien durch die Fed.

Quelle: Wikipedia

Noch ist der Panik-Rekord nicht erreicht

Ob die Krise eingedämmt wird, hängt vor allem davon ab, ob die großen Industriestaaten der Welt nun entschlossen überzeugende Stimuli auflegen. Denn die Abschnürung des öffentlichen Lebens hat mit den eben erst angelaufenen Schließungen von Schulen, Kindergärten, Geschäften, der Absage von Fußball-Spielen und Flügen gerade erst begonnen. Falls solche Geldpakete nicht geschnürt werden, kann die Panik schlimmer als zuvor zurückkehren. Der Angstindikator VIX ist zwar gestern bis auf 75,42 nach oben gezischt. Doch 1987 hatte er angezogen auf rund 150 Zähler, wie Sie oben sehen.

Das bringt der Tag

In diesem Sinne heißt es: Halten Sie unbedingt Ihren direkten Marktzugang offen und die regelmäßigen Markt-Updates im Blick.

Heute bringt der Terminkalender kaum interessante Konjunktur-Events, den Überblick finden Sie wie immer hier: Market Mover

So steht um 15.00 Uhrt der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan für März an.

Die Bernstein-Bank wünscht erfolgreiche Trades und ein erholsames Weekend!


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